Lila Black 03 - Elfentod
anderen, gleichartigen und entgegengesetzten Schwingung absorbiert, die vermutlich das ätherische Feld hervorbrachte, darum blieben sie unversehrt.
Alle bis auf Teazle wandten gleichzeitig ihren Blick ab. Der Dämon ging in die Hocke, eine Hand auf Lilas Rücken, die andere auf seinem Knie, und musterte sie neugierig.
»Endlich«, sagte die Muse sanft und strich sich über den Bauch. Sie beugte sich mit sichtlicher Mühe vor und angelte den Schlüssel aus Jacks Überresten. »Was verknotet wurde, wird gelöst. Elf, du hast den Thron des Fischerkönigs bestiegen und musst ihn bewohnen, bis ein Ritter kommt, der dein Mysterium lösen kann. Und du darfst mich ruhig ansehen …«
Tath verneigte sich. »Die Feen dürfen gehen«, sagte er. Das Geräusch reißender Fäden erklang, ein Singen und Sirren, das beinahe komisch wirkte, und da, wo zuvor noch die Feenmenge wie ein massiver Körper gestanden hatte, schimmerten die Lichter und Farben des Waldes durch. Wie Prunkfeuerwerk schossen die kleineren Feen nach oben und zur Seite in die Luft. Das Geräusch der Menge verwandelte sich von Stille über Geplapper zu Tumult, der schließlich verstummte, als sich die Ansammlung neu formierte. Sie wollten wissen, wie es weiterging, auch wenn sie darauf brannten zu verschwinden.
»Meine Dame.«
Es dauerte einen Augenblick, bis Lila bemerkte, dass die Frau mit ihr sprach. Sie spürte unter ihren Händen keinen Herzschlag und keine Atmung, nicht die geringste Spur eines ätherischen Körpers. Sie hatte ihn jedoch so sehr herbeigesehnt, dass sie sich für einige Sekunden nicht sicher gewesen war, ob da nicht doch …
Sie setzte sich auf, und der Dämon hinter ihr ließ die Hand auf ihrer Schulter, wofür sie ihm dankbar war.
»Ich übernehme ihn.«
»Was bist du?«, fragte Lila. Sie war recht entspannt, nun, da es nichts mehr zu tun gab. »Ist er tot?«
»Ich bin eine der Drei, die Mittlere Schwester. Ich habe viele Namen, die allesamt falsch sind. Du kannst mich Lilie nennen. Ich mag diesen Namen. Wie die Blume.«
»Lilie, ist er tot?«
»Beinahe. Aber wenn er geheilt werden kann, will ich es tun.«
»Und wenn nicht?«
»Dann bleibt er bei mir. Er ist einer meiner Lieblinge. Wir sollten niemanden bevorzugen, aber natürlich tun wir es trotzdem.«
Lila dachte darüber nach. »Schickst du ihn zurück zu mir?« Sie fühlte sich bei dieser Frage wie ein eingeschüchtertes Kind, aber sie konnte sich nicht beherrschen.
»Wenn es möglich ist«, sagte das Wesen, das weder wirklich eine Frau noch eine Schwester war. »Und wenn nicht, kümmere ich mich bis zum Ende um das, was übrig ist.«
»Oh«, sagte Lila und wünschte sich, es gäbe bessere Aussichten. »Berichtest du mir, was passiert?«
»Ich schicke dir ein Zeichen.«
Die Dame trat vor, und Lila erkannte, dass sie zurückweichen und Zal aufgeben sollte. »Oh«, sagte sie erneut. Sie blickte sich zu Teazle um, erkannte ihn kaum in der Gestalt, die er nun innehatte. Er leuchtete so hell und wirkte noch weniger menschlich als sonst, obwohl er die Menschenform angenommen hatte. Er wartete nur und erwiderte ihren Blick, und sie wusste, dass er ihr nichts erlauben oder verbieten würde. Er war nur für sie da, was immer sie auch tat. »Oh.«
Lila sah mit tränenverhangenem Blick zu der großen Frau auf. Ihr Hirn versuchte verzweifelt, die Tränen wegzurechnen, damit sie besser sehen konnte. »Ich will nicht.« Sie blickte auf Zal. Von ihm war nur ein dunkler Schatten am Boden zu sehen, schwarze Spuren, wo seine Gliedmaßen sein könnten. Sie versuchte erneut, ihn zu berühren, und spürte nichts. Er verging vor ihren Augen, also stand sie auf, wich zurück. Teazle blieb an ihrer Seite, hatte die Hand auf ihren Arm gelegt.
Die Dame bückte sich, wegen ihres dicken Bauches wieder mit einiger Mühe und ungeschickt, und breitete einen Schal über Zal. Er flatterte im Wind, legte sich über seine Gestalt und zeigte kurz seine Form, bevor er zu Boden sank. Farbe sickerte in den Stoff, wie bei einem Fleck – der perfekte, zweidimensionale Abdruck eines kleinen, zusammengekrümmten Elfen. Sie nahm den Schal auf, faltete ihn sorgsam und steckte ihn in den Ausschnitt ihrer Robe.
»Das war es?«, fragte Lila.
»Ja«, sagte Nicht-Lilie. »Ich freue mich auf unser nächstes Treffen, meine Dame. Für den Moment aber trennen sich unsere Wege. Erlauben wir der letzten Windung, sich zu entfalten.«
Sie warf die Spirale, die der Schlüssel war, in die Luft, sodass sie sich wie eine
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