Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)
nachdenklicher Stimme. »Bisher habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, welche Vorteile deine Gabe haben könnte. Ich habe immer nur die Nachteile gesehen.« Frau Susewind stand auf. »Ich würde sehr gern mit dir und den Delphinen schwimmen.« Sie trat einen Schritt auf Lilli zu und breitete mit einer unsicheren Bewegung die Arme aus. Lilli zögerte nicht lange und kam ihr entgegen. Sie ließ sich in die Arme ihrer Mutter fallen und drückte sie fest an sich.
»Lass uns schwimmen gehen«, murmelte Frau Susewind ein wenig verlegen und lächelte. Lilli erwiderte ihr Lächeln und nahm ihre Mutter bei der Hand.
Drei Minuten später kletterten Lilli, ihre Mutter, Jesahja, Lillis Oma und Genoveva einer nach dem anderen an einer Leiter ins Wasser hinab. Lillis Vater trug Feline auf der Leiter huckepack. Doch sobald sie ins Wasser eintauchten, löste Feline ihren Griff und begann zu schwimmen. »Mama, guck mal! Ich schwimme!«, rief sie, und ihr Gesicht war ein einziges, glückliches Strahlen.
Genoveva traten vor Rührung Tränen in die Augen. »Meine Feline schwimmt wieder …«, flüsterte sie.
»Hey! Da bist du ja endlich!«, erklang ein erfreutes Keckern neben ihnen.
»Fitz!«, rief Lilli. Der kleine Delphin kam herangeprescht, dicht gefolgt von seiner Schwester. »Wir haben dich ja ewig nicht gesehen!«, riefen die Delphinkinder im Chor.
»Ja, tut mir leid. Es ging nicht anders«, erwiderte Lilli. »Geht es euch gut?«
»Ja!«, pfiff Zapp. »Wir sind zu Hause!«
»Was?« Lilli schnappte nach Luft. »Wir sind schon da?«
»Ja, Lilli«, klickte Tsiff, die mit den drei erwachsenen Delphinen durch die Wellen heranglitt. »Hier ist unser Zuhause. Wir haben es geschafft. Und das haben wir allein dir zu verdanken.«
»Lasst uns springen!«, trillerte Fitz, nahm Anlauf und sprang im hohen Bogen aus dem Wasser. Hoch oben drehte er sich keckernd um die eigene Achse.
Zapp tat es ihm sofort nach, und Tsiff, Klirk und Onkel Pfank folgten. Nun sprangen alle Delphine pfeifend durch die Luft. Immer wieder schnellten sie dabei über die Köpfe der Menschen im Wasser hinweg, sprühten glucksend Wasser auf sie und tauchten unter ihnen hindurch.
»Festhalten, Mädchen!«, keckerte Zapp und präsentierte Feline ihre Rückenfinne. Feline griff zu, und schon ging es los. Leicht und spielerisch glitten sie gemeinsam durchs Wasser, und Feline jauchzte vor Begeisterung.
Tsiff schwamm zu Lillis Mutter. »Du kommst mit mir!«, pfiff sie, und Lilli übersetzte. Frau Susewind hielt sich an Tsiff fest, und die Delphinmutter schwamm los. Lillis Mutter schien sich anfangs ein wenig zu verkrampfen, doch schon nach wenigen Augenblicken huschte ein Lächeln über ihr Gesicht und sie ließ sich bereitwillig ziehen. Innerhalb einer Minute verwandelte sich ihr scheues Lächeln in ein breites Grinsen. »Lilli, das ist toll!«, rief sie verzaubert und feuerte Tsiff an, noch schneller zu schwimmen. Dann kehrten sie zu Lilli und den anderen zurück. »Ich bin so froh, dass ich nicht da oben über meinen Papieren sitze!«, sagte Lillis Mutter mit roten Wangen.
Genoveva lachte. »Und ich bin froh, meine Liebe, dass Sie endlich mal auftauen!« Genoveva zog eine der getrockneten, im Wasser mittlerweile feucht gewordenen Rosen aus ihrem Haar und steckte sie Lillis Mutter hinters Ohr.
Da boten Fitz, Klirk und Onkel Pfank ihre Rückenflossen an. Lilli und Jesahja ließen Genoveva, Lillis Oma und Lillis Vater den Vortritt, da diese noch nie mit den Delphinen geschwommen waren. Die drei hielten sich fest, und während der folgenden halben Stunde war nichts als Lachen, Johlen und Freudenquieken aus dem Wasser zu hören.
Plötzlich stieg Alfonso Albertini an der Leiter herab und kam zu ihnen ins Wasser. »Das ist ja traumhaft! Die Delphine schwimmen mit uns!«, rief er begeistert. Man sah ihm an, dass er gerührt war. Selig lächelnd blickte er Genoveva an, und diese strahlte verliebt zurück.
Doch Lilli, Feline und Jesahja hielten erschrocken inne und fragten sich, wie sie sich nun verhalten sollten. Da schwamm Lillis Mutter zum Bürgermeister und fragte: »Möchten Sie den Delphinen vielleicht irgendetwas sagen?«
Verblüfft starrte Herr Albertini sie an.
»Na, haben Sie irgendeine Frage an sie?«
»Also, äh … ja! Ich würde gern wissen, ob ich mich auch mal an ihnen festhalten darf.« Er lachte und schien das Ganze für einen Scherz zu halten.
Frau Susewind richtete sich an ihre Tochter. »Lilli, könntest du das die Delphine bitte
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