Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer
verkroch sich oft mit einem Buch. Martine war intelligent und ehrgeizig, Clairewar klug, strengte sich aber nicht besonders an. Martine heiratete einen gut aussehenden, ebenso ehrgeizigen jungen Anwalt, eröffnete eine Kanzlei mit ihm und bekam zwei niedliche, fröhliche Kinder. Claire heiratete Jeff – das einzige Mal in ihrem Leben, dass sie ihre Mutter wirklich zufriedenstellte –, doch die Ehe zerbrach …
Nun, mit einem Abstand von fünf Jahren, sah Claire sehr deutlich die Gründe für das Scheitern ihrer Ehe. Größtenteils war es ihre eigene Schuld. Sie hatte so sehr befürchtet, die Erwartungen nicht erfüllen zu können, die ihrer Meinung nach als Mrs. Jefferson Halsey an sie gestellt wurden. Daher hatte sie sich ständig bemüht, die perfekte Hausfrau, die perfekte Gastgeberin zu sein und sich so sehr verausgabt, dass für Jeff beinahe nichts übrig geblieben war. Eine Zeit lang hatte er es geduldet. Doch dann war die Kluft zwischen ihnen gewachsen. Er hatte sich anderweitig umgesehen und Helene entdeckt, die schön, älter als Claire und wundervoll selbstsicher war.
Nur Claires unverhoffte Schwangerschaft hatte damals eine Scheidung verhindert. Sie musste Jeff zugute halten, dass er sich sehr rücksichtsvoll und zärtlich ihr gegenüber erwiesen hatte. Obwohl er Helene liebte, hatte er die Beziehung zu ihr beendet.
Und dann hatte Claire die Fehlgeburt erlitten. Er hatte gewartet, bis sie sich körperlich davon erholt hatte, und sie dann um die Scheidung gebeten. Claire hatte gewusst, dass es vorbei war, noch bevor sie das Baby verlor. Vermutlich zur Enttäuschung von halb Houston war die Scheidung in aller Stille und ohne viel Aufhebens erfolgt.
Gleich nach Ablauf der gesetzlichen Wartefrist hatte Jeff schließlich Helene geheiratet, und ein Jahr später hatte sie ihm einen Sohn geboren. Nun war sie erneut schwanger …
Claire wusch sich das Gesicht und putzte sich die Zähne, bevor sie zu Bett ging und nach dem Buch auf dem Nachttisch griff. Sie zwang sich, nicht an das Baby zu denken, das sie verloren hatte. Es gehörte der Vergangenheit an, genau wie ihre Ehe, und die Scheidung war das Beste, was ihr hatte passieren können. Dadurch warsie gezwungen worden, aufzuwachen und sich selbst kritisch zu betrachten. Sie hatte ihr Leben verschwendet in dem Bemühen, anderen zu gefallen anstatt sich selbst. In den vergangenen fünf Jahren hatte sie gelernt, sie selbst zu sein.
Im Großen und Ganzen war sie mit ihrem Leben zufrieden. Sie besaß eine gute Stellung, sie las, wann immer ihr danach zumute war, sie hörte die Musik, die ihr gefiel. Sie stand Martine nun näher denn je zuvor, weil sie sich nicht länger von ihr bedroht fühlte. Sie verstand sich sogar besser mit ihren Eltern – wenn ihre Mutter sie nur nicht ewig drängen würde, „einen netten jungen Mann zu suchen und eine Familie zu gründen“.
Claire ging nicht oft aus, denn sie sah keinen Sinn darin. Ihr lag nichts an einer gleichgültigen Ehe, die nur auf gemeinsamen Interessen beruhte, und sie war nicht der Typ, der zu glühender Leidenschaft neigte. Sie hatte gelernt, sich zu beherrschen und sich durch diese Beherrschung zu schützen. Wenn sie dadurch kühl und verschlossen wirkte, dann umso besser. Denn so schützte sie sich vor dem niederschmetternden Schmerz, den eine Zurückweisung hervorrief.
Sie hatte sich ihr Leben freiwillig und ganz bewusst so eingerichtet. Aber warum hatte sie dann die Verabredung mit Maxwell Benedict angenommen? Trotz seines ausgeprägten Humors war er nichts weiter als ein Playboy, und er hatte keinen Platz in ihrem Leben.
Mit einem Seufzer schloss sie das Buch, denn sie konnte sich ohnehin nicht darauf konzentrieren. Sein hübsches Gesicht drängte sich ständig vor die Buchstaben. Ein besorgter Ausdruck lag in ihren braunen Augen, als sie das Licht löschte und die Bettdecke hochzog. Denn trotz der warnenden Stimme ihres Instinktes wusste sie, dass sie die Verabredung nicht absagen würde.
Max saß in seinem Hotelzimmer, die Füße auf den Tisch gelegt und eine Kanne Kaffee neben sich. Mit gerunzelter Stirn las er einen der dicken Berichte, die er per Post erhalten hatte. Geistesabwesend griff er nach der Kanne und bemerkte ungehalten, dass siebeinahe leer war. Er stellte sie zurück auf das Tablett und schob es von sich. Kaffee! Er war geradezu süchtig nach dem Zeug geworden – eine von mehreren amerikanischen Angewohnheiten, die er sich zugelegt hatte.
Seine Lesegeschwindigkeit war
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