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Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Titel: Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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waren. Lilli war sicher, dass Storm sein Bestes geben würde. Denn Tom war nicht nur sein Reiter und Trainer, sondern sein Freund.
    Im nächsten Augenblick stieg Tom auf und wartete darauf, dass der Ansager ihre Startnummer vorlas. Dann schnalzte er leise mit der Zunge, und Storm lief los.
    Sobald der schwarze Hengst den Parcours betrat, ging ein Raunen durch die Zuschauerreihen. Lilli hörte, wie die Leute »Sieh dir das an!« und »Was für ein Pferd!« riefen. Einigen stand vor Staunen sogar der Mund offen. Storm war eine überaus beeindruckende Erscheinung.
    Als der Hengst zu springen begann, verfolgte Lilli mit schweißnassen Händen jede seiner Bewegungen. Mit faszinierender Leichtigkeit flog der Hengst über ein Hindernis nach dem anderen. Die Leute auf den Zuschauerrängen schienen allesamt den Atem anzuhalten, jedes Mal, wenn Storm erneut zum Sprung ansetzte. Doch Storm sprang nicht nur fehlerfrei, er war auch unglaublich schnell. Er bewegte sich mit spielerischer Wendigkeit zwischen den Hindernissen und folgte Toms Anweisungen so präzise und blitzartig, dass den Zuschauern der Atem stockte.
    Sofort nach dem Ritt verkündete der Ansager die Punktzahl und die Zeit. Donnernder Applaus erklang. Storm und Tom lagen weit vor allen anderen Teilnehmern. Niemand war so gut gewesen wie sie.
    Mit stolzem Gesicht lenkte Tom Storm wieder zu Lilli, Jesahja, Wolke, Slavika und Annabell zurück und stieg ab.
    »Du bist so was von schnellflitzig, Junge!«, grüßte Merlin den Hengst. »Im Ernst! Supersonderschnellflitzig!«
    Storm lachte ein Pferdelachen, und Merlin fiel fröhlich mit ein.
    Die Jansens drängten sich um Tom. Slavika umarmte ihren Sohn und sagte ihm, wie stolz sie auf ihn war. Tom winkte mit leuchtenden Augen ab, aber man konnte ihm ansehen, wie sehr er seinen Erfolg genoss.
    Auch Lillis Familie kam nun heran. Lillis Vater und ihre Oma beglückwünschten die Jansens und überhäuften Lilli ebenfalls mit Lob. Danach nahm Frau Susewind ihre Tochter zur Seite. »Du bist sehr gut geritten«, sagte sie. »Das hast du toll gemacht.«
    »Danke«, antwortete Lilli und wusste nicht, ob ihre Mutter sich wirklich über ihren Erfolg freute. Sie wirkte eher erleichtert darüber, dass Lillis Andersartigkeit bisher niemandem aufgefallen war.
    Da fiel Lillis Blick auf Schnee. Die Stute stand auf der anderen Seite des Platzes neben Egobert. Der Trainer sprach mit einem älteren Paar. Waren das die Besitzer von Schnee?
    In diesem Moment rief der Ansager das Stechen aus. Insgesamt fünf Pferde nahmen daran teil. Schnee, Merlin, Storm und zwei weitere Tiere. Lilli, Tom und ihre Familien jubelten.
    Schon stieg Egobert auf. Er war als Erster dran. Langsam ritt er zu ihnen herüber, denn sie standen noch immer am Eingang des Parcours. Egobert würdigte weder Lilli noch die Jansens eines Blickes. Schnee hingegen schaute Lilli sehnsüchtig an, und dieser Blick schnitt Lilli tief ins Herz.
    »Hey-y-y!«, wieherte Merlin der Stute freundlich zu. »Wenn du mit dem fiesbösen Typ nicht springen willst, warum bleibst du nicht einfach stehen und weigerst dich, zu laufen?«
    Lilli staunte nicht schlecht über Merlin. Gleichzeitig wusste sie, dass das Problem nicht so einfach zu lösen war. Die Stute schien das genauso zu sehen. »Wenn ich mich weigere, schlägt er mich«, schnaubte sie. »Wenn ich nicht tue, was er will, wird alles nur noch schlimmer.«
    Schon erklang das Signal, und Egobert stieß Schnee brutal die Hacken in die Seiten. Die Stute stöhnte und lief los. Lilli stand hilflos da. Das alles war einfach falsch! Irgendetwas mussten sie doch tun können …
    Merlin schnaubte. »Wenn Springen nicht frohglücklich macht, sollte man nicht springen.«
    Da sprang Schnee über das erste Hindernis und riss prompt einige Stangen herunter. Dabei entfuhr ihr ein gequälter Schmerzensschrei. Lilli zuckte zusammen, und Merlins Schweif peitschte angespannt zur Seite.
    Egobert erlaubte Schnee keine Pause. Erbarmungslos lenkte er sie zum nächsten Hindernis, einer halbhohen Mauer. Schnee warf widerwillig den Kopf hin und her und nahm nicht genügend Anlauf. Dadurch hatte sie vor der Mauer nicht ausreichend Schwung, um zu springen. Egobert erlaubte ihr jedoch nicht, stehen zu bleiben, sondern trieb sie brutal an. Da blieb Schnee nichts anderes übrig, als sich gegen die Mauer zu stürzen. Mit einem schrecklichen, krachenden Geräusch kollidierten ihre Brust und ihre Vorderbeine mit der Mauer.
    »Ahhh!«, schrie Schnee aus tiefster Seele, und

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