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Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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gute Gelegenheit. Deshalb hatte Lilli ihre Familie und Jesahja an diesem Morgen gebeten, ihr das Schwimmen beizubringen, und alle hatten sofort zugestimmt.
    Alle, bis auf Lillis Mutter. Sie wollte lieber an einem Konzept für eine politische Talkshow feilen. Denn sie plante, ihrem Chef nach dem Urlaub ihren Entwurf vorzulegen, und hoffte, dadurch endlich eine eigene Sendung im Abendprogramm zu bekommen. Lillis Vater war alles andere als begeistert davon, dass seine Frau im Urlaub arbeiten wollte. Schließlich hatte sie ihm vor den Ferien versprochen, ihren Laptop zu Hause zu lassen, damit sie nicht ständig mit den Gedanken beim Sender war. Frau Susewind hatte ihren Computer auch tatsächlich nicht mitgebracht. Aber ihr Konzept konnte sie auch auf Papier ausarbeiten, und das hatte sie sich an diesem Tag vorgenommen. Während Lilli und die anderen im Meer waren, saß Frau Susewind auf der Terrasse und machte sich mit Feuereifer Notizen.
    »Wir können es ja später noch einmal versuchen«, schlug Lillis Vater nun vor. »Mir wird auch langsam kalt.«
    Lilli war froh, dass es endlich vorbei war. Sie kletterte flink die Leiter hoch, und die anderen folgten ihr. Bibbernd vor Kälte stand sie dann auf dem Steg und versuchte, sich die Gänsehaut fortzureiben. Da kam Genoveva auf sie zu, mit einem feuerroten Smiley-Becher in der Hand. »Möchtest du etwas trinken, Mäuschen?«, fragte sie. »Das hier ist heißer Kakao, gewürzt mit ein bisschen Pfeffer. Der wärmt dich auf!«
    Lilli nahm den Becher entgegen, schnupperte vorsichtig daran und probierte einen kleinen Schluck. Der gepfefferte Kakao schmeckte erstaunlich gut.
    »Möchtet ihr alle heißen Kakao?«, fragte Genoveva.
    »Gern!«, riefen alle gleichzeitig.
    Lilli, Jesahja und die übrigen Susewinds folgten Genoveva über die Terrasse ins Haus. Lillis Mutter, die hochkonzentriert über ihren Papieren saß, schien gar nicht zu bemerken, dass ihre Familie an ihr vorüberging. Lilli war jedoch froh, dass ihre Mutter nicht fragte, ob sie denn nun endlich schwimmen gelernt hatte. Es war ihr peinlich, solch ein Feigling zu sein.
    Am Abend, lange nach elf Uhr, lag Lilli in ihrem Bett und starrte traurig an die Decke. Warum konnte sie bloß nicht schwimmen? Und warum hatte sie nicht den Mut gehabt, es weiter zu versuchen?
    Bonsai, der sich neben Lillis Bett niedergelassen hatte, hob den Kopf. »Lilli? Bist du nicht fröhlich?«
    Lilli antwortete nicht.
    Bonsai stellte sich auf die Hinterbeine und stemmte die Vorderpfoten gegen das Bett. »Es kommt Wasser aus deinen Augen raus! Du bist nicht fröhlich.«
    »Das stimmt, Bonsai.« Lilli wischte sich eine Träne weg.
    »Fröhlich wäre besser.«
    »Ich bin traurig, weil ich nicht schwimmen kann.«
    Bonsai wedelte zaghaft mit dem Schwanz. »Aber das ist doch leicht! Du musst nur laufen, im Wasser.«
    Lilli betrachtete ihren kleinen Hund eindringlich. Bonsai konnte gut schwimmen, dabei zappelte er bloß mit den Beinchen. Auf diese Weise hielt er sich über Wasser. Womöglich konnte sie das auch? Vielleicht war das einfacher als die Schwimmbewegungen, die ihre Familie ihr beibringen wollte. Sollte sie zum Strand hinuntergehen und versuchen, genau wie Bonsai zu schwimmen? Lilli sprang aus dem Bett.
    »Gehen wir nochmal Gassi?«, fragte Bonsai aufgeregt.
    »Wir gehen zum Strand. Ich werde versuchen, zu schwimmen wie du. Und du musst mir dabei helfen, Bonsai«, erklärte Lilli, und ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern herab. Sie wollte nicht, dass ihre Eltern, ihre Oma oder Jesahja bemerkten, was sie vorhatte. Wenn es diesmal wieder schiefging, sollte das niemand sehen.
    Lilli zog ihren Badeanzug und ihren Bademantel an und schlich, gefolgt von Bonsai, auf Zehenspitzen aus dem Haus.
    Die Nachtluft war kühl, und Lilli fröstelte, doch sie war entschlossen, es noch einmal zu versuchen. Sie wollte kein Feigling sein. Im Mondlicht huschten Bonsai und Lilli über den Strand. Ihre Oma schien mit der Rampe, an der sie wie unter Hochdruck gearbeitet hatte, schon fertig zu sein.
    Lilli und Bonsai blieben erst stehen, als sie die Leiter am Ende des Stegs erreicht hatten.
    »Das Wasser ist ja wieder da!«, stellte Bonsai verwundert fest. »Wenn Schmidti das sieht!«
    Lilli lächelte. Als sie vor einigen Stunden mit Bonsai am Strand Stöckchen werfen gespielt hatte, war gerade Ebbe gewesen. Wo zuvor die Wellen den Strand überspült hatten, war nichts als Schlick und Watt. Das Meer hatte sich kilometerweit zurückgezogen, als wolle es nie

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