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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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wie sie explodierte. Außerdem hatten sie nichts gefunden, und hätte so ein Ding nicht strahlen müssen? Weit mehr sorgte er sich um Sophie. Etwas hatte sie erschreckt. Mit einem Mal war sie ihm völlig verängstigt erschienen, und dann dieser hastig gekritzelte Zettel, den sie ihm für Tim in die Hand gedrückt hatte.
    Doch Tim Orley war nicht da. Lediglich die Donoghues, Hsu, Winter und die tranige Frau von dem Russen hockten vor ihren Drinks und wirkten mental angegammelt. Funaki meinte, Tim sei unmittelbar vor ihm hier gewesen und habe nach Lynn gefragt, die aber ihrerseits Augenblicke zuvor den Kopf verlassen habe.
    »Dabei hab ich ihr gar nichts getan«, brummte Donoghue zu niemand Speziellem. »Wirklich nicht.«
    »Nun ja.« Aileen schaute klug in die Runde. »Sie wirkte in letzter Zeit überfordert, findet ihr nicht?«
    »Lynn ist okay.«
    »Also, mir ist das aufgefallen. Euch etwa nicht? Schon auf der Raumstation.«
    »Lynn ist okay«, wiederholte Chuck. »Diese Hoteldirektorin, die kann ich nicht leiden.«
    »Wieso nicht?« Hsu hob die Brauen. »Sie macht ihren Job.«
    »Die hält mit irgendwas hinterm Berg.«
    »Ja, dann –« Kokoschka machte Anstalten, den Mama Killa Club wieder zu verlassen. »Dann –«
    »Das sagt mir meine Erfahrung!« Chuck schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Und meine Prostata. Wo die Erfahrung versagt, weiß meine Prostata Bescheid. Ich sag's euch, die Alte verscheißert uns. Ich wär nicht überrascht, wenn sie uns nach Strich und Faden verarscht.«
    »Dann will ich mal –«
    »Und womit überraschen Sie uns heute Abend, junger Mann?«, fragte Aileen zuckrig.
    Kokoschka fuhr sich über die Glatze. Erstaunlich, so ein paar Millimeter Kopfhaut. Wie sie immer neuen Schweiß produzierten, Schicht um Schicht, als schwitze er sein Hirn aus.
    »Ossobucco mit Risotto Milanese«, murmelte er.
    »Uiiii«, freute sich Winter. »Ich liebe Risotto!«
    »Also, ich mache ihn ja wie die Venezianer«, ließ Aileen Kokoschka wissen. »Ihnen ist klar, dass man da ständig rühren muss? Nie aufhören zu rühren.«
    »Er ist Koch, Liebstes«, sagte Chuck.
    »Das weiß ich. Darf ich fragen, wo Sie gelernt haben?«
    »Äh –« Kokoschka wand sich im Fliegenleim des Interesses. »Sylt – unter anderem.«
    »Ah, Sylt, warten Sie, das ist diese, Moment, sagen Sie nichts – diese – diese Stadt in Nordnorwegen, richtig? Ganz hoch oben.«
    »Nein.«
    »Nicht?«
    »Nein.« Er musste weg, Tim suchen, »'ne Insel.«
    »Und bei wem da, Alex?« Aileen zwinkerte ihm vertraulich zu. »Ich darf doch Alex sagen.«
    »Axel. Bei Johannes King. Entschuldigung, ich muss jetzt –«
    »King? Hat er einen Stern?«
    »Drei Sterne. Wollte nie 'n dritten, war aber einfach zu gut. Sie haben ihn kennengelernt, auf der OSS. Ich müsste jetzt wirklich –«
    »Nehmen Sie Rindermark für den Risotto?«
    Kokoschka blickte nervös zur Treppe, ein Fuchs in der Falle, ein Fisch in der Reuse.
    »Kommen Sie, verraten Sie's uns«, lächelte Aileen. »Setzen Sie sich, Alex, Axel, setzen Sie sich.«
     
    Je tiefer Sophie Thiel ins Protokoll einstieg, desto unheimlicher wurde es ihr zumute. Über raffiniert getarnte Querverbindungen gelangte man zu Listen mit inoffiziellen Kurzbefehlen, manche kryptisch, andere dazu gedacht, die Kommunikationssysteme des Hotels unter Kontrolle zu bringen. Unter anderem blockierten sie nun auch die Laserverbindung zwischen Gaia und Mondbasis, genauer gesagt leiteten sie das Signal auf einen Handy-Anschluss um. Inzwischen glaubte sie auch zu wissen, was es mit dem geheimnisvollen Menu auf sich hatte. Nicht das LPCS selbst war darüber attackiert worden, sondern ein Impuls an die Erde ergangen, und sofern sie ihren Augen trauen konnte, hatte dieser Impuls eine Blockade ausgelöst, die nicht nur lunare Satelliten betraf. Hier war ganze Arbeit geleistet, der Mond komplett von der Erde abgeschnitten worden.
    Und plötzlich bezweifelte sie, dass der ganze Aufwand nur zu dem Zweck betrieben wurde, das Hotel zu vernichten.
    Wer waren die?
    Tim! Sie hoffte inständig, Tim würde endlich erscheinen. Hatte Axel ihn nicht gefunden? Ihre Kenntnisse reichten nicht aus, um die Blockade aufzuheben, zumal sie immer noch nicht wusste, was genau sie eigentlich ausgelöst hatte. Hingegen war sie zuversichtlich, die Störung der Laserverbindung zur Peary-Basis rückgängig machen zu können. Sie würde Kontakt mit den Astronauten dort aufnehmen und um Hilfe bitten, auch wenn das für sie lebensgefährlich sein

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