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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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erwachsenen Mannes. »Du kennst mich doch. Ich bin nicht der Typ für acht Stunden Schlaf, vielleicht auch nicht ausreichend sozialisiert für Gruppenreisen, jedenfalls, ich lag da im Bett und dachte plötzlich, wie es wohl wäre, der einzige Mensch auf dem Mond zu sein. Wie sich das anfühlen würde, ganz alleine da draußen rumzuspazieren, ohne die anderen. Mir vorzustellen, dass niemand hier ist außer mir.«
    »Schnapsidee.«
    »Könnte aber von dir sein.« Hanna verdrehte die Augen. »Komm, hab dich nicht so. Ich meine, wir werden die nächsten Tage ständig im Pulk unterwegs sein, oder? Und das ist okay, wirklich. Ich mag die anderen, ich büxe schon nicht aus. Aber ich wollte es eben wissen.«
    Julian durchkämmte mit den Fingerspitzen seinen Bart.
    »Scheint wirklich, als müsste ich mir keine Sorgen machen«, grinste er. »Du hast dich ja schon verlaufen, bevor du überhaupt einen Fuß nach draußen setzen konntest.«
    »Ja, blöd, was?« Hanna lachte. »Ich hab vergessen, wo die verdammten Schleusen sind! Ich weiß, ihr habt sie uns gezeigt, aber –«
    »Hier. Gleich hier vorne.«
    Hanna wandte den Kopf.
    »Na toll«, sagte er betreten. »Steht auch noch dick und fett dran.«
    »Schöner Einzelgänger«, spottete Julian. »Ich hatte übrigens tatsächlich dasselbe vor wie du.«
    »Was denn, ganz alleine nach draußen?«
    »Nein, Idiot, mit jeder Menge praktischer Erfahrung, die dir fehlt. Das ist keine von deinen Joggingstrecken! Es ist gefährlich.«
    »Klar. Das Leben an sich ist gefährlich.«
    »Im Ernst.«
    »Quatsch, Julian, ich kenne mich mit dem Anzug aus! Ich hatte eine EVA auf der OSS, eine auf dem Hinflug, alles gefährlicher, als hier ein bisschen Regolith platt zu treten.«
    »Schon richtig, nur –« Nur, dass ich mich ebenso rausgeschlichen habe wie du, dachte Julian. »Die Bestimmungen schreiben nun mal vor, dass keiner ohne Begleitung rausgeht, kein Tourist jedenfalls.« '
    »Na wunderbar«, sagte Hanna munter. »Jetzt sind wir zu zweit. Es sei denn, du möchtest lieber alleine sein.«
    »Unsinn.« Julian lachte. Er ging zur Schleuse und ließ das Innenschott auffahren. »Du hast dich erwischen lassen, jetzt musst du mir Gesellschaft leisten, ob du willst oder nicht.«
     
    Hanna folgte ihm. Die Schleuse war ausgelegt für 20 Personen, sodass sie etwas verloren darin herumstanden, während ihre Anzüge die Selbsttests durchliefen. Fassungslos verschliss er sich an der Frage, wie hoch die rechnerische Wahrscheinlichkeit dieses Zusammentreffens war. Wenn es zutraf, dass der Mensch nur eines von unzähligen Paralleluniversen bewohnte, in denen jede mögliche Entwicklung der Wirklichkeit ihren Lauf nahm, von annähernd identisch bis stark abweichend, in denen es intelligente Saurier gab und Hitler den Krieg gewonnen hatte, warum musste er dann ausgerechnet dasjenige bewohnen, in dem Julian exakt zur gleichen Zeit im Korridor aufkreuzte wie er? Warum nicht zehn Minuten später, was ihm Gelegenheit gegeben hätte, ungesehen zurück in seine Suite zu gelangen? Trost verhieß einzig, dass er es in anderen Wirklichkeiten noch ungünstiger hätte antreffen können, wenn nämlich Julian Zeuge seines Eintreffens mit dem Lunar Express geworden wäre. Davon allerdings schien dieser nichts mitbekommen zu haben.
    Er würde noch besser aufpassen, noch wachsamer sein müssen.
    Er und Ebola.
     

XINTIANDI, SHANGHAI, CHINA
     
    »Interessant, dein Programm«, sagte Jericho.
    »Ah!« Tu wirkte vergnügt. »Ich hatte mich schon gefragt, wann du anrufst. Welches hast du ausprobiert?«
    »Französisches Viertel. Das willst du doch nicht allen Ernstes in Umlauf bringen, oder?«
    »Den Pfeffer haben wir rausgenommen.« Tu grinste. »Wie schon gesagt, ein Prototyp. Strikt intern, also untersteh dich, damit hausieren zu gehen. Ich dachte, du könntest ein bisschen Spaß vertragen, außerdem wolltest du Yoyo kennenlernen.«
    »War das ihre Idee? Die Seitenhiebe gegen die Partei.«
    »Der komplette Text ist von Yoyo. Es sind Probeaufnahmen, sie hat weitgehend improvisiert. Hast du mal versucht, sie anzubaggern?«
    »Klar. Angebaggert und beschimpft.«
    Tu kicherte. »Beeindruckend, was?«
    »Ein bisschen Variantenreichtum in der Replik könnte nicht schaden. Ansonsten sehr gelungen.«
    »Die marktfähige Version arbeitet auf der Basis künstlicher Intelligenz. Sie kann ohne Zeitverzögerung jede Reaktion generieren. Dafür mussten wir Yoyo nicht mal mehr filmen. O-Töne brauchten wir ebenso wenig. Der Synthesizer kann

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