Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer
Claire beim Erscheinen ihres Exehemannes und seiner wundervollen, schwangeren Frau nicht hatte verbergen können.
Tränen brannten in Claires Augen, und sie blinzelte heftig, um sie zurückzudrängen.
Eine zufällige Begegnung hätte sie mit Fassung ertragen können, aber Virginias vorsätzliche Grausamkeit erschütterte sie. Es hatte nie eine enge Freundschaft zwischen ihnen bestanden, dennoch hatte sie nicht mit einem derart heimtückischen Verhalten gerechnet.
Wie paradox, dass Claire die Einladung nur auf Drängen ihrer Schwester Martine angenommen hatte, die der Ansicht war, dass es ihr guttun würde, einmal aus ihrer Wohnung herauszukommen und unter Leute zu gehen.
Ihre gute Absicht ist wohl etwas fehlgeschlagen, dachte Claire spöttisch und unterdrückte den Drang zu weinen. Der Zwischenfall war es nicht wert, auch nur eine Träne zu vergießen, und sie hatte daraus eine Lektion gezogen: Traue niemals den alten Freundinnen deines Exmannes. Offensichtlich hatte Virginia ihr niemals verziehen, dass sie Mrs. Jeff Halsey gewesen war.
„Ist Ihnen der Rauch und der Lärm auch zu viel geworden?“
Claire wirbelte herum, erschreckt durch die Worte, die so dicht an ihrem Ohr gesprochen wurden. Sie hatte geglaubt, völlig allein auf der Terrasse zu sein. Fest entschlossen, niemanden ihren inneren Aufruhr spüren zu lassen, legte sie eine abweisende Miene auf und zog fragend eine Augenbraue hoch.
Der Lichtschein, der durch die gläserne Doppeltür fiel, enthülltenur die Silhouette des Mannes. Seine Gesichtszüge blieben verborgen, aber sie war sicher, dass sie ihn nicht kannte. Er war groß und schlank, mit breiten Schultern unter dem makellos geschnittenen, weißen Dinnerjackett, und er stand ihr so nahe, dass sie den schwachen Duft seines Rasierwassers riechen konnte.
„Ich möchte mich entschuldigen. Ich wollte Sie nicht erschrecken“, sagte er und stellte sich neben sie. „Ich sah Sie hinausgehen und dachte mir, dass ich auch ein wenig frische Luft genießen könnte. Wir sind uns nicht vorgestellt worden, oder? Maxwell Benedict.“
„Claire Westbrook“, murmelte sie. Nun erkannte sie ihn. Sie waren sich zwar wirklich nicht vorgestellt worden, aber sie hatte sein Erscheinen auf der Party bemerkt. Es war unmöglich, ihn zu übersehen. Er sah aus wie ein Fotomodell, mit dichten blonden Haaren und lebhaften Augen. Sie erinnerte sich, gedacht zu haben, dass ein Mann mit einem Gesicht wie seinem klein sein sollte, um der ausgleichenden Gerechtigkeit willen. Doch er war groß und bewegte sich mit einer lässigen Grazie, die jeden weiblichen Blick anzog.
Trotz der vollkommen geschnittenen Gesichtszüge hatte er nichts Weichliches an sich. Er wirkte durch und durch männlich, und wann immer er eine Frau ansah, sprach männliche Bewunderung aus seinem Blick. Nicht nur hübschen Frauen gegenüber ließ er seinen umwerfenden Charme spielen. Jede Frau, ob jung oder alt, ob hübsch oder hässlich, behandelte er mit einer Mischung aus Höflichkeit und Anerkennung, die alle samt und sonders dahinschmelzen ließ wie einen Schneeball in der heißen Sommersonne.
Wenn er erwartet, dass ich wie alle anderen dahinschmelze, dachte Claire trocken, dann wird er eine Enttäuschung erleben. Jeff hatte ihr einige harte Lektionen über gut aussehende, charmante Männer erteilt, und sie erinnerte sich an jede einzelne. Sie fühlte sich selbst vor diesem Mann sicher, dessen Charme so ausgeprägt war, dass er beinahe greifbar wirkte. Sein atemberaubendes Aussehen und sein strahlendes Lächeln überwältigten, sein ausgeprägt britischer Akzent faszinierte, und der ruhige Bariton seiner Stimmebesänftigte. Claire fragte sich, ob es seine Gefühle wohl verletzte, dass sie unbeeindruckt blieb.
„Ich hatte den Eindruck, dass Sie aufgeregt waren, als Sie hinausgingen“, bemerkte er unvermittelt und lehnte sich an die Mauer, ungeachtet seines frischen weißen Abendjacketts. „Haben Sie irgendwelche Probleme?“
Gütiger Himmel, zu allem Überfluss ist er auch noch scharfsinnig, durchfuhr es Claire. Sie zuckte die Schultern und entgegnete leichthin: „Eigentlich nicht. Ich bin mir nur nicht sicher, wie ich mich in einer peinlichen Situation, in die ich hineingeraten bin, verhalten soll.“
„Wenn das der Fall ist, kann ich Ihnen dann auf irgendeine Art helfen?“ Sein Angebot klang ruhig, höflich und äußerst beherrscht.
Claire zögerte. Unwillkürlich erwachte ein Anflug von Interesse in ihr. Sie hatte durchaus erwartet, dass
Weitere Kostenlose Bücher