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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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heißen.«
    »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«, fragte Norrington.
    »Ganz einfach: Sofern wir uns darüber einig sind, dass die Bombe 2024 auf alle Fälle gezündet werden sollte, ungeachtet der Fertigstellung des Gaia, stellt sich die Frage, warum es nicht geschah.«
    Shaw überlegte.
    »Weil etwas dazwischenkam«, sagte sie.
    Jericho lächelte. »Weil jemandem etwas dazwischenkam. Weil jemand gehindert wurde, das Ding zu zünden, wodurch auch immer. Das heißt, wir sollten aufhören, nach dem Wo und Wann zu fragen, und uns auf diese Person konzentrieren, die möglicherweise, ziemlich wahrscheinlich sogar, nicht Carl Hanna heißt. Also wer war im vergangenen Jahr auf dem Mond oder auf dem Weg dorthin, der die Zündung hätte vornehmen können? Was ist geschehen, dass es nicht dazu kam?«
    Und währenddessen dachte er: Wem erzähle ich das alles gerade? Shaw hatte Mutmaßungen über einen Maulwurf angestellt, einen Verräter, der seine Informationen aus dem inneren Kreis der Sicherheit bezog. Wer war dieser Maulwurf? Edda Hoff, undurchsichtig und spröde? Einer der Bereichsleiter? Tom Merrick, das Nervenbündel, dem die Sicherheit der Kommunikation unterlag, konnte er für die Blockade verantwortlich sein, die er zu untersuchen vorgab? Lauschte mit Andrew Norrington gerade jemand seinen Ausführungen, der am wenigsten davon hätte mitbekommen dürfen? Immer vorausgesetzt, Shaw hatte sich nicht über Maulwürfe verbreitet, um davon abzulenken, dass sie selbst der Maulwurf war.
    Wie sicher waren sie eigentlich im Big O?
     

GAIA, VALLIS ALPINA, MOND
     
    Das Protokoll war schnell rekonstruiert. Seinem Namen getreu grub sich der Gravedigger in die Tiefen des Systems und erstellte eine vollständige Liste, aber weil sie die Aktivitäten mehrerer Tage umfasste, las sie sich zugleich wie eine Beschäftigungstherapie für drei verregnete Wochenenden.
    »Mist«, flüsterte Thiel.
    Grenzte man die fraglichen Zeiträume allerdings ein, kam man schneller voran als vermutet. Tatsächlich zog sich die Spur des Fälschers wie ein Muster durch das Protokoll, indem er nämlich, wann immer Handlungsbedarf gewesen war, unverzüglich saubergemacht hatte. Das Video von Hannas nächtlichem Ausflug etwa war umgeschnitten worden, noch während der Kanadier zusammen mit Julian Gaias Umgebung erkundet hatte, genauer gesagt zwischen Viertel nach sechs und halb sieben an besagtem Morgen. Eindeutig der Beweis, dass Hanna es nicht selbst unternommen hatte, seine Spuren zu verwischen.
    Wo war sie zu diesem Zeitpunkt gewesen? Im Bett. Erst um sieben aufgestanden. Bis dahin waren die Lobby und die Zentrale ausschließlich von Maschinen bevölkert gewesen. In einer Simultanprojektion ließ sie sämtliche Aufzeichnungen des Zeitraums ablaufen, in dem das Phantom sein Werk verrichtet hatte, aber niemand verließ sein Zimmer, niemand hockte in einem versteckten Winkel und bediente das System von anderswoher.
    Unmöglich!
    Jemand musste zu dieser Zeit im Hotel unterwegs gewesen sein!
    Waren etwa auch diese Videos manipuliert worden?
    Sie studierte das Protokoll genauer, ließ den Computer sämtliche Filme auf nachträglich eingeführte Schnitte untersuchen.
    Tatsächlich.
    Thiel starrte auf die Monitorwand. Zunehmend wurde ihr die Sache unheimlich. Aus allem, was sie hier sah, besser gesagt, nicht zu sehen bekam, sprachen beunruhigende Professionalität und Nervenstärke. Wenn das so weiterging, würde sie am Ende jeden einzelnen Befehl überprüfen müssen in der vagen Hoffnung, dass sich der Fälscher durch eine winzige Schlamperei verriet. In gleicher Weise, wie sie geklettert war, sank ihre Stimmung ins Spätherbstliche. Das brachte gar nichts. Der Unbekannte hatte seine Zeit und seine Möglichkeiten zu nutzen gewusst, war ihr überlegen.
    Vielleicht sollte sie die Sache andersherum angehen. Mit dem letzten signifikanten Ereignis beginnen, dem Ausfall des Satelliten. Vielleicht hatte das Phantom ja seitdem keine Zeit gefunden, sauber zu machen.
    Sie isolierte die Passage der Konferenzschaltung bis hin zu deren plötzlichem Abbruch und ließ den Computer die komplette Sequenz noch einmal durchspielen. Ihre eigenen Handlungen wurden in der Rekonstruktion sichtbar: wie sie das Gespräch angenommen, Lawrence und Lynn im Selene benachrichtigt und es zu Julian Orley durchgestellt hatte. Danach –
    Ein Schatten legte sich über sie. Sie zuckte zusammen, riss den Kopf hoch und prallte zurück.
    »Ähm – dachte, du hast

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