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Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Titel: Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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Aber ich bin nicht mehr die Jüngste, da geht man nicht leichtfertig eine Beziehung ein. Schließlich trage ich Verantwortung: Ich muss Geld verdienen, die Bewohner des Seniorenstifts versorgen, mich um ein Kind kümmern …«
    Lilith hielt mitten in der Schwimmbewegung inne. »Mit Kind meinst du doch hoffentlich nicht mich, oder?«, unterbrach sie ihre Tante scharf. »Ich werde bald vierzehn und musste schon zwei Mal gegen einen Erzdämon kämpfen – ich bin kein Kind mehr!«
    »Vergiss nicht zu schwimmen, mein Kind, du säufst gleich ab«, gab Mildred unbeeindruckt zurück und beschleunigte das Tempo.
    Als sie das Ufer endlich erreichten, kam Louis ihnen mit einem Lächeln entgegen. »Na, ihr Wassernixen, war es erfrischend?«, begrüßte er sie und reichte ihnen ihre Handtücher.
    »Ja, sehr!« Mildred sah mit strahlenden Augen zu ihm auf. »Aber es wäre nett, wenn du uns nicht als Wassernixen bezeichnen würdest. Ich hatte leider das Pech, einige von denen kennenzulernen, und glaub mir, diese Wassernixen sind allesamt aufgedonnerte und eingebildete Schl…« Sie biss sich auf die Zunge und wickelte sich äußerst konzentriert in ihr Handtuch ein.
    »Ja, Tante Mildred?«
    Sie wich Liliths fragendem Blick aus und räusperte sich. » Schlangen , ich wollte eingebildete Schlangen sagen. Diese Wassernixen meinen, mit ihren Schmollmündern und ihrem unschuldigen Augenaufschlag könnten sie jeden Mann um den Finger wickeln, und außerdem tragen sie nur einen Hauch von Kleidung.«
    »In der Tat«, bestätigte Louis und seufzte sehnsüchtig auf. »Leider habe ich schon ewig keine mehr zu Gesicht bekommen.«
    Mildred starrte ihn fassungslos an, doch als Louis amüsiert auflachte, boxte sie ihn spielerisch in die Seite.
    Nach Liliths Meinung passten die beiden großartig zusammen. Wie die meisten Vampire in ihrer Gemeinschaft besaß Louis perfekte Umgangsformen und seine ausgeglichene, ruhige Art bildete den idealen Gegenpol zu Mildreds aufbrausendem Temperament. Heute glänzte Louis’ Gesicht mit der markanten Kinnpartie weiß vom Sunblocker, den er genau wie Lilith bei Sonnenschein zum Schutz auftragen musste. Als Nocturi kannte Liliths Haut nur zwei verschiedene Tönungen: eine vornehme Blässe oder ein schmerzhaftes Krebsrot – Mildred zählte mit ihrer sommerlichen Bräune eindeutig zu den Ausnahmen. Vampire litten jedoch mehr als alle anderen unter der Sonneneinstrahlung, weshalb das stets verregnete und in graue Nebelschwaden gehüllte Bonesdale einen idealen Lebensort für sie darstellte. Doch seit einigen Wochen wurde die Insel von einer ungewöhnlich hartnäckigen Hitzewelle heimgesucht, selbst nachts kühlte sich die Luft kaum noch ab. Für die Vampire war dies besonders unangenehm, denn die hohen Temperaturen trieben ihren Kreislauf in die Höhe, was dazu führte, dass sie mehr Blut zu sich nehmen mussten. Zachary Scrope, der Bürgermeister und stellvertretende Führer der Nocturi, hatte verlauten lassen, dass die Vorräte an Blutkonserven, die im Rathaus dank der Blutspenden der Touristen gesammelt wurden, schon in bedenklichem Maße geschrumpft waren. Für einen relativ jungen Vampir wie Louis gab das wenig Anlass zur Sorge, doch für die älteren, deren Bedarf deutlich höher lag, bedeutete dies erhebliche Einschränkungen.
    »Ich komme gerade von der Burg«, erzählte Louis. »Matt und ich haben ein wenig an seiner Degentechnik gearbeitet, aber für ein intensives Training war es zu heiß. Selbst in das dicke Gemäuer von Nightfallcastle hat sich diese vermaledeite Hitze mittlerweile hineingegraben.« Er warf einen scharfen Blick zur untergehenden Sonne, als könne er sie dazu bewegen, am nächsten Tag etwas weniger auf Bonesdale herabzubrennen.
    Seit Kurzem nahm auch Liliths bester Freund Matt an einigen Fächern ihres außerschulischen Unterrichts teil, der größtenteils von den Bewohnern des Seniorenstifts abgehalten wurde. Zu Matts eigener Sicherheit, denn wie Arthur Bennet so treffend festgestellt hatte, war er immer mit von der Partie, wenn Lilith in gefährliche Abenteuer hineinschlitterte. Auch wenn Matt seine Verschwiegenheit bereits mehrfach unter Beweis gestellt hatte, hielten sie seinen Spezialunterricht vor den Dorfbewohnern lieber geheim, immerhin war er ein Mensch und für einige Nocturi war es schon schlimm genug, dass Lilith ihn in das Geheimnis der Untotenwelt eingeweiht hatte.
    »Es wäre schön, wenn du dich zur nächsten Stunde auch mal wieder blicken lässt«, bemerkte Louis

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