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Liliane Susewind – Ein Panda ist kein Känguru (German Edition)

Liliane Susewind – Ein Panda ist kein Känguru (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein Panda ist kein Känguru (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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nie Kängurusprache gehört und brauchte einen kurzen Moment, um sich darauf einzustellen. Doch kaum hatte sie angefangen, sich zu konzentrieren, hörte sie mehr als nur ein Schnalzen und Gluckern – sie hörte ein nervöses Gemurmel. »Oh, du meine Güte! Wo bin ich nur? Wo ist meine Crew? Hallo? Crew?«
    Frau Essig-Steinmeier zog die Augenbraue hoch und hörte dem Schnalzen mit besorgter Miene zu. »Hat sie Angst?«, fragte sie Lilli.
    »Ich glaube schon.«
    Die Direktorin nickte Finn zu, der sein langes hellbraunes Haar wie immer zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Er machte sich daran, eine Tür an der Seite der mannshohen Holzkiste zu öffnen. Sobald die Tür offen war, beugten Lilli, Jesahja, Frau Essig-Steinmeier und Finn sich vor und starrten in die Kiste. Dort saß es: Ein Känguru mit rotem Fell, langen Ohren, großen braunen Augen und riesigen Füßen.
    »
Macropus rufus
, Rotes Riesenkänguru«, murmelte Jesahja. Er schien sämtliche Tierlexika auswendig zu kennen.
    Das Känguru schaute sie ängstlich an und rührte sich nicht. Lilli beugte sich noch weiter vor und spähte in die Kiste. »Hallo Kylie«, sagte sie sanft.
    »Oh, du meine Güte!« Die Augen des Kängurus weiteten sich. »Du kannst sprechen!« Es kam ein paar vorsichtige Schritte näher. »Bist du ein Babykänguru?«
    Lilli lächelte zaghaft. Kylie war einen ganzen Kopf größer als sie selbst. »Nein, ich bin ein Mensch.«
    »Ein sprechendes Menschenbaby?« Kylie tapste auf allen vieren aus der Kiste. Die neue Umgebung schien sie allerdings weniger zu interessieren als Lilli. Aufgeregt schnupperte sie an Lillis Haar und an ihrer Jacke. »Oh!«, seufzte sie dann aus voller Brust und legte kurzerhand die Arme um Lilli. »Ohhh!«
    Lilli wusste nicht, wie ihr geschah. Sie war noch nie von einem Känguru umarmt worden!
    »Du bist schön«, schnalzte Kylie verträumt.
    »Was, ich?«
    »Ja!« Das Känguru seufzte abermals. »So schön!« Es schmiegte seinen Kopf in Lillis Schulterbeuge.
    Lilli musste lachen. »Ich … finde dich auch schön.«
    Kaum hatte Finn das gehört, lachte er schallend.
    Kylie betrachtete den Pfleger im grünen Overall interessiert. »Du riechst gut!«, gluckerte sie und hielt schnuppernd die Nase in die Luft. »Nach Gras!« Sie schnaufte tief. »Du bist auch schön!«
    Lilli unterbrach das Tier: »Er versteht dich nicht, aber ich sage ihm, dass du ihn auch schön findest.«
    Finn grinste, Jesahja ebenso. Frau Essig-Steinmeier machte jedoch eine strenge Handbewegung. »Liliane, es ist wichtig, dass du ihr erklärst, wo sie sich befindet.«
    Lilli besann sich auf ihre Aufgabe. »Kylie«, sagte sie, und das Känguru schaute sie aufmerksam an. »Das hier ist dein neues Zuhause. Du wirst ab heute hier wohnen.«
    Kylie blickte sich im Gehege um. »Schön!«, gurrte sie. »Aber wo ist meine Crew?«

    »Deine Crew?«, wiederholte Lilli.
    »Crew?«, fiel Frau Essig-Steinmeier ein.
    Kylie hoppelte ein paar Schritte umher. »Ja, wo sind denn alle? Wieso bin ich ganz allein? Kommen die anderen später?«
    Lilli übersetzte der Direktorin: »Ich glaube, sie meint andere Kängurus. Hat sie vorher in einer Gruppe gelebt?«
    Frau Essig-Steinmeiers Gesicht bekam einen nachdenklichen Zug. »Ja. In dem anderen Zoo hat sie in einer Herde von insgesamt acht Tieren gelebt. Leider musste die Gruppe getrennt werden, und alle Kängurus sind auf unterschiedliche Zoos verteilt worden.«
    »Aber …«, schaltete Jesahja sich ein. »Kängurus sind doch Herdentiere!«
    Die Direktorin nickte steif. »Kylie wird wohl trotzdem allein bleiben müssen.«
    Als Lilli das hörte, fühlte sie sich mit einem Mal ganz elend. Da kam Kylie zu ihr zurück und kuschelte sich mit schnurrenden Lauten an sie. »Oh, du meine Güte, ist das schön hier!« Sie rieb ihren Kopf seufzend an Lillis Arm. »Die anderen werden das neue Zuhause auch schön finden. Wir –«
    »Es tut mir leid«, unterbrach Lilli. Sie musste es Kylie einfach sagen. »Deine Crew wird nicht kommen.«
    Kylies Ohren zuckten. »Nicht kommen?«, wiederholte sie erschrocken. »Aber … wo sind sie denn? Milly und Cooper, Ruby und Joey …«
    »Sie … leben jetzt woanders.«
    »Was?« Kylie begann zu zittern. »Ich bin ganz allein?«
    Lilli legte ihr vorsichtig die Hand auf die Pfote. »Ja, es tut mir wirklich sehr leid.«
    Das Känguru bebte am ganzen Körper. »Allein …«, krächzte es. »Ganz allein …« Mit einer ungelenken Bewegung drehte Kylie sich um und hoppelte in den

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