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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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gesagt, wir warten.«
    »Aber worauf?«
    »Auf Julian.«
    Lawrence warf einen raschen Blick zur Sitzgruppe. Soeben gluckste Miranda Winter: »Super, und warum in zehn Sprachen?«, während Chuck argwöhnisch zu ihnen hinüberäugte.
    »Hören Sie eigentlich nicht zu?«, zischte sie. »Ich erwähnte, dass Julians Truppe in Schwierigkeiten stecken könnte. Es ist vollkommen ungewiss, ob sie überhaupt hier auftauchen werden, und wir haben eine Bombendrohung. Mittlerweile sind Gäste im Hotel. Wir müssen evakuieren.«
    »Aber wir haben für neun das Dinner angesetzt.«
    »Das ist doch jetzt egal.«
    »Ist es nicht.«
    »Doch, Lynn. Mir reicht's. Ich lasse alle zusammenrufen. Treffen um halb neun im Mama Killa Club, reinen Wein einschenken. Danach richten wir ein Funkfeuer für Julian ein, Nina begibt sich auf die Suche, wir anderen werden mit dem Lunar Express zur –«
    »Blödsinn. Sie reden Blödsinn!«
    »Ich rede Blödsinn?«
    Chuck erhob sich und strich seine Hosenbeine glatt.
     
    »Dachte wirklich, du weißt es«, sagte Kokoschka verlegen.
    Thiel schüttelte in stummem Entsetzen den Kopf.
    »Hm.« Er strich sich den Schweiß von der Stirn. »Is' ja auch nicht so wichtig. Schlechter Zeitpunkt, schätze ich.«
    »Wofür denn?«
    »Ich hab dich – ich hab mich irgendwie in dich – ach, vergiss es. Wollt' dir nur sagen, dass ich dich sehr – äh –«
    Thiel zerfloss vor Erleichterung. Ihre Hand wanderte zum Teller, aber ihr Magen hatte sich der Einsicht, dass Kokoschka ihr nur eine Liebeserklärung hatte machen wollen, noch nicht angeschlossen und verweigerte kategorisch die Aufnahme weiterer Nahrung.
    »Ich mag dich auch«, sagte sie, bemüht, das mag wirklich nach mag und nicht nach mehr klingen zu lassen.
    Kokoschka rieb seine Finger an der blitzsauberen Kochjacke.
    »Bin gespannt, ob du was findest«, sagte er mit Blick auf das Display.
    »Ich auch, verlass dich drauf.« Themenwechsel, dem Himmel sei Dank. Sie schaute auf die Bildausschnitte, die Protokollliste, den Datenfluss. »Die Sache ist ganz schön rätselhaft. Wir –«
    Sie schaute genauer hin.
    »Was ist das denn?«, flüsterte sie.
    Kokoschka schob sich näher heran. »Was'n?«
    Thiel hielt das Rekonstruktionsprogramm an. Da war etwas. Etwas Fremdartiges, das sie nicht einordnen konnte. Eine Art Menü, aber eines, wie sie es nie zuvor gesehen hatte. Simpel, übersichtlich, verbunden mit einem Rattenschwanz an Daten, Paketen von Befehlen, die nur Sekunden vor dem Zusammenbruch der Kommunikation vom Gaia aus abgeschickt worden waren. Sie verstand einiges von Programmiersprache. Sie konnte vieles lesen, dennoch hätte diese kryptische Abfolge von Kommandos keinen Sinn in ihren Augen ergeben, wären ihr nicht einige Codierungen bekannt vorgekommen.
    Codierungen für Satelliten.
    Die Kommunikation war vom Gaia aus lahmgelegt worden. Sie konnte sehen, wann und von wo aus es geschehen war.
    Sie wusste, wer es getan hatte.
    »Ach du dicke Scheiße«, flüsterte sie.
    Angst, schreckliche, bislang unterdrückte Angst flutete jede ihrer Zellen, ihr ganzes Denken. Ihre Finger begannen zu zittern. Kokoschka beugte sich zu ihr herab.
    »Was ist los?«, fragte er.
    Keinerlei Anzeichen von Schüchternheit mehr. Der gute Kumpel schaute aus dem kantigen Schädel hervor. Sie zirkulierte in ihrem Stuhl, zog eine Schublade auf, fingerte nach einem Blatt, einem Stift, da sie sich nicht einmal mehr traute, noch das Computersystem zu benutzen. Hastig kritzelte sie einige Worte auf den Zettel, faltete ihn zusammen und drückte ihm das papierne Paketchen in die Hand.
    »Bring das zu Tim Orley«, flüsterte sie. »Sofort.«
    »Was'n das?«
    Sie zögerte. Sollte sie ihm sagen, was sie entdeckt hatte? Warum nicht? Aber Axel Kokoschka war unberechenbar in seinem Kindergemüt, ausgestattet mit Bärenkräften, fähig, loszulaufen und der fraglichen Person aufs Maul zu hauen, was sich als Fehler erweisen konnte.
    »Bring es einfach zu Tim«, sagte sie leise. »Wo immer er ist. Er soll sofort herkommen. Bitte, Axel, schnell. Verlier keine Zeit.«
    Kokoschka drehte das Paketchen zwischen den Fingern, starrte eine Sekunde darauf. Dann nickte er, drehte sich um und verschwand ohne ein weiteres Wort.
     
    »Wir können nicht evakuieren«, beharrte Lynn fiebrig. Sie bog ihre Finger zu Klauen, bohrte ihre perfekt gefeilten Nägel ins Fleisch ihrer Handballen. »Wir können das Vertrauen der Gäste nicht aufs Spiel setzen.«
    »Bei allem Respekt, aber sind Sie wahnsinnig geworden?«,

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