Lilientraeume
gefunden haben. Vielleicht hilft uns ja die Information weiter, dass sein Familienname mit einem R begann. Vermute ich zumindest.«
»Ja, wir sollten Hope den Stein so schnell wie möglich zeigen. Nicht heute natürlich. Könnte immerhin sein, dass in der Familie doch noch irgendwelche Schriftstücke auftauchen, die Catherines Schwester Eliza mit einem jungen Mann in Verbindung bringen. Vielleicht könnte sie ihn ja in Philadelphia herumzeigen.«
»Sie hat dir den Stein gegeben und nicht Hope.«
»Geben würde ich das nicht nennen. Sie hat ihn höchstens für mich auf den Tisch gelegt.«
»Das ist kaum ein großer Unterschied.«
»Wieso sollte sie etwas dagegen haben, dass Hope den Stein bekommt? Schließlich ist sie die Urururenkelin ihrer Schwester.«
»Trotzdem hat sie ihn nicht so hingelegt, dass Hope ihn findet.« Er gab Avery den Stein zurück. »Sie wollte, dass du ihn nimmst. Warum, weiß ich nicht. Behalt ihn erst einmal, vielleicht bringt dich der Stein ja auf eine Idee, was Lizzy damit zum Ausdruck bringen wollte. Und in der Zwischenzeit such ich diesen Billy R.«
»Also gut, doch irgendwann wird sie ihn bestimmt zurückwollen.« Sie zog die Initialen mit den Fingerspitzen nach, bevor sie den Stein wieder in ihrer Handtasche verschwinden ließ.
»Hab ich dir schon gesagt, dass du unglaublich aussiehst?«
Sie sah ihn mit blitzenden Augen an. »Höchstens so ganz nebenbei. Im Vorübergehen sozusagen.«
»Dann noch einmal und mit allem Nachdruck: Du siehst toll aus, wirklich unglaublich. Und ich …« Er unterbrach sich. Im Gegensatz zu Beckett hielt er es nicht für eine grandiose Idee, während der Hochzeitsfeier seines Bruders um ihre Hand anzuhalten. Es musste an einem Tag sein, der nur ihrer wäre. »Was hast du eigentlich damit gemeint, dass man zum Heiraten Rückgrat braucht?«, wechselte er schnell das Thema. »Rückgrat braucht man, um sich nicht verbiegen zu lassen, bei seiner Meinung zu bleiben, selbst wenn man sich damit unbeliebt macht … Aber beim Heiraten?«
»Ich meinte damit, dass die Heirat ein Schritt von großer Tragweite ist und man sich dessen bewusst sein muss. Schließlich verspricht man sich, bis in den Tod oder zumindest bis zur Scheidung füreinander da zu sein.«
»Warum bist du immer so zynisch?«
»Ich bin nicht zynisch.« Sie bedachte ihn mit einem bösen Blick. »Bloß realistisch – und vor allem neugierig. Eine neugierige Realistin, aber keine Zynikerin bitte. Komm, lass uns wieder nach unten gehen.«
Schweigend gingen sie nebeneinander die Treppe herunter, jeder in Gedanken versunken.
»Sieh dir das mal an«, sagte er, als sie die Tanzfläche erreichten. Clare und Beckett, seine Mom und ihr Dad, die Eltern von Clare und ein paar andere Paare wirbelten vergnügt herum. »Sie alle haben, deiner Definition nach, Rückgrat bewiesen. Es kann also nicht so schwer sein, oder? Das ist die Realität.«
Und genau die wünschte er sich so brennend mit ihr, fügte er im Stillen hinzu.
»Vielleicht. Jedenfalls ist es ein schöner und ermutigender Anblick. Wir sollten uns ebenfalls unter die Tänzer mischen.«
»Gute Idee.«
Er gab sich alle Mühe, möglichst locker zu wirken, doch irgendetwas nagte an ihm. Ihr Zynismus, der angeblich keiner war? Ihre scheinbar durch und durch negative Einstellung zur Ehe?
Auch sie spürte, dass sie ihm die Stimmung verdorben hatte.
Die gespannte Atmosphäre zwischen ihnen hielt an, ohne dass sie darüber gesprochen hätten. Zu viel sei zu tun, redete Avery sich ein, denn innerhalb einer Woche wollten sie schließlich den Umzug von Becks Familie in das neue Haus schaffen. Bei ihrer Rückkehr von der Hochzeitsreise sollte das junge Paar alles einigermaßen gebrauchsfertig vorfinden. Inzwischen waren sie ein eingespieltes Team: die Montgomery-Brüder und die beiden Freundinnen. Als Avery zusammen mit Hope Gläser, Geschirr, Besteck, Töpfe, Pfannen und Servierplatten in die diversen Küchenschränke räumte, kam es ihr vor, als hätte sie all das gerade erst erlebt. Was so falsch nicht war, denn immerhin lagen Hopes Umzug und die Einrichtung des Hotels noch nicht lange zurück.
»Hoffentlich ist Clare nicht enttäuscht, dass sie den Umzug nicht selbst machen kann«, meinte sie
Die Freundin schüttelte den Kopf. »Die Befürchtung hatte ich zunächst auch. Aber inzwischen bin ich überzeugt, dass sie gottfroh sein wird. Schließlich muss sie sich sofort nach ihrem Urlaub wieder um den Laden und die Kinder kümmern. Außerdem ist es
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