Linda Lael Miller
Kalender geachtet.«
Janet klang
fasziniert und mißtrauisch. »Wer ist der Kerl? Du
hast mir gegenüber nie einen Mann erwähnt.« »Weil ich ihn erst kennengelernt
habe. Wir waren eine Weile weg.
Ich ... ich habe mich schwer verknallt.« »Wer ist er? Was macht er?«
»Sein Name
ist Jonathan Fortner, und er ist Arzt.« »Ich möchte ihn kennenlernen.«
Elisabeth
unterdrückte ein hysterisches Kichern. »Ja ... also ... wir machen Urlaub, aber
vielleicht hinterher.«
»Wohin
fahrt ihr?« Janet klang wieder besorgt.
»San
Francisco.« Es war das erste, was ihr einfiel.
»Na gut,
dann komme ich zum Flughafen und verabschiede mich von dir. Dann kannst du mir
Jonathan vorstellen.«
Elisabeth
biß sich auf die Unterlippe. »Wir fahren mit dem Wagen«, erklärte sie
schließlich. »Ich verspreche feierlich, daß ich anrufe, sobald ich zurück bin.«
Janet
seufzte. »Na schön, aber es ist doch alles mit dem Mann in Ordnung? Ich meine,
es ist fast so, als würdest du etwas verbergen.«
»Jetzt hast
du es aus mir herausgepreßt«, neckte Elisabeth sie. »Er ist ein Vampir, und
während wir hier sprechen, liegt er im Keller in einem Sarg und verschläft das
Tageslicht.«
Janet war
beruhigt und lachte und gab sich mit Elisabeths Versprechen zufrieden, sich
wieder zu melden.
Im
Briefkasten fand Elisabeth zwei Karten von Rue, eine aus Istanbul, die andere
aus Kairo.
Danach
bereitete sie ihre Rückkehr zu Jonathan und Trista vor. Während sie die Kopien
der Juniausgaben 1892 des »Bugle« durchsah, begann sie zu zweifeln, daß
Jonathan die als Beweis ansehen würde. Er konnte behaupten, sie hätte die
Artikel eigens anfertigen lassen.
Sie legte
die Papiere auf den Küchentisch, ging in ihr Zimmer und nahm aus dem
Medizinschränkchen im Bad ein halb gefülltes Fläschchen mit Penizillintabletten,
die sie vor ein paar Monaten gegen eine Halsinfektion genommen hatte.
Das Etikett
trug in Schreibmaschinenschrift das Datum und ihren Namen, aber es war die
Medizin selbst, die Jonathan überzeugen sollte. Immerhin war er Arzt. Sie
steckte das Penizillin ein.
Ihre Finger
zitterten, als sie Tante Veritys Halskette umlegte. Auf dem Korridor ging sie
sofort zu der versiegelten Tür und umfaßte den Knauf.
Nichts
passierte.
»Bitte«,
flüsterte sie und schloß die Augen. »Bitte.«
Diese
andere Welt blieb ihr verschlossen. Sie kämpfte ihre Panik nieder und sagte
sich, daß sie nur darauf warten mußte, daß sich dieses »Fenster« wieder
öffnete. In der Zwischenzeit wollte sie etwas anderes machen.
Neben dem
Telefon in der Diele fand sie die gesuchte Nummer und wählte.
»Hallo?«
meldete sich eine Frauenstimme.
Elisabeth
hatte ein klares Bild von Chastity Pringle vor Augen, wie sie auf der
Handwerksmesse in dem Quiltstand auf ihre Halskette gestarrt hatte, als wäre
die direkt aus der Hölle aufgestiegen. »Mrs. Pringle? Hier spricht Elisabeth
McCartney. Sie erinnern sich vielleicht nicht mehr an mich, aber wir haben uns
kurz auf der Ausstellung getroffen, wo Sie Ihre Quilts ...«
»Sie haben
Veritys Halskette getragen«, unterbrach Chastity sie.
»Ja. Mrs.
Pringle, könnte ich Sie heute sehen?«
»Ich werde keinen Fuß in dieses Haus setzen.«
»In Ordnung«,
stimmte Elisabeth zu. »Ich komme gern zu Ihnen.«
»Wir
könnten uns im Riverview Café treffen«, bot Chastity an.
»Halb eins?«
»Halb eins«,
versprach die Frau.
Das
Riverview Café lag auf halbem Weg zwischen Pine River und Cotton Creek. Kurz
nach zwölf betrat Elisabeth das Lokal. Chastity kam erst um halb eins. Sie war
schlank und stark gebräunt, und ihre langen dunklen Haare waren zu einem
schweren Zopf geflochten, der über der Schulter lag. Sie richtete ihren Blick
auf Elisabeths Halskette und erschauerte sichtlich.
Elisabeth
wartete, bis die Kellnerin ihre Bestellungen aufgenommen hatte, ehe sie direkt
fragte: »Was hatten Sie mit meiner Tante Verity zu tun, und warum haben Sie
Angst vor dieser Halskette?«
»Verity war
meine Freundin«, antwortete Chastity. »Und zwar zu einer Zeit, als ich ganz
dringend eine brauchte.« Die Kellnerin servierte Spinatsalat mit geräuchertem
Lachs. »Was den Anhänger angeht ...«
»Er hat
einmal Ihnen gehört.« Elisabeth verließ sich ganz auf ihren Instinkt. »Nicht
wahr ... Barbara?« Die Augen der Frau wurden groß, und die Farbe wich aus ihrem
Gesicht. »Sie wissen Bescheid? Über den Durchgang, meine ich?«
Elisabeth
nickte.
Barbara
Fortner griff mit unsicherer Hand nach ihrem
Wasserglas. »Dann
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