Lilientraeume
seufzend seinem Freund. »Bin sofort wieder da.«
Ganz so schnell ging es dann nicht. Owen brauchte eine Viertelstunde, um seinen Cousin zur Herausgabe der Autoschlüssel zu bewegen.
»Ich werde ihn heimfahren, Owen«, bot sich Charlie an. »Wir müssen sowieso allmählich los, weil unser Babysitter schon wartet. Charlene wird mir mit unserem Wagen folgen, und dann setzen wir ihn einfach vor der Haustür ab.«
»Danke, Charlie.«
»Gern geschehen.« Er machte eine kurze Pause, stemmte seine Hände in die knochigen Hüften und sah sich den Hof und die Fassade mit den prächtigen Balkonen an. »Es ist wirklich wunderschön geworden, und ich hab als Überraschung für Charlene eins der Zimmer für unseren Hochzeitstag im Mai gebucht.«
»Und für welches Zimmer hast du dich entschieden?«
»Das mit dem Baldachin über dem Bett und der gigantischen Badewanne gefällt ihr am besten.«
»›Titania und Oberon‹. Eine gute Wahl.«
»Hope hat mich überredet, das Paket zu buchen – Übernachtung einschließlich Champagner und schönem Dinner und wer weiß was sonst noch alles. Aber am zehnten Hochzeitstag darf es schon was Besonderes sein, finde ich.«
»Dafür wird Hope bestimmt sorgen, darauf kannst du dich verlassen.«
»Wunderbar, dann verfrachten wir jetzt Spence in seinem Wagen.«
»Das schaff ich alleine. Geh du derweilen rein und hol Charlene. Und nochmals vielen Dank, dass du ihn nach Hause fährst.«
Als er ins Haus zurückkehrte, hatte sich die Zahl der Gäste merklich reduziert. Trotzdem konnte er wieder nicht nach Avery Ausschau halten, weil sich jetzt einer nach dem anderen von ihm verabschieden und sich für das wunderbare Fest bedanken wollte.
Natürlich freuten ihn die netten Worte, aber er wurde einen Gedanken nicht los: dass dies schon die zweite Party war, auf der er sie kaum zu Gesicht bekommen hatte, obwohl sie doch zusammen sein sollten. Nicht nur das: Mehr noch störte ihn, dass sie sich einfach nicht verwöhnen ließ, sondern sich ständig um andere kümmerte.
Schließlich fand er sie im Speisesaal, wo sie – wie könnte es anders sein – die Tische abräumte. »Kannst du dich nicht einmal nur als Gast fühlen?« Seine Stimme klang gereizt.
»Eher nicht. Schließlich hab ich Hope und Carolee versprochen, ihnen beim Aufräumen zu helfen. Die Party war ein voller Erfolg. Nicht nur weil alle sich nach Kräften amüsiert haben und von dem Hotel total begeistert waren – es sind auch jede Menge Reservierungen vorgenommen worden.«
»Hab ich bereits gehört.« Er nahm ihr die Teller aus der Hand. »Wo ist dein Champagner?«
»Keine Ahnung, irgendwo. Das Glas war sowieso fast leer. Deine Mutter ist in der Bibliothek, geh du auch dorthin. Wir kommen gleich mit einer Käseplatte, Obst und ein paar Crackern nach. Weil ihr alle kaum etwas gegessen habt.« Sie nahm ihm die Teller wieder ab. »Los, mach schon. Hope und ich räumen nur schnell zu Ende auf, und dann hol ich noch meine Tasche aus ihrem Apartment.«
»Das erledige ich. Wo hast du sie abgestellt?«
»Direkt hinter der Tür.«
Er holte ihre Tasche, einen Sektkühler, eine Flasche Champagner und zwei Gläser, brachte alles ins N&N und ging in die Bibliothek, in der seine Familie zusammen mit Clares Eltern bereits den späten Snack genoss.
»Ich hab bisher gar nicht gemerkt, wie hungrig ich bin.« Justine nahm sich ein paar Cracker. »Da ist ja endlich mein verlorener Sohn.«
»Spence«, erklärte er. »Wagenschlüssel. Alkohol.«
»Du hättest mich holen sollen. Auf mich hört er nämlich«, meinte Justine.
»Es hat auch so geklappt.« Jetzt merkte er, dass er wirklich kaum etwas gegessen hatte, schnappte sich ein paar Oliven und nahm auf dem Boden Platz. »Sie kamen, sie sahen, und wir siegten.«
»Allerdings.« Beckett schmiegte sich an Clare, die mit ihm, Justine und Willy B. auf dem bequemen Sofa saß.
»Es ist tatsächlich vollbracht«, stellte Justine mit einem Seufzer fest. »Wenn ich an die letzten beiden Jahre denke …«
»Würdest du es noch einmal machen?«, fragte Becketts zukünftige Schwiegermutter Rosie.
Ryder rollte mit den Augen. »Bring sie ja nicht auf dumme Gedanken.«
»Nein, wahrscheinlich nicht. Weil man so etwas nur einmal im Leben wagt.«
»Dem Himmel sei Dank.«
Lachend trat sie gegen Ryders Fuß. »Ich hab noch jede Menge anderer Ideen, aber darum geht es heute Abend nicht.« Sie hob ihr Glas zu einem Toast. »Auf meine Jungs. Auf Ry, Beck und Owen. Ihr habt meinen Traum erfüllt.«
Ryder
Weitere Kostenlose Bücher