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Lilientraeume

Lilientraeume

Titel: Lilientraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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soweit ich mitbekommen habe. Vielleicht ist sie dort ja noch. Den Gang runter, letzte Tür links.«
    »Ich weiß.« Willy B. scharrte verlegen mit den Füßen – ein eindeutiges Zeichen, dass er etwas auf dem Herzen hatte und dass es ihm peinlich war, die Sache anzusprechen. »Also, da ich dich gerade alleine habe …«
    »Heute scheint jeder gute Ratschläge für mich auf Lager zu haben.«
    »Wie bitte?«
    »Schon gut. Worum geht’s?«
    »Um verschiedene Dinge.«Willy blickte über seine Schulter, und als niemand in der Nähe war, trat er näher. »Ich dachte, ich sollte dir und deinen Brüdern sagen, dass Justine … Nun, dass sie mich gebeten hat …« Er brach ab und sah sich unbehaglich um. »Ich soll hier mit ihr übernachten. Heute Abend.«
    »Oh.« Owen stopfte seine Hände in die Jackentaschen und sah Willy unbehaglich an. Obwohl es ihn eigentlich nicht überraschen sollte.
    »Mir ist bewusst, dass euch das vielleicht seltsam vorkommt – mir kommt es schließlich selbst so vor, aber … Nun ja, es ist, wie es ist.«
    »Okay«, meinte Owen. »Sollte ich dich fragen, ob ihr … irgendwelche Zukunftspläne habt? Oder etwas in der Art?«
    »Eure Mutter bedeutet mir sehr viel. Und euer Dad war mein bester Freund.«
    »Ich weiß.«
    »Und er hätte bestimmt gewollt, dass ich mich um sie kümmere, und das hab ich getan. Und dann … Sie ist einfach eine wunderbare Frau, der ich größten Respekt entgegenbringe und die ich niemals verletzen würde. Eher würde ich mir selbst die Hand abhacken.«
    »Das bezweifle ich keine Sekunde.«
    »Okay.« Er atmete erleichtert auf, und sein Gesicht war nicht mehr ganz so rot. »Ich werde auch noch mit Ryder und Beckett reden.«
    »Das kann ich dir abnehmen«, bot Owen sich an, um Willy B. weitere Peinlichkeiten zu ersparen.
    »Wenn du meinst.« Er nickte knapp und räusperte sich kurz. »Hm, du und Avery seid …«
    Sie saßen eindeutig im selben Boot, erkannte Owen, hielten einfach zwei verschiedene Ruder in der Hand. »Alles, was du über dich und Mom gesagt hast, trifft auch auf uns zu. Avery bedeutet mir sehr viel – das hat sie immer und wird sie immer.«
    »Ich weiß. Du warst ihr großer Schwarm.«
    »Tja, nun.« Himmel, nicht mehr lange und er war mindestens so rot wie Averys Vater noch vor wenigen Minuten. »Ich weiß nicht …«
    »Vielleicht weißt du es nicht, aber ich weiß es ganz genau. Genau wie ich weiß, dass sie die Sache mit ihrer Mutter, die einfach gegangen ist, nie wirklich überwunden hat. Deshalb möchte ich, dass du behutsam mit ihr umgehst, Owen. Sie hatte schon früher Freunde, doch das mit dir ist etwas anderes. Ihr habt eine gemeinsame Vergangenheit, und euch verbindet seit jeher eine ganz besondere Beziehung. Mein Mädchen ist unglaublich zäh, dabei zugleich in mancher Hinsicht sehr, sehr verletzlich. Das vergisst man leicht, nur du darfst es nicht vergessen. Darum bitte ich dich.« Sichtlich erleichtert atmete er auf und sah sich um. »Dieses Hotel ist echt der Hit. Ihr könnt sehr stolz auf eure Leistung sein. Und vor lauter Stolz auf Justine und euch Jungs schwillt Tommy dort oben sicher dermaßen die Brust, dass ihm die Knöpfe von der Jacke springen. Also, in diesem Sinne …«
    Als Willy gegangen war, setzte Owen sich erschöpft auf den Rand des breiten Bettes. Es war gerade alles ziemlich viel. Seine Mom und Willy B. Hier, genau an diesem Ort … Eilig sprang er auf und blickte unbehaglich auf das Bett. Es war besser, gar nicht erst darüber nachzudenken.
    In diesem Augenblick ging die Balkontür auf.
    »Recht hast du: Ein bisschen frische Luft tut mir wahrscheinlich gut.«
    Er trat in die Kälte, holte zischend Luft und wünschte, er hätte eine Flasche Bier. Sah wirklich gut aus von hier oben, dachte er. Die Hauptstraße hatte sich in den letzten Jahren ganz schön gemausert. Neue Läden, frische Farben … Und doch war es noch immer die Straße seiner Kindheit. Vertraut und trotz aller Veränderungen eine Konstante in seinem Leben.
    Genau wie Avery. Auch sie war immer da gewesen, sodass es ihm einfach undenkbar schien, sie könnte aus seinem Leben verschwinden. Natürlich hatte es im Laufe der Zeit Veränderungen gegeben, aber auf irgendeine Art hatten sie diese gemeinsam durchgemacht. Waren erwachsen geworden, erweiterten ihren Horizont und bauten sich mit Erfolg ein eigenes Leben auf. Jeder auf seine Weise.
    Er schaute hinüber zur Pizzeria, sah das Licht hinter den Fenstern und das rege Treiben, das dort wie an jedem Abend

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