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Lilith Parker: Insel Der Schatten

Lilith Parker: Insel Der Schatten

Titel: Lilith Parker: Insel Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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Familie Nephelius allerdings nicht verwunderlich war.«
    Lilith legte die Stirn in Falten. Hatte sie das gerade richtig verstanden?
    »Meine Mutter war mit dem Baron Nephelius verwandt?«, fragte sie ungläubig.
    »Aber natürlich«, stieß Mildred inbrünstig hervor, als hätte sie vergessen, dass Lilith nichts über ihre Mutter und deren Familie wissen konnte. »Der Baron war ihr Vater. Du stammst von einer großen Familie ab, Lilith. Baron Nephelius war ein bedeutender Mann und der Führer der Nocturi.«
    »Oh« war alles, was Lilith herausbrachte. Sofort musste sie daran denken, dass sie wegen Baron Nephelius an ihrem ersten Schultag Ärger mit Miss Tinkelton bekommen hatte.
    »Ich bin mit dem Baron verwandt, der die Schule gegründet hat und diesen selbstherrlichen Ausspruch Wissen ist Macht und ich sage Euch: Ihr wisst nichts! über den Torbogen hat schreiben lassen?«
    Lilith musste einen so entsetzten Gesichtsausdruck aufgesetzt haben, dass Mildred amüsiert auflachte.

    »Deine Mutter hat sich oft mit ihrem Vater angelegt, weil sie nicht einer Meinung mit ihm war.« Mildred zwinkerte ihr zu. »Cathy war ein so wunderbarer Mensch. Sie war warmherzig, hilfsbereit und immer zu allen ehrlich – was ihr übrigens häufig Ärger eingebracht hat.«
    Lilith lächelte. Das kannte sie nur zu gut. Auch sie hatte schon oft erleben müssen, dass ihre Ehrlichkeit ihr mehr Ärger als Respekt eingebracht hatte.
    »Du siehst deiner Mutter übrigens unglaublich ähnlich. Ich wünschte, du hättest sie kennengelernt!«
    Das wünschte sich Lilith auch – Mildred konnte kaum erahnen wie sehr.
    »Wie ist sie gestorben?«, frage Lilith mit zittriger Stimme. Nach allem, was sie heute gehört hatte, vermutete sie, dass ihre Mutter nicht bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war, wie ihr Vater immer behauptet hatte.
    »Es war in der Nacht deiner Geburt, am Halloweenabend«, begann Mildred zu erzählen. Ihre Schultern sackten dabei nach unten, als würde die Erinnerung an jenen längst vergangenen Abend sie beschweren.

    »Deine Mutter lebte zu dieser Zeit in unserem Haus. Ich saß mit ihr hier an diesem Tisch zusammen, als wir erfuhren, dass der Baron nach langer Krankheit gestorben war. Wir hatten keinen Führer mehr und wir wussten, dass die Dämonen diesen Moment nutzen würden, um in unsere Welt einzudringen. Alle Dorfbewohner eilten zum Schattenwald, um das Portal zu bewachen, doch es erwartete uns schon ein ganzes Heer der Malecorax. Sie saßen aufgereiht auf jedem verfügbaren Ast und der Boden war schwarz von Krähenleibern. Es waren viel zu viele.« Mildreds Gesicht verdunkelte sich und Lilith lief unwillkürlich ein Schauer über den Rücken.
    »Ich hatte deiner hochschwangeren Mutter mühevoll ausreden müssen, uns zum Schattenwald zu begleiten, aber anstatt zu Hause zu bleiben, ging sie alleine zur Burg, um von ihrem toten Vater Abschied zu nehmen. Währenddessen kam es zu einem Kampf zwischen uns und den Dämonen. Bis heute wissen wir nicht, was dann genau passiert ist, doch mitten im Kampf – wir waren heillos unterlegen – schloss sich plötzlich das Portal und alle Malecorax waren verschwunden. Als deine Mutter mitten in der Nacht von der Burg zurückkam, war sie schwer verwundet und hatte starke Wehen. Mit letzter Kraft brachte sie dich zur Welt, dann starb sie.« Mildred sah auf. In ihren Augen funkelten Tränen. »Sie konnte uns nicht mehr sagen, was dort oben in der Burg geschehen ist, und wir wissen es bis heute nicht.«
    Wie betäubt saß Lilith auf dem Stuhl, erstarrt, unfähig sich zu bewegen oder etwas zu sagen. Seit so vielen Jahren hatte sie sich danach gesehnt, etwas über ihre Mutter zu erfahren. Doch was sie nun gehört hatte, versetzte ihrem Herzen einen tiefen Stich. Was mochte ihre Mutter in diesen letzten Stunden erlebt haben? Was war dort oben in dieser düsteren Burg nur geschehen?

    Es war leichter gewesen zu denken, ihre Mutter sei bei einem plötzlichen Autounfall ums Leben gekommen. Ihr Vater hatte Lilith immer damit getröstet, dass der Unfall so schnell gegangen sei, dass ihre Mutter nichts mehr gespürt und keine Schmerzen gehabt hätte. Aber nun wusste Lilith, dass ihre Mutter etwas weit Schlimmeres erlebt haben musste. Dass es jemanden gegeben hatte, der sie so schwer verwundet hatte, dass sie daran gestorben war. Wie viel Angst sie gehabt haben musste … Dieser Gedanke war fast unerträglich für Lilith. Die Tischplatte vor ihren Augen wurde unscharf und verschwamm. Eilig

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