Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer
außergewöhnlich hoch. Schnell beendete er den Bericht und warf ihn beiseite. Anson hatte Hinweise erhalten, dass eine weitere Firma an „Bronson Alloys“ interessiert war. Diese Tatsache allein wirkte schon beunruhigend, aber noch alarmierender schienen ihm die Gerüchte, dass diese Firma Verbindungen zu Osteuropa unterhielt. Wenn die Gerüchte stimmten, dann war irgendwie durchgesickert, dass Sam Bronson eine Legierung entwickelt hatte, die leicht und nahezu unverwüstbar und der Legierung überlegen war, die derzeit für Spionageflugzeuge verwendet wurde. Bislang hatte Sam Bronson zwar noch nicht offiziell bekannt gegeben, diese Legierung entwickelt zu haben, aber diesbezügliche Gerüchte waren schon seit einiger Zeit im Umlauf.
Die Situation gefiel ihm ganz und gar nicht. Ein Übernahmeversuch vonseiten einer anderen Firma würde ihn zwingen, schnell zu handeln – vielleicht früher, als er dazu bereit war. Und das würde das Risiko eines Fehlschlags beträchtlich erhöhen. Er hasste Fehlschläge. Er war zu ehrgeizig, um sich mit weniger als einem völligen Sieg zufriedenzugeben, was immer er auch anfasste.
Max griff erneut zu dem Bericht und blätterte ihn durch, doch seine Gedanken schweiften ab. Diese Frau, Claire Westbrook … Sie war anders, als er erwartet hatte. Anson hielt sie für das mögliche schwache Glied, und er selbst hatte vorausgesetzt, dass er sie so mühelos wie alle anderen Frauen betören konnte. Aber es hatte nicht geklappt. Sie war so kühl und ruhig, beinahe allzu beherrscht. Und obwohl sie seine Dinnereinladung schließlich angenommen hatte, vermutete er, dass andere Gründe dahintersteckten.
Seit er erwachsen war, verfolgte ihn das weibliche Geschlecht förmlich. Er schätzte Frauen, genoss ihre Gesellschaft, begehrte sie, hatte sich aber nie sonderlich bemühen müssen. Es war das erste Mal, dass eine Frau ihn kühl angesehen und sich dann völligunbeeindruckt abgewandt hatte. Es gefiel ihm nicht. Er fühlte sich gereizt und herausgefordert, und er durfte keines von beidem empfinden. Es war eine rein geschäftliche Angelegenheit. Er wollte ohne Gewissensbisse seinen Charme einsetzen, um die benötigten Informationen zu erlangen. Der Kampf um eine Firma blieb schließlich ein Kampf, trotz zivilisierter Vorstandssitzungen und dreiteiliger Anzüge.
Doch Verführung hatte nie zu seinem Plan gehört. Daher war ihm seine ungewollte Zuneigung zu ihr doppelt unliebsam. Er konnte sich keine Ablenkung leisten. Er musste sich auf seine Aufgabe konzentrieren, so schnell, wie es nur ging, die Informationen erhalten – und dann die entsprechenden Maßnahmen ergreifen.
Er war äußerst sinnlich veranlagt, aber bisher hatte er seine körperlichen Bedürfnisse stets durch die Kraft seines kühlen Verstandes beherrscht. Er war Herr über seinen Körper, nicht umgekehrt. Die Natur hatte ihn zwar mit einem ausgeprägten sexuellen Appetit ausgestattet, der weniger kluge Männer beherrscht hätte, aber seine geistigen Fähigkeiten waren derart ausgeprägt und mächtig, dass sie stets die Oberhand behielten. Und daher beunruhigte und verärgerte ihn diese ungewollte Zuneigung zu Claire Westbrook ganz besonders.
Sie war hübsch, aber er hatte wesentlich schönere Frauen besessen. Das einzig Ungewöhnliche an ihr waren ihre Augen – riesig und von einem samtenen Braun. Sie hatte weder mit ihm geflirtet noch auf andere Art zu erkennen gegeben, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Es bestand keinerlei Grund für ihn, an sie zu den ken.
Und dennoch ging sie ihm nicht aus dem Kopf.
2. KAPITEL
D as Schrillen des Telefons riss Claire am nächsten Morgen aus dem Schlaf. Ihre weichen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als sie sich umdrehte und den Hörer abnahm. „Hallo, Martine“, sagte sie mit verschlafener Stimme.
Eine kurze Pause folgte. Dann lachte Martine. „Woher wusstest du denn schon wieder, dass ich es bin?“
„Ich dachte mir, dass du anrufen würdest, um dich wegen gestern Abend zu erkundigen. Ja, ich bin zu Virginias Party gegangen, und nein, ich war nicht die Ballkönigin.“
„Du beantwortest meine Fragen schon, bevor ich sie stelle“, bemerkte Martine in gutmütiger Empörung. „Hast du dich trotzdem amüsiert?“
„Du weißt doch, dass ich kein geselliger Typ bin“, entgegnete Claire ausweichend, während sie sich im Bett aufsetzte und sich ein Kissen in den Rücken stopfte. Sie zog es vor zu verschweigen, dass sie Maxwell Benedict kennengelernt hatte und mit ihm
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