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Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)

Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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weh.«
    »Oh, das tut mir leid.« Lilli überlegte, ob sie irgendetwas machen sollte. Aber sie wusste nicht, was. Also setzte sie sich neben den Direktor auf den Boden.
    »Erzähl es bitte nicht Evelyn«, bat Herr Grimm-Hartmüller. »Ich meine, Frau Essig-Steinmeier. Sie weiß nichts davon.«
    »Wieso nicht?«
    Der Direktor fuhr sich abermals mit der Hand über die Stirn. »Ich möchte nicht, dass sie sich Sorgen um mich macht«, antwortete er. »Ich kenne sie inzwischen gut genug. Wenn sie wüsste, dass ich unter Herzrasen leide, würde sie mich hegen und pflegen wie eines ihrer kranken Tiere. Aber so schlimm ist es ja gar nicht. Sie soll mich lieber weiterhin für unverwüstlich halten. Das gefällt einem Mann besser, weißt du?«
    Lilli war es nicht gewohnt, mit einem Erwachsenen über solche Dinge zu sprechen, und knibbelte unsicher an ihrem Schuh herum. »Können Sie denn nicht einfach gesund werden?«
    Herr Grimm-Hartmüller lachte heiser. »Das wäre die perfekte Lösung! Danke für den Vorschlag.« Er schüttelte lachend den Kopf. »Nein, mein Kind, so einfach ist das nicht. Ich habe das Herzrasen schon lange. Vor allem nachts. Da kann ich oft nicht schlafen.« Er fuhr sich noch einmal über die Stirn. »Ich bin schon jahrelang in Behandlung bei verschiedenen Ärzten und nehme Tabletten.«
    Da kam Lilli eine Idee. »Ich könnte Ihnen vielleicht –«, begann sie. Aber dann verstummte sie abrupt, denn ihr fiel ein, dass das, was sie dem Direktor gerade sagen wollte, ein Geheimnis war. Ihr letztes Geheimnis.
    »Was könntest du?«
    »Ich …« Lilli zögerte. »Ich könnte Ihnen vielleicht helfen.«
    Der Direktor lächelte irritiert. »Aha? Wie denn?«
    »Ich kann mit meiner Gabe … noch was machen. Davon wissen bisher aber nur meine Familie und die Sturmwagners«, brachte Lilli stockend hervor.
    »Wirklich?« Herr Grimm-Hartmüller beugte sich vor und sah sie fragend an. »Im Ernst?«
    »Ja. Ich kann noch was. Das weiß ich aber selbst erst seit ein paar Wochen.«
    Die Augen des Direktors wurden groß. »Und was ist es?«
    »Es hat mit meiner Pflanzengabe zu tun.« Lilli flüsterte beinahe. Dieses Geheimnis war sehr wertvoll und durfte nicht hinausposaunt werden. »Es ist so: Ich kann die Heilkraft von Kräutern verstärken.«
    Herr Grimm-Hartmüllers Augen verengten sich zuerst, dann weiteten sie sich wieder. »Oh! Natürlich! Kräuter sind ja auch Pflanzen! Das ergibt absolut Sinn. Aber es ist … erstaunlich.«
    »Ja. Ich kann es selbst immer noch nicht richtig glauben, aber es funktioniert! Ich kann die Kräuter bitten, ihre volle Kraft zu entfalten. Und dann tun sie es.« Während Lilli das sagte, kamen Zweifel in ihr hoch. Was, wenn es gar nicht noch einmal funktionierte?
    Sie hatte die neue Gabe erst ein einziges Mal ausprobiert, vor ein paar Wochen, als sie einem verletzten Reh helfen wollte und Jesahja hohes Fieber hatte. Durch Lillis Hilfe wurden beide damals schnell geheilt. Seitdem hatte Lilli sich jedoch von Kräutern ferngehalten. Denn wenn sie ehrlich mit sich war, war ihr die ganze Sache nicht wirklich geheuer. Sie hatte schon genug außergewöhnliche Gaben – die ihr neben allen schönen Seiten auch jede Menge Ärger einbrockten! Eine weitere Gabe war ihr eigentlich gar nicht willkommen. Vor allem nicht solch eine … große. Doch nun saß der Tierparkdirektor mit bleichem Gesicht und schweißnasser Stirn vor ihr und brauchte Hilfe.
    »Vielleicht … könnte ich Ihre Herztabletten verstärken«, brachte Lilli stockend hervor. »Also … ich könnte es zumindest mal versuchen.«
    »Das wäre ja unfassbar!« Rasch griff der Direktor in die Innentasche seiner Jacke und zog eine kleine Schachtel hervor. »Das hier sind meine Tabletten.«
    Er sah so aufgeregt aus, dass Lilli ihm diese Freude gern machen wollte. Sie nahm die Schachtel in die Hand, schloss die Augen und versuchte, in die Tabletten hineinzuspüren, wie sie es vor ein paar Wochen mit den Kräutern getan hatte. Doch sie fühlte nichts.
    »Was ist?«, fragte der Direktor. Seine Hände hielten angespannt seine Knie umfangen, als wollten diese weglaufen.
    Lilli schluckte. Es klappte nicht! Sie spürte rein gar nichts! Hatte sie vielleicht gar keine besondere Kräutergabe? Waren das Reh und Jesahja womöglich durch Zufall geheilt worden?
    »Was ist mit dir?«, fragte Herr Grimm-Hartmüller besorgt.
    »Ich … es geht nicht«, stammelte Lilli und stellte erstaunt fest, dass sie beinahe erleichtert darüber war.
    Da sagte der Direktor:

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