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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Hunger.«
    »Axel!«
    Kokoschkas monolithische Erscheinung verdunkelte ihren Desktop. Er hielt einen Teller in der Rechten. Die knöcherne Klaue eines Lammkarrees stach daraus hervor, nussiger Zucchiniduft schmeichelte sich heran.
    »Mann, Axel!«, keuchte sie. »Hast du mich erschreckt!«
    »Tut mir leid, ich –«
    »Schon gut. Puh! Musst du nicht Wände und Böden umkrempeln?«
    »Der Zerberus hat uns abgezogen«, grinste er. »Haste Hunger? Ostfriesisches Salzwiesenlamm.«
    Er schaute sie an, zur Seite, zu Boden, traute sich wieder, Blickkontakt aufzunehmen. Himmel, nein. Sie hatte es geahnt. Deutscher liebt Deutsche. Kokoschka hatte sich in sie verguckt.
    »Das ist aber lieb von dir«, sagte sie mit Blick auf den Teller.
    Er verbreiterte sein Grinsen und stellte ihn auf eine freie Ecke des Desktops neben sie, drapierte Serviette und Besteck. Plötzlich stellte sie fest, dass sich im Verlauf der letzten Stunde Hunger herangeschlichen und sie regelrecht ausgehöhlt hatte. Gierig sog sie die Aromen in sich hinein. Kokoschka hatte das Karree für sie vorgeschnitten. Sie nahm eine der fragilen Rippen zwischen die Finger und nuckelte das butterzarte Fleisch vom Knochen, während sie sich wieder den Bildschirmen zuwandte.
    »Was machste?«, fragte Kokoschka.
    »Checke das Protokoll vom Nachmittag«, sagte sie mit vollem Mund. »Um vielleicht was über den Satellitenausfall rauszukriegen.«
    »Glaubst du, wir haben wirklich 'ne Bombe?«
    »Keinen Schimmer, Axel.«
    »Mhm. Komisch. Juckt mich irgendwie nicht so richtig.« Seine Stirn benetzte sich mit Schweiß. In sichtbarer Diskrepanz zu seinen Worten wirkte er nervös und zappelig, trat von einem Bein auf das andere, schnaufte. »Du willst also rauskriegen, wo die Bombe ist?«
    »Nein, ich will wissen, wer Hannas Komplize –«
    Sie starrte ihn an.
    Kokoschka hielt ihrem Blick einige Sekunden stand, dann drifteten seine Augen ab zur Videowand. Sein Schweißausbruch wurde stärker. Seine Glatze schwamm, an seiner Schläfe pulsierte eine Ader. Thiel hörte auf zu kauen, verharrte mit lang gezogener Kinnlade und voll gestopfter Backe.
    »Okay, du weißt es wahrscheinlich schon längst«, sagte Kokoschka müde in den Raum hinein.
    Sie schluckte. Wich zurück. »Was denn?«
    Er sah sie an.
     
    »Können wir uns kurz besprechen?« Lawrence bedeutete Lynn mit knappem Kopfnicken, ihr zur Treppe zu folgen, die vom Mama Killa Club in die darunterliegende Luna Bar und von dort ins Selene und Chang'e führte. Die Aufmerksamkeit aller galt in diesen Sekunden Chuck, der mit lauerndem Grinsen beide Hände, Handflächen zuoberst und alle zehn Finger steil in die Höhe weisend, von sich gestreckt hielt.
    »Was meint der Papst, wenn er so macht?«
    »Keine Ahnung«, sagte Olympiada trübsinnig. Winter, mit den Gewohnheiten des Pontifex und klerikalen Belangen unvertraut, schüttelte den Kopf in hoffnungsträchtiger Erwartung, vielleicht dennoch die Pointe zu verstehen, während ein Sturmtief der Entrüstung jedes Wohlwollen aus Aileens Zügen blies. Neben ihr thronte Rebecca Hsu nach Zirkuslöwenart auf einem Barhocker und sprach gedämpft in ihren Handcomputer. Walo Ögi hatte sich in seine Suite verabschiedet, um zu lesen.
    »Chuck, den wirst du nicht erzählen.«
    »Ach, komm, Aileen –«
    »Den wirst du nicht erzählen!«
    »Was meint der Papst denn?«, kicherte Winter.
    »Chuck, nein!«
    »Ganz einfach.« Donoghue klappte neun Finger ein, sodass nur noch der Mittelfinger seiner Rechten in die Höhe stand. »Dasselbe wie so, aber in zehn Sprachen!«
    Winter kicherte weiter, Hsu lachte, Olympiada verzog den Mund. Aileen blickte Verzeihung heischend in die Runde, das gequälte Lächeln der Entmachtung im Gesicht. Nichts davon verarbeitete Lynn noch in gewohnter Weise. Was immer sie sah und hörte, erschien ihr wie eine Abfolge knatternder, stroboskopischer Blitze. Aileen bezichtigte Chuck der Missachtung einer witzfreien Zone namens Kirche, über die man sich doch einig gewesen sei, unerbittlich ihr Falsettskalpell schwingend, untermalt von Winters verständnislosem Hi-hi in seiner sequenziellen Gleichförmigkeit, eine einzige Marter.
    »Wir müssen davon ausgehen, dass sich auf dem Aristarchus-Plateau etwas ereignet hat«, sagte Lawrence ohne Umschweife. »Etwas Unangenehmes.«
    Lynns Finger bogen sich, streckten sich.
    »Gut, schicken wir Nina mit dem Shuttle los.«
    »Das sollten wir tun«, nickte Lawrence. »Und außerdem das Gaia evakuieren.«
    »Moment! Wir haben doch vorhin

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