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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hundert Jahre Zaertlichkeit
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sinken und weinen.
    Sie hatte
keine Zeit für solchen Luxus, da das Feuer herunterbrannte und das Wasser in
den Kesseln verkocht war. Elisabeth fand die Holzkiste leer. Nachdem sie nach
Trista gesehen hatte, wickelte sie sich in einen Wollschal und ging hinaus in
den Schuppen. Dort griff sie nach der Axt und hackte unbeholfen trockenes Apfelbaumholz.
    Jonathan
überquerte den Hof, als sie mit einem Armvoll Holz herauskam. Er nahm es ihr
ab.
    Drinnen
fachte er das Feuer wieder an, während sie Wasser pumpte, um neuen Dampf zu
erzeugen. Plötzlich verließ sie die Kraft. Sie sank gegen Jonathan und weinte
um all die Kinder, die nicht gerettet werden konnten, in diesem und in ihrem
Jahrhundert.
    Jonathan
umarmte sie fest, küßte sie auf die Stirn, hob sie auf seine Arme und ging zur
Treppe. »Du legst dich jetzt hin«, verkündete er ernst. »Ich bringe dir etwas
zu essen.«
    »Ich will
bei Trista bleiben.«
    »In diesem
Zustand hilfst du ihr nicht.« Er legte sie sanft auf ihr Bett und zog ihr die
Slipper aus, die so gar nicht zu ihrem langen Rock und der langärmeligen Bluse
paßten. Sie wollte protestieren, aber er war schon gegangen.
    Wie
versprochen, kam er mit einem Schinkensandwich und einem Glas Milch zurück.
Elisabeth aß, obwohl sie keinen Appetit hatte, und wollte nur ein wenig die
Augen schließen.
    Es war
dunkel im Raum, und die Lampe auf dem Nachttisch brannte schwach, als Elisabeth
ruckartig erwachte. Ihr Hals tat beim Schlucken weh, aber sie dachte nicht
weiter darüber nach, weil sie dringend nach Trista sehen wollte.
    Sie hielt
sekundenlang den Atem an, während sie die hintere Treppe hinunterstieg.
    Die
Küchenlampen brannten. Jonathan saß am Tisch,
hatte den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt und schlief fest. Trista war
allerdings wach und lächelte schwach, als Elisabeth sich dem Bett näherte und
sie auf die Stirn küßte.
    »Fühlst du
dich besser?«
    Trista
nickte, auch wenn sie noch nicht sprechen konnte.
    »Ich wette,
du magst eine kräftige Brühe, nicht wahr?« fragte Elisabeth. Obwohl Trista den
Kopf schüttelte, setzte sie ein Huhn zum Kochen auf den Herd.
    Von dem
unvermeidlichen Klappern erwachte Jonathan, hob den Kopf und blickte Elisabeth
eine Weile an, ohne sie zu erkennen. Dann zuckte sein Blick zu Trista.
    Die
lächelte schwach über seine ungläubige Miene, während er hastig nach seinem Stethoskop
griff. Seine Augen waren vor Überraschung geweitet, während er Elisabeth ansah,
die lächelnd das Medizinfläschchen hochhielt.
    Jonathan
riß es ihr aus den Händen. »Du hast ihr das gegeben?«
    Ihr Lächeln
schwand. »Ja. Und es hat ihr das Leben gerettet.«
    Er blickte
von den Pillen in das blasse Gesicht seiner Tochter. »Mein Gott!«
    »Du
solltest ihr allerdings eine alle vier Stunden geben, bis sie außer Gefahr ist«,
erklärte sie zufrieden.
    Jonathan
sank auf einen Stuhl. »Peni ... Wie hast du sie genannt?«
    »Penizillin«,
erklärte Elisabeth sanft.
    »Ich habe
nicht geträumt«, flüsterte er.
    Sie
schüttelte den Kopf und legte ihre Hände auf seine Schultern. Ein Blick zu
Trista zeigte ihr, daß das Kind wieder schlief. »Nein, Jon, du warst wirklich
dort.« Sie begann, seine verspannten Muskeln zu kneten. »Du hast mir nicht
erzählt, was du gesehen hast.«
    Ein Beben
durchlief ihn. »Da stand ein Kasten mit Frauen darin«, erwiderte er. »Sie haben
zu mir gesprochen.«
    Sie
unterdrückte ein Lachen, und gleichzeitig brannten Tränen der Zuneigung in
ihren Augen. »Der Fernseher.
Sie haben nicht mit dir gesprochen, Jon. Sie waren nur Bilder, die durch die
Luft gesendet werden.« »Was habt ihr noch in eurer Welt, abgesehen von Automobilen,
die zu schnell fahren?«
    Elisabeth
lächelte. Also hatte er doch etwas von dem wahren zwanzigsten Jahrhundert
gesehen. »Wir erforschen den Weltraum. Und es hat so viele Erfindungen
gegeben, daß ich sie gar nicht aufzählen kann, wobei die bedeutendste eine
Maschine ist, die man Computer nennt.«
    Er hörte
aufmerksam zu, während Elisabeth ihm alles erzählte, was sie über Computer
wußte – was ziemlich beschränkt war. Sie erklärte die moderne Gesellschaft,
so gut sie konnte.
    »Es gibt
noch immer soziale Probleme«, berichtete sie. »Zum Beispiel haben wir eine
Knappheit an Wohnungen für Arme, und es gibt viel Drogen- und Alkoholmißbrauch.«
    Er hob eine
Augenbraue. »Das muß der Grund sein, warum du so zornig warst, als ich dir ein
Beruhigungsmittel gab.«
    Ihr
schmerzender Hals war wie zugeschnürt, als sie

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