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Lila Black 03 - Elfentod

Lila Black 03 - Elfentod

Titel: Lila Black 03 - Elfentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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seinen Fingern auf die Feder rieseln, las die Eindrücke, die darauf hinterlassen worden waren, wobei sein Herz so laut klopfte, dass er um ein Haar alles hätte fallen lassen und beinahe die Verbindung verlor.
    Er sah das Landesinnere, eine riesige Gestalt mit einer Axt, Lilas splitternde Tür. Er roch Rauch und verbranntes Fleisch. Er spürte das bösartige Vibrieren der Runen, wie das Bellen von Hunden, durch das die Gestalt zu Lilas temporärem Portal geführt worden war. Gehörnte Jacks, dachte er. Also ist es wirklich Umeval. Irgendwo in der Nähe der Wirbelnden Steine.
    Im Wind lag eine eisige Kälte, die darauf hindeutete, dass es in diesem Bereich des Feenreiches gerade Winter war oder wurde. Malachi betete, dass der Winter vorbei war, aber er musste sich eingestehen, dass er wohl eher gerade anbrach. Winterwärts lag natürlich gegen den Uhrzeigersinn, und tief im Eis von Wintersonnwend lag die Stadt des Verlorenen Jacks.
    Eine böse Vorahnung ließ ihn erschaudern, und er steckte die Hand in die Tasche, um eines seiner kurzen Grasseile hervorzuholen.
    Er band es rasch zu einer Puppe und beugte sich dann über das Bett, wo er ein Haar von Lilas und eines von Zals Kopf aufsammelte. Er band sie der Puppe um den Hals, zupfte ein Haar aus seinem eigenen Schopf und band damit die unbeugsame Feder auf den Rücken der Puppe, womit sie rudimentär fliegen konnte. Dann tippte er ihr hart auf den Kopf.
    »Oi!«, sagte sie viel zu laut für ihre hohe, leise Stimme. »Nicht so grob!«
    »Entschuldigung«, sagte er. »Ich hab’s eilig. Du musst eine Nachricht überbringen.«
    »Darf’s heimlich sein?«, fragte die Puppe hoffnungsvoll. Der Leib aus trockenem Gras bewegte sich, als wäre es frisch und grün, und dann stand sie aufrecht.
    »Ja, heimlich darf und muss«, sagte er.
    »Heimlich darf und heimlich muss ich, kostet Lohn in Form von Blut dich«, sagte die Puppe und kicherte.
    »Ich will auch einen Schauguck«, fügte Malachi hinzu, klappte den Kragen seines Jacketts zurück und holte dahinter eine lange Haarnadel mit einem Edelstein als Kopf hervor. Er stach sich damit in den Finger und ließ drei Blutstropfen auf den Kopf der Puppe fallen, wobei er das Fleisch um den Stich herum zusammendrückte, damit sie großzügig ausfielen.
    Die Puppe erschauderte unter der grausigen Dusche, und die gedrungene Form entwickelte Arme und Beine; ein Kopf mit rudimentärem Gesicht zeigte sich, während die Feder sich in blaue Kolibriflügel verwandelte.
    »Schauguck geht aufs Haus, rückst du ein Versprechen für später heraus«, sagte die Puppe.
    »Als wenn ich auf so was hereinfiele«, sagte Malachi und verband seinen Finger mit seinem Seidentaschentuch. »Ich schenke dir die Freiheit zu leben, solange diese Sache dauert, du kannst dich frei bewegen, kommen und gehen, Worte und Bilder hin- und hertragen, bis alles Reden, alles Laufen erledigt ist. Falls du mir dafür wahre Sicht schenkst, wenn ich sie verlange.«
    »Mjah«, sagte die Puppe angewidert. »Ich glaub, das geht in Ordnung.« Sie schlug am Rand des Bettes einige Kapriolen, um sich an die neue Gestalt zu gewöhnen. Dann witterte sie. »Geliebte, voller Sehnsucht«, sagte sie leichthin. »Zumindest bei einem von beiden. Was würden wir für so mühelos gefertigte Ketten geben! Ein Spiel, das so lange währt, dass man es fast vergisst. Bereit aufzusteigen, und bereit, alles zu verwinden, zu …«
    »Halt dich da raus«, sagte Malachi.
    »Jo, was willst du denn nun schaugucken?«, fragte die Puppe und faltete schmollend die Arme.
    »Zeig mir die Frau des Verlorenen Jack«, sagte Malachi.
    Die Puppe lehnte sich zurück und warf ihm einen fragenden Blick zu, wenn man dies bei Augen, die nur aus schwarzen Punkten im knotigen Kopf bestanden, so nennen konnte. »Sie pflegt zurückzugucken, und wie sie das tut … ich würd’s nicht empfehlen.«
    »Mach’s einfach.«
    Das kleine Ding bewegte den Kopf voller Abscheu, hob aber gehorsam den Arm und wies auf die Wand, an der ein kleines Bild hing, das Lila mit Wasserfarben gemalt hatte und ein Stück Strand und Ozean zeigte. Dort bildete sich nun aus wirbelnden Farben ein neues Bild, das jedoch im gleichen Stil gehalten war.
    Malachi verspürte einen vertrauten Schmerz in der Brust, als ihr Gesicht sich aus den Farben schälte – eine Pein, die er schon so lang nicht mehr verspürt hatte, dass er es, wie Lilas und Zals Spiel, beinahe vergessen hatte. Sie nun zu sehen, lockerte diesen kleinen Eissplitter wieder, und erneut

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