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Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)

Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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»Warte mal!« Er faltete den Beipackzettel auseinander und steckte die Nase hinein. »Das kann ja gar nicht klappen!«, rief er gleich darauf. »Das ist kein pflanzliches Präparat. Das heißt, da sind gar keine Kräuter drin!«
    »Ach so«, sagte Lilli. Ihr Mund war trocken wie Sandpapier. »Dann geht es natürlich nicht.« Mit zittrigen Händen gab sie ihm die Tabletten zurück.
    Der Direktor steckte sie mit enttäuschtem Gesicht wieder in seine Innentasche. »Schade.«
    Er sah so geknickt aus, dass Lilli ein schlechtes Gewissen bekam. Wenn sie Herrn Grimm-Hartmüller helfen konnte, dann musste sie es auch tun. »Mein Vater ist von Beruf Heilpraktiker«, sagte sie. »Er hat einen ganzen Schrank voller Kräuter zu Hause.«
    »Aha?«
    Lilli holte tief Luft. »Ich könnte herausfinden, ob etwas für Sie in seinem Schrank ist, und es dann verstärken.«
    Der Direktor hob die Brauen. »Wie willst du herausfinden, ob etwas für mich geeignet wäre?«
    »Ich denke, ich kann … spüren, was das richtige Mittel für jemanden ist«, erklärte Lilli stockend. »Das ist Teil der Gabe … glaube ich«, stotterte sie. »Ich weiß, was jemand braucht, um gesund zu werden.«
    Herr Grimm-Hartmüller starrte sie perplex an. »Und woher weißt du das?«
    »Ich habe keine Ahnung!« Lilli hob hilflos die Hände. »Ich denke, wenn ich vor dem Kräuterschrank stehe, werde ich wissen, was das Richtige für Sie ist. Das hoffe ich zumindest.« Lilli straffte die Schultern. Sie musste es einfach versuchen – dem Tierparkdirektor zuliebe. »Ich gebe es Ihnen dann morgen. Damit es Ihnen besser geht!«
    Herr Grimm-Hartmüller schien von Lillis Worten sehr berührt zu sein. Überschwänglich nahm er ihre Hand. »Das wäre wunderbar. Unglaublich wunderbar!« Er strahlte über das ganze Gesicht.
    Lilli strahlte zaghaft zurück und merkte, dass sie sich schon besser in ihrer Haut fühlte. Jemanden so zum Strahlen zu bringen wie gerade den Tierparkdirektor war es sicherlich wert, über den eigenen Schatten zu springen.

Besprechung im Gebüsch
    Am frühen Abend saß Lilli in ihrem Zimmer am Fenster und hielt nach Jesahja Ausschau. Sie wollte ihn unbedingt abfangen, wenn er vom Baumarkt nach Hause kam, um ihn nach Trina zu fragen.
    Auf Lillis Schoß schlief Frau von Schmidt. Die Katze lag auf dem Rücken, streckte alle viere von sich und schnarchte leise vor sich hin. Gedankenverloren streichelte Lilli der Katze den flauschigen Bauch, bis sie Jesahja entdeckte, der mit zwei großen Tragetaschen bepackt durch den Garten seiner Eltern marschierte. Schnell legte Lilli die schlafende Katze auf dem Bett ab, huschte die Treppe hinunter, warf sich eine Jacke über und zog sachte die Tür hinter sich zu. Mit großen Schritten überquerte sie den Rasen vor ihrem Haus, schlängelte sich geduckt durch die Rhododendronbüsche, die den Garten der Susewinds und den Garten der Sturmwagners voneinander trennten, und lief über die große Wiese vor dem Haus von Jesahjas Eltern. »Hey!«, rief sie Jesahja leise zu, der gerade die Haustür aufschließen wollte. »Besprechung?«
    Jesahja nickte und folgte Lilli, ohne, dass weitere Worte nötig gewesen wären. Es war klar, wo sie sich besprechen wollten. Die Büsche waren ihr ureigenes Geheimversteck, und egal, wie kalt es auch war, die Tradition musste aufrechterhalten werden. Lilli schlüpfte wieder in das Gebüsch, und Jesahja folgte ihr mit geducktem Kopf. An einem Ast hatten sie zwei alte Sofakissen in Plastiktüten deponiert, die sie nun herauszogen, um sich daraufzusetzen.
    »Wie ist es mit Trina gelaufen?«, fragte Lilli neugierig.
    Jesahja stellte die zwei Tragetaschen neben sich auf dem Boden ab. »Komisch.«
    »Wusste ich doch, dass an der Sache was faul ist!«
    »Es war anders komisch, als du denkst«, entgegnete Jesahja. »Seltsam, aber Trina ist echt nett gewesen.« Er kratzte sich am Hinterkopf. »Ich hab im Baumarkt die ganze Zeit mit ihr geredet und versucht, herauszukriegen, was sie im Schilde führt. Aber entweder ist sie zu clever, um sich zu verplappern, oder sie meint es wirklich ernst und will sich ändern.«
    Lilli war überrascht. »Und du denkst, sie meint es ernst?«
    Jesahja nickte. »Also, clever ist sie eher nicht. Bleibt also nur, dass sie tatsächlich noch mal von vorne anfangen will.« Sein Atem ließ kleine weiße Wolken vor seinem Mund entstehen. »Sie hat darüber geredet, wie gern sie Tiere hat, und dass sie sich dafür schämt, dass sie früher manche Tiere im Zoo so schlecht

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