Linda Lael Miller
dem Haus zu, umrundete es und bemerkte die Veränderungen.
Der Teil
mit Tristas Zimmer und der zweiten hinteren Treppe war verschwunden. Die
einzige Spur davon war eine Tür in der Wand des ersten Stocks. Er erinnerte
sich daran, was Elisabeth von einem Feuer gesagt hatte, fuhr sich mit
gespreizten Fingern durch die Haare und ging hinein.
In dem
Moment, als er eintrat, hörte er sie nach ihm rufen, und lächelnd ging er die
Hintertreppe hinauf.
»Verdammt,
Jonathan Fortner, du kommst zurück! Sofort!«
Jonathan
nahm die Halskette aus seiner Tasche, hielt sie in einer Hand, öffnete die Tür
und trat über die Schwelle.
Elisabeth
trug nun andere Kleider – einen schwarzen Satinrock und eine blaue Bluse – und
sie hatte Ringe unter den Augen. »O Jonathan!« rief sie und warf sich ihm in
die Arme.
Er küßte
sie auf die Schläfe und war ziemlich erschüttert. »Ist ja gut, Lizzie«, sagte
er. »Ich bin hier.«
Sie hob
ihre Augen zu ihm auf. »Die Leute haben schon angefangen, Fragen zu stellen«,
klagte sie. »Und ich mußte Trista belügen und ihr erzählen, du wärst beruflich
nach Seattle gefahren.«
Jonathan
war verblüfft. »Aber ich war doch höchstens eine Stunde weg.«
Sie
schüttelte den Kopf. »Acht Tage, Jonathan«, sagte sie nüchtern und schmiegte
eine Wange an seine Brust. »Ich war sicher, dich nie wiederzusehen.«
Mit einer
Fingerspitze zog er die Konturen ihrer zukkenen Lippen nach. »Acht Tage?«
echote er.
Sie nickte.
Das Rätsel
war mehr, als er auf einmal verarbeiten konnte, weshalb er es in seinen
Gedanken nach hinten drängte. »In
diesem Fall mußt du mich ziemlich heftig vermißt haben«, neckte er.
Ein Funke
des alten Feuers flackerte in ihren Augen, und ihr Mundwinkel bebte, als würde
sie ihm verzeihen, daß er ihr Angst eingejagt hatte, und ihm ein Lächeln
schenken. »Ich habe dich überhaupt nicht vermißt«, sagte sie.
Er legte
die Hände an ihre Hüften, streichelte ihre vollen Brüste mit seinen Daumen und
fühlte die Reaktion ihrer Knospen unter dem Stoff. »Du lügst, Lizzie«, tadelte
er. Seine Erregung traf ihn wie ein körperlicher Schlag. Plötzlich verspürte er
ein starkes Verlangen nach ihr. Er beugte sich vor und küßte die pochende
Stelle unter ihrem rechten Ohr. »Sind wir allein?«
»Im Moment
ja.« Ihre Stimme war fast atemlos. »Trista ist noch nicht aus der Schule
zurück, und Ellen jätet den Gemüsegarten.«
»Gut«,
sagte Jonathan und dachte daran, wie außerordentlich lang eine Stunde sein
konnte. Damit verlor er sich in ihrem Kuß.
Jonathan hatte schon seine Runde angetreten,
als Trista aus der Schule heimkam, aber das Mädchen war begeistert zu hören,
daß ihr Vater wieder da war. Ellen dagegen konnte sich einige spitze
Bemerkungen nicht verkneifen, bis Elisabeth ein Verdacht beschlich.
Es dämmerte
bereits, als Jonathan heimkam. Die Küche war von dem Duft eines gebratenen
Huhns und dem heiteren Schein einer Lampe erfüllt. Trista machte ihre
Bruchrechnungen, während Elisabeth Kartoffeln stampfte.
Elisabeth
sah zu, wie sich das Kind Jonathan in die Arme warf und »Papa!« rief.
Er drückte
Trista lachend einen schallenden Kuß auf die Stirn. »Hallo, Süße!« Seine Augen
schimmerten verdächtig.
»Du hast
mir so gefehlt!« Trista umarmte ihn stürmisch.
Erst als er
sie wieder absetzte, bemerkte Elisabeth, wie müde er aussah. »Vermutlich haben
dich deine Patienten auch vermißt.«
Er seufzte.
»Manchmal denke ich, ein Bergarbeiter hat es leichter.«
Der Abend
verging angenehm. Wie durch ein Wunder kam niemand, um Jonathan zu holen, und
nachdem Trista zu Bett gegangen war, trocknete er in der Küche das Geschirr,
das Elisabeth gespült hatte.
Das
erinnerte sie an Ellen. »Ich glaube, du mußt mit deiner Haushälterin sprechen.
Sie scheint sich um ihre Arbeit hier zu sorgen. Du hast den Eindruck erweckt,
daß ich bleibe. Ich meine, wenn ich deine Frau werde...«
Er legte
das Geschirrtuch weg. »Ich bin nicht mittellos. Ich habe eine Erbschaft von
meinem Vater gemacht, die ich gut investiert habe. Ich kann mir eine Haushälterin
und eine Ehefrau leisten.« Er lächelte, als sie ihn liebevoll anschaute. »Meine
süße Lizzie, vor allem will ich, daß du mir Ehefrau und Partnerin bist. Und ich
hoffe, du wirst für Trista eine Mutter sein. Aber ein Haushalt macht eine Menge
Arbeit, und du wirst Ellen brauchen.« Er neigte den Kopf zur Seite und
betrachtete sie nüchterner. »Soll das heißen, daß du mich heiraten wirst?«
Sie
seufzte.
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