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Lila Black 03 - Elfentod

Lila Black 03 - Elfentod

Titel: Lila Black 03 - Elfentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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das?«, brüllte er. »Dein Fleisch ist Eisen. Abartige Hexe! Welcher Zauber könnte den tödlichen Feind mit dir verbinden, ohne dass du vergehst?« Sein einst makelloses Fell war von grauen und braunen Flecken durchzogen, wo ihn ihre Berührung verbrannt hatte.
    Sie blickte an sich selbst hinab, sah und spürte jedoch keine Veränderung, außer vielleicht einen leichten Grauschleier auf ihrer gepanzerten Metall-Lederhaut. In einem Sekundenbruchteil emotionslosen Widerwillens vor sich selbst ermittelte die KI die Antwort: Ihre Haut hatte spontan ihren molekularen Aufbau an kalt geschmiedetes Eisen angepasst und diese Moleküle wie Schweiß abgesondert, als der Wolf angriff.
    »Jacks Schmiede haben vielleicht Verwendung dafür«, grummelte der Wolf, der sich schnell wieder erholte. Ohne Vorwarnung verwandelte er sich in einen blassen und monströsen Kodiakbären, richtete sich auf, sodass er sie überragte, und riss das Maul zu einem Brüllen auf.
    »Heh«, sagte Thingamajig anerkennend neben ihrem Ohr. »Du hast ihn total stinkig gemacht. Prima!«
    »Äh.« Sie war völlig aus dem Konzept gebracht. Zal sprang vor, und sein Andalun- Leib nahm an der Spitze seines ausgestreckten Arms die Form einer Klinge an. Als er den Bären damit traf, schlug ein Energiefunke von dem Tier auf Zal über und schleuderte alle drei mehrere Meter voneinander weg, als wären sie Magneten mit entgegengesetzten Polen, die sich zu nah gekommen waren.
    »Vampir …«, sagte der Bär mit einer Stimme, die nach knirschenden Felsen klang, und er verwandelte sich mit einem Flackern erneut. Jetzt wurde er zu einem großen, kräftigen, in Felle gekleideten Mann, der mit Schwert, Dolch und Speeren bewaffnet war.
    Zal stellte sich ihm erneut, wurde fester. »Du hast meine Frage nicht beantwortet. Warum willst du zahm bleiben? Was ist mit dir passiert?«
    »Zu spät«, sagte der Jäger, dessen Gesicht über dem struppigen Bart von der Sonne beinahe schwarz gefärbt war. Schnee verfing sich in dem bogenförmig aufragenden, gewachsten Pferdeschwanz, legte sich auf die Speere, auf seine breiten Schultern und die dünnen Spitzen der Felle, die ihn umgaben. Er fiel jetzt so dicht, dass sie sich kaum noch sehen konnten.
    »Es ist nie …«, setzte Zal an.
    »Es ist.« Zum ersten Mal stand Moguskul still, und sein Körper zitterte von der Anstrengung, sich zusammenzureißen, aber es gelang ihm. Während sie ihn ansah, erschien vor Lilas geistigem Auge das Bild einer zusammengesunkenen Figur, die auf einen verhassten Eingang zugeht und bei jedem unausweichlichen Schritt die Füße stärker schleifen lässt. Sie bemerkte erst jetzt, dass er verletzt war. Blut lief aus einer tiefen Wunde an seinem Bein, wo das nackte Schienbein durch die grobe Kleidung zu sehen war. Er sah hinab und dann beiseite auf den Boden, während er mit Resignation in der Stimme sagte: »Ich habe unser Treffen genossen. Doch ich befürchte, es ist für uns alle zu spät. Er ist hier.«
    Lila blickte sich um, entdeckte aber nichts als den weichen, weißen Schnee. Auch als Zal ihr zum zweiten Mal binnen weniger Minuten die Hand reichte, bemerkte sie nichts, aber als sie die Knie durchdrückte und sich zur vollen Größe aufrichtete, versiegte der Schnee plötzlich, als hätte man einen Schalter umgelegt. Die letzten Flocken sanken zu Boden, tanzten wie Federn und offenbarten, dass sie von hohen Gebäuden umgeben waren. Häuser und Hallen aus Stein und Stroh, getüncht und mit schiefen Balken, aus deren Bleiglasfenstern gelbes Lampenlicht drang.
    Wo gerade noch offenes Gelände gewesen war, befand sich jetzt eine Straße, und dahinter sah sie weitere Straßen. Sie stützten einander und wandten sich um, und da offenbarte sich ihnen das Land hinter dem Platz, auf dem sie standen. Gewundene Wege, Brücken, Straßen und Pfade lagen im weißen Schnee. Sie standen auf einer Anhöhe, von der sie das meiste überblicken konnten, sahen über eine niedrige Mauer und eine Klippe hinweg, wo eben noch der kleine Hügel gewesen war. Und dann drehten sie sich erneut um und sahen eine Festung aus grauem Granit und blauem Eis, um deren Zinnen weiße Möwen kreisten.
    Da rannte ein Herold in gestreifter Kleidung an ihnen vorbei und ließ eine Glocke schellen. »Es wird dunkel! Dunkel! Zwei Nächte bis Wintersonnwend! Zwei Nächte bis zum Wendepunkt!«
    Als er verschwunden war, waren sie allein – und dann waren sie nicht mehr allein. Aber auch wenn der Unterschied deutlich und unverkennbar war, war noch

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