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Lilith

Lilith

Titel: Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner , Daria Sarafin
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die Stirn bekam.
    Jetzt begann ich haltlos zu schluchzen, denn ich ertrug es nicht, von Jahve getrennt zu sein. Alleine zu sein.
    Ich wollte mich in Tränen auflösen, um wieder Alles zu sein.
    Es war auf einmal soviel schwerer als vorher, soviel größer, soviel komplizierter und soviel freier: Leben. Ich begriff, dass Jahve einen Teil von sich abgetrennt und in zwei Hälften geteilt hatte. Daraus bin erst ich erschaffen worden und dann der Mann, die andere Hälfte.
    Ich erkannte: Wir waren von einem Teil, der Mann und ich. Wir waren uns ähnlich.
    Verweint wandte ich mich ihm zu. Ich wusste, dass er Adam hieß und wusste, dass wir von einer Sorte sind. Und dass er wusste, dass ich dass ebenfalls weiß.
    Ich blinzelte. Sein Blick gefiel mir nicht. Immer noch nicht.
    Er guckte mich an, als sei ich kein Individuum.
    Aber das war ich und ich war frei. Frei eigene Entscheidungen zu treffen.
    Ich stand auf. Meine Bewegungen waren ein wenig unsicher und ungelenk, aber meine Körperteile schienen genau zu wissen, was sie zu tun hatten und worauf es beim Stehen ankam.
    Ich staunte. Aus dieser Perspektive wirkte die Welt anders aus als zuvor: Größer.
    Das Gras unter meinen Füßen fühlte sich kühl an. Ich hob meinen Fuß und ließe ihn durch das Gras gleiten. Ein unglaublich angenehmes, kitzelndes Gefühl. Ich wiederholte meine Bewegung und dieses Mal roch ich sogar die Veränderung, die meine Handlung hervorrief.
    Ich kicherte. Mein Blick fiel auf Adam.
    Er lächelte mich an und auf der Stelle war ich bereit, ihm seinen beschlagnahmenden Blick zu verzeihen. Mit seinen strubbeligen blonden Haaren und seinen leuchtenden blauen Augen wirkte er sehr imposant. Wie sah ich aus?
    Unsicher fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare. Sie waren lang und ich strich sie nach vorne, so dass ich ihre Farbe erkennen konnte.
    Adams Lächeln wuchs in die Breite und gab strahlend weiße Zähne frei. »Sie sind golden«, erklärte er.
    Unsicher erwiderte ich seinen Blick, der prüfend auf mir ruhte und versuchte zurück zu lächeln. »Du würdest dich wohler fühlen, wenn du wüsstest, wie du aussiehst« , meldete sich meine innere Stimme.
    Langsam, wie um mir Gelegenheit zu geben, ihn zu betrachten, stand Adam auf. Er schien sich keine Gedanken darüber zu machen, ob er attraktiv war. In dieser Hinsicht schien er weitaus selbstsicherer zu sein, als ich.
    Und vielleicht hatte er auch Grund dazu, denn sein wohlgeformter Körper ergänzte den Eindruck, den ich von ihm gewonnen hatte.
    Hilfesuchend blickte ich Jahve an, der meine Reaktion beobachtete und dabei sehr nachdenklich wirkte. »Mache ich etwas falsch?« Jahve schien meine Beunruhigung zu bemerken, denn er lächelte mich gütig an. »Kann ich überhaupt etwas falsch machen?«
    Dann drehte Jahve sich um die eigene Achse und zeigte auf Eden. »Dies ist eure Welt. Sie wird sich nie verändern.«
    Ich drehte mich ebenfalls einmal um meine eigene Achse und versuchte all die überwältigenden Eindrücke in mir festzuhalten und die ganze Welt gleichzeitig wahrzunehmen. Trotzdem schaffte ich es nicht, den bitteren Beigeschmack von Jahves Satz zu verdrängen.
    Eine leichte Gänsehaut lief über meine Haut und ließ mich frösteln. Ohne dass eine Erklärung nötig wäre, wusste ich, dass sie keine äußere Ursache hatte.
    Und obwohl Jahve wusste, warum ich zitterte, materialisierte sich ein Stück Leinen, ein Kleid in meiner Hand.
    »Für den Fall, dass dir kalt wird«, lächelte Jahve gütig, schien noch etwas sagen zu wollen, überlegte es sich aber anders und schüttelte den Kopf, wie um einen unangebrachten Gedanken zu vertreiben.
    Jahve reichte Adam ebenfalls ein Stück Stoff, groß genug, um es um den Körper zu schlingen.
    »Und jetzt lebt wohl, meine Kinder.« Jahve stand auf, warf einen bedauernden Blick auf uns und war verschwunden.
    »Nein!«, meine innere Stimme war ebenso entsetzt, wie ich.
    Adam schien meine Angst zu spüren, legte mir beruhigend seine Hand auf die Schulter und seine Wärme beruhigte mich mehr als seine Worte: »Es ist richtig so, Lilith!«
    Ich schwieg und nickte und fühlte mich verloren, ohne Jahve.
    »Sie wird sich nie verändern«, wiederholte meine innere Stimme im selben Tonfall, den Jahve benutzt hatte.
    Ich blickte Adam an, um zu sehen, ob ihm Jahves Betonung ebenfalls aufgefallen war, doch er betrachtete nachdenklich den Stoff in seiner Hand und bemerkte auch meine Musterung nicht.
     
    D ie Chronik der Engel Die neue Buchreihe aus dem Elysion-Books

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