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Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)

Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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Morgen, dachte Lilli und rappelte enttäuscht an der Klinke. Zu ihrer Verwunderung sprang die Tür ohne weiteres auf. »Hah!«, rief Lilli triumphierend. Sie vergewisserte sich rasch, dass niemand sie beobachtete, und huschte hinein.
    Das Innere des Elefantenhauses war nur schwach beleuchtet, wodurch alles noch trostloser wirkte als bei ihrem letzten Besuch. Der Raum war völlig verlassen, nur Marta stand zusammengesunken in einer Ecke ihres kleinen Geheges. Sie hatte die Augen geschlossen, schien jedoch nicht zu schlafen, denn ihr großer Kopf schwang hin und her. Lilli erkannte sofort, dass es der Elefantin noch schlechter ging als am Vormittag.
    »Marta!«, sagte Lilli leise und trat näher an den Käfig heran. Als die riesige Elefantenkuh zum zweiten Mal die Stimme hörte, die sie schon am Morgen so verwundert hatte, öffnete sie die Augen und fuhr herum.
    »Hallo Marta«, grüßte Lilli und streckte die Hände durch die rostigen Gitterstäbe, um der Elefantin über den Rüssel zu streicheln. Diese trompetete verblüfft: »Du sprichst meine Sprache! Wie kann das sein?« Aufgeregt drängte sie sich gegen das Gitter und reckte Lilli ihren Rüssel entgegen. Die Stäbe wackelten bedenklich. Lilli tätschelte die dicke graue Haut und sagte: »Du musst keine Angst haben, Marta. Ich bin hier, um dir zu helfen.«
    »Mir helfen? Mir kann niemand mehr helfen«, gab das Tier zurück.
    »Du hast Ohrenschmerzen, nicht wahr?«
    »Ja! Woher weißt du das? Es tut furchtbar weh.«
    »Und sie haben dir dein Kind weggenommen.«
    Bei der Erwähnung ihres Jungen ließ Marta augenblicklich den Rüssel hängen und schien regelrecht in sich zusammenzusacken. »Ja«, antwortete sie traurig. »Warum haben sie das gemacht?«
    »Weil sie dachten, du würdest dem Kleinen etwas tun. Du hast doch diese Wutanfälle.«
    »Ich wollte ihm nichts tun! Und ich bin nicht wütend. Die Menschen sind nur so laut. Ich ertrage das nicht.«
    »Ich weiß. Wir werden etwas dagegen unternehmen.«
    Hoffnung flackerte in Martas Augen auf. »Wirklich?«
    »Ja, und außerdem werden wir dafür sorgen, dass dein Kind zurückgeholt wird, sobald es dir bessergeht«, fügte Lilli hinzu, und die Elefantin wedelte erstaunt mit den Ohren. »Du musst nur noch ein paar Wochen durchhalten«, fuhr Lilli fort, »dann kommst du in ein neues, großes Elefantenhaus, das gerade fertiggebaut wird – mit deinem Kind!«
    Marta war sprachlos und trat aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. Lilli wollte gerade weiterreden, da hörte sie plötzlich die Stimme des Tierpflegers.
    »Marta, was ist denn los?« Der Mann bog um die Ecke des Eingangsbereichs und erblickte Lilli vor dem Gehege.
    »Du schon wieder!«, rief er und war mit drei großen Schritten bei ihr. »Dich hab ich doch heute Morgen schon hinter der Absperrung des Affenkäfigs erwischt! Das Elefantenhaus ist geschlossen. Hast du das Schild nicht gesehen? Komm da weg, das Tier ist bösartig!«
    »Nein, das stimmt nicht«, entgegnete Lilli mit fester Stimme, obwohl sie vor dem Gespräch, das nun bevorstand, Angst hatte. Aber sie musste es dem Pfleger sagen.
    »Bist du verrückt?«, fuhr dieser Lilli an. »Warst du denn heute Morgen bei ihrem Tobsuchtsanfall nicht dabei?«
    »Doch, aber Marta ist nicht bösartig. Sie hat nur Schmerzen – Ohrenschmerzen.«
    »Was?«, rief der Pfleger ungeduldig. »Wie kommst du denn auf so was?«
    Lilli holte tief Luft und nahm all ihren Mut zusammen. Jetzt musste sie ins kalte Wasser springen. »Ich weiß es, weil sie es mir gesagt hat.«
    Der Pfleger starrte Lilli an, als hätte sie den Verstand verloren. Dann lachte er. »Aus welcher Anstalt bist du denn entlaufen?«, erkundigte er sich prustend.
    »Ich weiß, es klingt merkwürdig«, erwiderte Lilli ernst, »aber Sie müssen mir glauben.«
    »Diesen Blödsinn soll ich dir glauben?« Den Pfleger schien Lillis Auftreten zu erheitern.
    »Ja. Ich kann mit Tieren sprechen.« Lilli sah ihn durchdringend an. Irgendetwas in ihrem Blick schien den Mann zu verunsichern. Sein Lachen erstarb. »Soso«, sagte er, nun eher verärgert als belustigt und noch immer nicht bereit, Lilli ernst zu nehmen. »Dann frag Marta doch mal, was sie gestern zum Abendessen hatte.«
    Ohne zu zögern, wandte sich Lilli wieder Marta zu. »Was gab es gestern zum Abendessen, Marta?«, fragte sie die Elefantin.
    Das Tier hob prompt den Rüssel und trompetete: »Kartoffeln, Äpfel und Karotten.«
    Allein die Tatsache, dass das Tier in dieser Art auf Lillis Frage reagierte,

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