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Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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»Welch vortrefflicher Genuss! Sogar eine selbst erlegte Maus könnte nicht besser munden.« Und Bonsai sagte schmatzend: »Ein super Fresschen. Was ist das, Lilli?«
    »Das ist frischer Fisch«, antwortete Lilli unweigerlich. Im nächsten Augenblick wurde ihr heiß und kalt zugleich. Sie hatte es schon wieder getan! Sie hatte mit den Tieren gesprochen! Mit pochendem Herzen sah Lilli in die Runde. Ihre Familie starrte sie entsetzt an. Genoveva schien sich lediglich über die plötzliche Stille zu wundern, aber Feline sah alarmiert von Lilli zu den Tieren.
    In der nächsten Sekunde erwachten die Susewinds aus ihrer Starre und begannen hektisch draufloszuschwatzen. Lillis Vater machte sich fieberhaft über seine restlichen Fischstäbchen her und rief übertrieben begeistert: »Wirklich köstlich!«, Lillis Mutter schrillte unzusammenhängend: »Morgen soll es regnen!«, während Lillis Oma ruckartig aufstand, an ihrem Stuhl rüttelte und feststellte: »Der wackelt.«
    Genoveva schien sich über die unvermittelte Lebhaftigkeit ihrer Gäste zu freuen. »Ja, der Stuhl wackelt tatsächlich. Und Sie haben recht, Frau Regina, das Wetter ist hier sehr wechselhaft. Mal schön, mal schlecht. Aber es ist immer irgendein Wetter. Kein Wetter gibt es nicht!«
    Genoveva schien keinerlei Verdacht geschöpft zu haben. Felines ernste und aufmerksame Miene verriet Lilli jedoch, dass man ihr auf Dauer nichts vormachen konnte.
    »Das war lecker!«, tat Genoveva schließlich kund und erhob sich. »Ihr müsst mir nicht beim Abräumen helfen, meine Lieben. Feline geht mir in der Küche zur Hand. Genießt doch einfach noch ein wenig die frische Seeluft auf der Terrasse.«
    »In Ordnung«, erwiderte Oma, und alle gingen hinaus. Dort standen sie mit angespannten Gesichtern um Lilli herum.
    Lillis Mutter verschränkte die Arme vor der Brust. »Lilli, es war extrem gedankenlos von dir, den Tieren zu antworten!«, grollte sie. »Genau so etwas wollte ich vermeiden!«
    »Na ja, so schlimm war es nun auch wieder nicht«, sagte Lillis Vater beschwichtigend. »Ich glaube kaum, dass Genoveva oder Feline aus diesem kleinen Zwischenfall schließen, dass Lilli mit Tieren sprechen kann.«
    »Nicht so laut!«, raunte Lillis Mutter.
    »Genoveva hat bestimmt nichts gemerkt«, sagte Jesahja.
    »Oh, diese Genoveva!«, zischte Frau Susewind zornig. »Die hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank! Marmelade! Fußnägel! Wetter! Wir sind im Irrenhaus gelandet!«
    »Regina«, unterbrach Lillis Oma den heraufziehenden Wutausbruch. Lilli ahnte, was nun folgen würde, und sie hatte recht. »Gänseblümchen!«, verordnete Oma in unerbittlichem Tonfall.

Die Delphine
    »Komm, Lilli, du schaffst das!«, rief Lillis Vater und schwamm ein kleines Stück näher. »Du musst mit den Armen und Beinen so machen …« Er zeigte ihr zum wahrscheinlich zwanzigsten Mal, wie sie sich bewegen sollte, und blickte sie dabei erwartungsvoll an.
    Doch Lilli hielt sich weiterhin krampfhaft an der Leiter des Stegs fest, wie seit beinahe einer Stunde schon. »Ich trau mich nicht.«
    »Lass einfach los, Lilli!«, versuchte es nun auch Lillis Oma noch einmal, aber Lilli brachte es nicht über sich, die Hände von den Sprossen der Leiter zu nehmen. Neben ihr schaukelte Genovevas kleines Ruderboot, das am Ende des Stegs vertäut war. Für das Boot war es ganz leicht, nicht unterzugehen! Warum war es für sie nur so schwer?
    »Du kannst nur dann schwimmen lernen, wenn du es versuchst«, sagte Jesahja, und man hörte ihm an, dass er langsam etwas ratlos wurde.
    Lilli klammerte sich so fest an die Sprossen, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Außerdem war ihr schrecklich kalt, da sie sich kaum bewegte. Am liebsten hätte sie geheult. Ein neuer Versuch war zwecklos, sie hatte zu große Angst davor unterzugehen. Anfangs hatte sie den Mut gehabt loszulassen und sich mehrere Male bemüht, die Schwimmbewegungen der anderen nachzuahmen. Aber sie konnte sich damit nicht über Wasser halten und hatte jede Menge Wasser geschluckt. Danach war sie zu ängstlich gewesen, es noch einmal zu versuchen. Das ärgerte sie selbst am meisten, denn sie wollte wirklich gern schwimmen lernen. Seit sie vor ein paar Monaten im Zoo in das Becken des Eisbären gefallen und beinahe ertrunken war, hatte sie sich fest vorgenommen, es endlich zu lernen. In der Vergangenheit waren die Susewinds so oft umgezogen, dass Lilli es nie geschafft hatte, einen Schwimmkurs zu belegen. Doch hier im Urlaub bot sich endlich eine

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