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Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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überhaupt in der Nordsee?«, überlegte Lillis Vater laut.
    »Delphine sind keine Fische. Sie sind Säugetiere, Herr Ferdinand«, entgegnete Genoveva freundlich. »Sie bekommen Luft durch ein Atemloch am Kopf und haben keine Kiemen. Allerdings hatten wir hier vor der Küste noch nie Delphine, soweit ich weiß. Du musst dich geirrt haben, Spätzchen. Vielleicht hast du ja einen Schweinswal gesehen.«
    Lilli zuckte mit den Schultern. Sie konnte nicht hundertprozentig sicher sein, dass sie tatsächlich Delphine gesehen und gehört hatte. Deshalb schwieg sie lieber.
    Genoveva häufte nun summend Nudeln, Fischstäbchen und Stachelbeeren auf die Teller, die allesamt mit Smileys bemalt waren. »Möchte jemand Pfirsichmarmelade?«, fragte sie. Als niemand antwortete, verteilte sie löffelweise Marmelade über ihre und auch Felines Nudeln. »Ketchup zu den Stachelbeeren?«, fügte sie hinzu, und als wieder niemand reagierte, verzierte sie ihre eigenen und Felines Stachelbeeren mit Ketchup-Krönchen. »Los geht’s!«, versetzte sie dann und schob sich eine Gabel voll Ketchup-Stachelbeeren in den Mund.
    Die Susewinds beobachteten mit unschlüssigen Gesichtern, wie ihre Gastgeber begannen, die Mahlzeit mit großer Selbstverständlichkeit zu verspeisen.
    Feline bemerkte die zweifelnden Blicke der Gäste. »Es sieht komisch aus, schmeckt aber ganz gut.«
    »Darf der Ketchup auch auf die Nudeln?«, fragte Jesahja.
    Genoveva lachte. »Aber sicher, Schätzchen! Was wir hier machen ist Essen für Fortgeschrittene. Du bist wahrscheinlich einfach noch nicht so weit. Wer Ketchup auf die Nudeln gibt, ist noch ein Anfänger. Aber das ist okay!« Sie strahlte Jesahja herzlich an.
    Weder Lillis Eltern noch ihre Oma, noch Lilli selbst stellten sich als »fortgeschrittene Esser« heraus. Außer Genoveva und Feline probierte niemand die außergewöhnlichen Zusammenstellungen, aber dennoch schmeckte es allen gut.
    »Ich habe mir soeben die Fußnägel lackiert!«, verkündete Genoveva nach einer Weile unter Schmatzen. Sie hob den rechten, nackten Fuß in die Höhe und wackelte vor den Augen ihrer erstaunten Gäste mit den Zehen. Genovevas Zehennägel waren in fünf verschiedenen Farben bemalt. Gelb, Grün, Orange, Zartrosa und Lila. »Sind sie nicht wunderschön?«, fragte Genoveva und drehte ihren Fuß hin und her.
    Lillis Vater konnte es sich nur schwer verkneifen zu lachen, ebenso Lillis Oma. Nur Lillis Mutter machte ein griesgrämiges Gesicht.
    »Die Fischstäbchen habe ich übrigens selbst gemacht«, erzählte Genoveva. »Mit frischem Fisch, den ich heute Morgen gefangen habe. Wisst ihr, ich habe ein kleines Boot, mit dem ich manchmal zum Fischen aufs Meer hinausfahre.«
    »Darf ich das nächste Mal mit dir rausfahren?«, fragte Feline ihre Mutter. »Ich wäre gern mal wieder auf dem Wasser … wenn ich schon nicht mehr darin schwimmen kann.«
    »Ach, Purzelchen, das wird schwierig. Um aufs Boot zu kommen, müsstest du erst einmal über den Strand zum Steg gelangen. Und mit dem Rollstuhl würdest du wahrscheinlich im Sand stecken bleiben.« Genoveva machte eine bedauernde Geste.
    »Warum tragen Sie sie nicht?«, fragte Lillis Mutter.
    »Das möchte Feline nicht.«
    Feline erklärte mit fester Stimme: »Ich bin zwar querschnittsgelähmt, aber ich bin kein hilfloser, nasser Sack, den man herumtragen muss!«
    Die Runde schwieg.
    Schließlich schlug Lillis Oma vor: »Wie wäre es, wenn man eine Rampe bauen würde, um die Terrasse mit dem Steg zu verbinden?«
    Genoveva lächelte müde. »Das wäre toll. Aber dafür müsste ich Handwerker engagieren …«
    »Nein, keineswegs!«, entgegnete Lillis Oma.
    Lillis Vater grinste. »Wissen Sie, Frau Genoveva, Oma ist die beste Handwerkerin der Welt.«
    Genoveva sah zuerst ihn und dann Lillis Oma verdutzt an.
    »Ich hatte schon befürchtet, ich würde mich im Urlaub langweilen«, sagte Lillis Oma, »aber wenn ich eine Rampe bauen könnte, hätte ich jede Menge Spaß.«
    Genoveva strahlte, und Feline lächelte zaghaft.
    »Also abgemacht!« Lillis Oma schüttelte Genoveva die Hand. »Sie besorgen das Material, und ich baue Ihnen eine schöne Rampe!«
    Neben Lilli fraßen Bonsai und Frau von Schmidt begierig aus farbenfrohen Näpfen. Lilli fragte sich, was wohl in den Näpfen war. Genoveva bemerkte Lillis fragenden Blick. »Die Tiere haben von mir ebenfalls Fischstäbchen bekommen«, erklärte sie. »Aber ohne Ketchup und Pfirsichmarmelade.« Sie zwinkerte Lilli zu.
    Frau von Schmidt begann zu miauen.

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