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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hundert Jahre Zaertlichkeit
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erleichtert, als sie die Kette fühlte. Weitere
zehn Minuten vergingen, ehe sie aufstehen und zur Tür gehen konnte.
    Sie tastete
sich durch den Korridor, nahm den Anhänger ab und warf ihn über Tristas
Schwelle. Erst auf der anderen Seite legte sie ihn wieder an.
    Helles
Mondlicht schien durch das Fenster, als Elisabeth zu dem Mädchen trat und es
weckte.
    »Du gehst
weg«, flüsterte Trista und hielt ihre Lumpenpuppe ganz fest.
    Elisabeth
bückte sich und küßte Trista auf die Stirn. »Ja, Liebes. Denk an mein
Versprechen – wenn ich kann, komme ich zurück.«
    Trista
seufzte verloren. »In Ordnung. Leb wohl, Elisabeth.«
    »Leb wohl,
Süße.« Elisabeth umarmte sie ein letztes Mal. »Ganz gleich, was auch passiert,
vergiß nicht, daß ich dich liebe.«
    In Tristas
Augen standen Tränen. Sie preßte die Zähne in ihre Unterlippe und nickte.
    Elisabeth
holte tief Luft, ging zurück zur Tür, schloß die Augen, drehte den Türknauf und
trat hindurch.
    Elisabeth war wieder im zwanzigsten
Jahrhundert. Sie öffnete die Augen, fand sich in einem mit Teppich ausgelegten
Korridor, drückte einen Schalter, und die elektrischen Lampen gingen an.
    Sie öffnete
die Tür zu ihrem Zimmer und spähte hinein. Bittere Einsamkeit ergriff sie, weil
es keine Spur von Jonathans Gegenwart gab. Nachdem sie einen Moment hier
verharrt hatte, drehte sie sich um und ging nach unten zu dem Telefontisch.
    Es war
keine Überraschung, daß das rote Licht an ihrem Anrufbeantworter blinkte.
    Es gab drei
Nachrichten von Janet, jede besorgter als die vorangegangene, und mehrere
andere Freunde hatten aus Seattle angerufen. Elisabeth trug noch immer das
Batistkleid, das sie auf dem Dachboden gefunden hatte, und sie lächelte, als
sie sich vorstellte, welche Sensation es wäre, wenn sie es im Supermarkt trug.
    Da sie noch
kein Abendessen gehabt hatte, machte sie sich eine Dose Suppe heiß. Danach fand
sie die Mikrofilmkopien, die sie in der Redaktion des »Bugle« gemacht hatte.
Sie fröstelte bei der Vorstellung, Jonathan einen Bericht über seinen Tod und
den seiner Tochter zu zeigen.
    Während sie
am Küchentisch aß, las sie den Artikel noch einmal durch. Es irritierte sie,
daß keine Leichen gefunden worden waren, aber die wissenschaftlichen
Untersuchungsmethoden des neunzehnten Jahrhunderts waren nicht so gründlich
gewesen. Vielleicht war die Entdeckung auch aus einem mißgeleiteten viktorianischen
Feingefühl verschwiegen worden.
    Sie
blätterte in den Kopien zu ihrem eigenen Mordprozeß. Mit einem wachsenden
Gefühl von Unwirklichkeit las sie, daß Lizzie McCartney, die behauptete, die
Schwester der verstorbenen Barbara McCartney Fortner zu sein, schuldig des
Verbrechens der Brandstiftung und somit auch des Mordes befunden und zum Tod
durch Erhängen verurteilt worden war.
    Elisabeth
schob den Rest ihrer Suppe weg. Ihr war übel. Das Schicksal hatte offenbar
ihren Tod genau wie den von Jonathan und Trista vorherbestimmt, und sie hatte
keine Ahnung, ob einer von ihnen seinem Geschick entgehen konnte.
    Schlaflos
lag sie später im Bett. Sicher sie könnte leicht vermeiden, verurteilt und
gehängt zu werden. Sie müßte nur die Halskette in irgendeinen Brunnenschacht
werfen und nie wieder in Jonathans Zeit zurückkehren. Doch sie liebte Trista
und Jonathan und mußte versuchen, sie zu retten.
    In dieser
Nacht schlief sie sehr unruhig und wurde morgens vom Schrillen des Telefons
geweckt. »Hallo?« murmelte sie in den Hörer.
    »Lieber
Himmel, Elisabeth!« rief Janet verärgert und erleichtert zugleich. »Wo warst du
denn?«
    Elisabeth
seufzte. »Entspann dich. Ich war doch nur zwei Tage weg.«
    »Zwei Tage?
Ich bitte dich, Elisabeth, ich versuche seit zwei Wochen, dich zu erreichen.«
    Elisabeth
packte die Kante des Schminktisches. »Was für ein Tag ist heute?«
    Ihre
Freundin schwieg einen Moment betroffen. »Der erste Mai. Ich bin schon
unterwegs. Setz keinen Fuß aus diesem Haus, Elisabeth McCartney, bevor ich da
bin!«
    Elisabeths
Gedanken überschlugen sich. Wenn es keine logische Beziehung zwischen ihrer
und Jonathans Zeit gab, könnte sie bei ihrer Rückkehr entdecken, daß der Brand
bereits stattgefunden hatte. Sie begann zu zittern. Sie mußte Janets Besuch
verhindern und in das Jahr 1892 zurückkehren.
    Sie fuhr
sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. »Hör mal, Janet, es geht
mir gut, ehrlich. Ich habe nur einen faszinierenden Mann kennengelernt.« Das
stimmte wenigstens. »Ich glaube, ich habe nicht mehr auf den

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