Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)
ebenfalls.
»Wie werden Sie denn dann heißen?«, fragte Finn. »Nehmen Sie seinen Namen an?«
»Ach, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht!« Die Direktorin lachte. »Ich glaube, ich möchte meinen Namen behalten. Aber ich möchte seinen auch annehmen. Am besten wäre ein Doppelname.«
Lilli fiel das Grinsen aus dem Gesicht. »Frau Essig-Steinmeier-Grimm-Hartmüller? So sollen wir Sie dann nennen?«
»Ach, ihr sagt ja eh Oberst Essig!« Die Direktorin kicherte.
Ein lautes Klopfen an der Tür unterbrach sie.
»Ich glaube, das ist mein Verlobter!«, zwitscherte Frau Essig-Steinmeier und schwebte wie auf Wolken zur Tür des Pinguinhauses. Als sie öffnete, stand tatsächlich der Tierparkdirektor vor ihr. »Hallo, mein Liebster!«, säuselte sie und fiel dem großen, stattlichen Mann um den Hals.
Finn und Lilli schauten schnell woanders hin. Die Pinguinweibchen hüpften gerade aus dem Becken und machten sich schwatzend auf den Weg zur Futterstelle.
Die Direktorin und der Tierparkdirektor kamen zu ihnen herüber. »Hallo, ihr Lieben!«, grüßte Herr Grimm-Hartmüller mit seiner volltönenden Stimme. Auch er wirkte sehr aufgekratzt.
Nachdem Lilli und Finn zur Verlobung gratuliert hatten, sagte der Direktor: »Ich werde von nun an öfter hier bei euch im Zoo sein! Ich plane nämlich ein interessantes Projekt. Ich bin ja Biologe, Doktor der Biologie sogar, und ich möchte eine wissenschaftliche Arbeit über das Zusammenleben verschiedener Pinguinarten schreiben.«
Finn pfiff erfreut durch die Zähne. »Unsere Pinguine werden noch berühmt!«
Frau Essig-Steinmeier und Herr Grimm-Hartmüller lachten. »Die neue Pinguingruppe ist perfekt für Everdorns Arbeit«, sagte die Direktorin, »und ich würde mir wünschen, dass du ihn bei seinen Untersuchungen unterstützt, Liliane.«
Lilli war sofort einverstanden. »Klar!«
»Wunderbar«, freute sich der Direktor. »Wie wäre es, wenn wir uns gleich einmal unterhalten und du mir erzählst, wie es mit den Pinguinen läuft?«
Lilli stimmte ohne zu zögern zu. Sie mochte den Tierparkdirektor gern.
Herr Grimm-Hartmüller ging mit ihr zu dem großen Stein inmitten der Anlage hinüber, und sie setzten sich. Lilli erkundigte sich zuerst nach Schnuffi, dem kleinen Pandababy aus dem Zupplinger Tierpark, das sie vor einigen Wochen wieder mit seiner Mutter zusammengebracht hatte. Nachdem Herr Grimm-Hartmüller ihr versichert hatte, dass es Schnuffi phantastisch ging, fragte er interessiert: »Erzähl mal, Liliane. Wie gehen die Pinguine miteinander um? Es sind ja ganz unterschiedliche Exemplare dabei.«
»Sie verstehen sich leider noch nicht so gut«, antwortete Lilli. »Pasha ist ein richtiger Querkopf. Und die Weibchen sind … sehr speziell. Ich habe keine Ahnung, wie ich aus diesen Pinguinen eine richtige Gruppe machen soll.« Die meisten Tiergruppen im Zoo waren wie kleine Familien, aber bei den Pinguinen war das nur schwer vorstellbar.
Lilli berichtete dem Direktor nun ganz genau, was die Pinguine ihr bisher erzählt hatten. Während Herr Grimm-Hartmüller ihr zuhörte, fummelte er fahrig an den Knöpfen seiner Jacke herum. Die Sache mit der Hochzeit hatte ihn anscheinend ebenso aufgewühlt wie die Direktorin. Dennoch lauschte er Lilli mit großer Aufmerksamkeit. »Wirklich?«, fragte er schließlich überrascht. »Die beiden Humboldtpinguine brüten auf einem Stein?«
»Ja, ich zeige es Ihnen!« Lilli zog den Direktor am Arm hoch. Im Eilschritt durchquerten sie die Anlage und steuerten auf Kasimirs und Kentuckys Höhle zu.
Plötzlich blieb Herr Grimm-Hartmüller stehen. Er war mit einem Mal kalkweiß im Gesicht.
»Was ist los?«, fragte Lilli erschrocken.
»Ach …« Der Direktor fasste sich mit angespanntem Gesicht ans Herz. »Es ist nichts.«
»Was haben Sie denn?«
»Ich … ich muss mich hinsetzen.« Er ließ sich schwer auf den Boden fallen.
Lilli sah sich hilfesuchend nach Frau Essig-Steinmeier und Finn um, aber die beiden schienen gerade Futter für die hungrigen Pinguindamen zu holen.
Herr Grimm-Hartmüller wischte sich mit dem Handrücken ein paar kleine Schweißperlen von der Stirn. »Alles halb so wild.« Er lachte schnaufend. »Ich bin einfach nicht gut in Form.«
Lilli sah ihn alarmiert an. »Sind Sie krank?«
Der Direktor neigte den Kopf zur Seite. »Nein … oder vielleicht ein bisschen.«
Lilli war verwirrt. »Was?«
»Ich leide unter Herzrasen«, erklärte er. »Manchmal klopft mein Herz sehr schnell und tut ein bisschen
Weitere Kostenlose Bücher