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Lilith Parker: Insel Der Schatten

Lilith Parker: Insel Der Schatten

Titel: Lilith Parker: Insel Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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schreiben«, wusste sie zu berichten. Aus irgendeinem Grund erfüllte es sie mit einer stillen Zufriedenheit, dass der Plan der Bonesdaler nicht so aufging, wie sie es sich ausgerechnet hatten.
    »Ich finde es auch nicht toll, ihn anzulügen. Schon allein weil …« Emma warf Lilith einen verschämten Seitenblick zu. »Er ist ja ganz süß, oder?«
    »Matt? Süß?«, fragte Lilith mit hochgezogener Augenbraue. »Ist mir noch gar nicht aufgefallen.«
    Emma zuckte mit den Schultern. »Also ich finde ihn jedenfalls süß.«
    Die Schulglocke ertönte. Kaum einen Atemzug später flog die Schultür auf und spuckte einen Schwarm fröhlich johlender Kinder aus.
    »Deine Tante hat dir gestern sicherlich noch einiges über die Nocturi und deine Familie erzählt?«, fragte Emma mit einem neugierigen Blitzen in den Augen.
    »Ja, natürlich. Sie hat mir sowohl von der Nephelius-Familie als auch von der Parker-Familie erzählt und von ihren jeweiligen Fähigkeiten …« Lilith unterbrach sich. Sie wusste, auf was Emmas Frage eigentlich abzielte. »Meine Tante hat mich schon in den ersten Tagen nach meiner Ankunft getestet und ich habe anscheinend nicht die Spur übernatürlicher Fähigkeiten.«

    »Oh«, hauchte Emma. Sie legte ihre Hand auf Liliths Arm. »Das tut mir so leid.« Ihre Stimme hatte den gedämpften Ton, den man auf einer Beerdigungsfeier anschlug.
    »Halb so schlimm, ehrlich!« Lilith setzte ein beruhigendes Lächeln auf. »Natürlich war ich im ersten Moment etwas enttäuscht, aber im Prinzip hat sich für mich ja nichts geändert. Ich bin immer noch dieselbe, die ich schon seit fast dreizehn Jahren bin, und bis gestern Abend war ich damit schließlich auch zufrieden.«
    »Es macht dir wirklich nichts aus?«, fragte Emma verblüfft. »Für die meisten bricht eine Welt zusammen, wenn sie keine Fähigkeiten haben.« Sie setzte einen brütenden Blick auf. »Ich weiß gar nicht, was ich tun werde, wenn ich an meinem dreizehnten Geburtstag keine Hexenkräfte bekomme. Ein Leben als Socor …« Sie hielt inne und erschauderte.
    »Was soll denn daran so schlimm sein? Willst du damit sagen, dass ich schlechter bin, weil ich keine Nocturi sein werde?«
    Emmas Wangen röteten sich. »Nein, nein – das wollte ich damit natürlich nicht sagen!«, wehrte sie ab.
    Lilith sah Emma kritisch an, dann beschloss sie aber, das Thema ruhen zu lassen. »Was ich wirklich schlimm finde, ist, dass uns anscheinend niemand glauben will, dass es keine normale Krähe war, die uns angegriffen hat.«
    »Das habe ich auch schon gemerkt«, stimmte Emma ihr zu, sichtlich erleichtert, dass Lilith nicht mehr sauer auf sie war. »Meine Eltern wollten nichts von einer Malecorax hören, dabei bin ich mir sicher, dass es eine gewesen ist.«

    Ebenfalls seltsam fand Lilith, dass dieser Elia Nekrobas seit dem gestrigen Abend wie vom Erdboden verschluckt war. Mildred war jedoch der Überzeugung, Nekrobas habe sich wahrscheinlich nur eines der anderen Dörfer der Insel angesehen und sei dort über Nacht geblieben.
    »Wenn ich doch nur wüsste, wie wir sie davon überzeugen könnten, dass …«
    »Hey, ihr beiden!«, unterbrach sie eine Stimme neben ihnen. »Was tuschelt ihr denn so angeregt?«
    Erschrocken sahen Emma und Lilith auf. Sie waren so in ihr Gespräch vertieft gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatten, wie Matt sich ihnen näherte. Ob er etwas mitbekommen hatte? Aber ihre Sorge war unbegründet. Anscheinend erwartete er keine Antwort auf seine Frage.
    »War der Sportunterricht bei euch Mädels denn auch so schlimm?«, fragte Matt mit einem frustrierten Seufzer. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und lehnte sich seitlich an die Mauer. »Wir haben Fußball gespielt und ich war der Letzte, der in eine Mannschaft gewählt wurde – dabei bin ich wirklich gut im Fußball! Ich versteh das einfach nicht. Ich hatte noch nie Probleme damit, Freunde zu finden, doch die Jungs hier gehen mir ständig aus dem Weg, als ob ich eine ansteckende Krankheit hätte.«
    Lilith fühlte sich elend. Wie gerne hätte sie Matt gesagt, dass es nicht an ihm lag und er die Schuld nicht bei sich zu suchen brauchte.

    »Ach, mach dir keine Gedanken«, versuchte sie ihn zu trösten. »Die sind hier alle nur so komisch zu dir, weil …« Lilith fing einen eindringlichen Blick von Emma auf, die kaum sichtbare Kopfbewegungen in Richtung Matt machte. Hielt Emma sie eigentlich für geistig beschränkt?
    »Weil sie eifersüchtig sind«, beendete sie eilig ihren

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