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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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etwas?«
    Sickles
schnaubte verächtlich. »Hast du keine Augen im Kopf, Will?« Er deutete mit dem
Daumen auf eine der Wände seines Ladens. »Mein Schuppen draußen ist vollgestopft
mit Truhen, Kisten und anderem Schnickschnack. Ich glaub', du wirst einen
halben Tag dazu benötigen, all diesen Krempel aufzuladen.«
    Bess biß
die Zähne zusammen, um ihren Ärger zu beherrschen. Auf der ganzen Reise quer
durchs Land hatten Eisenbahnbeamte sich über ihr Gepäck beschwert, und der
Mann, der sie von Spokane mit dem Pferdewagen hergefahren hatte, hatte ihr den
doppelten Preis berechnet und ihr gesagt, sie könne froh sein, daß er den Wagen
am Bahnhof gerade ausgeladen hatte.
    »Ich konnte
doch nicht einfach fortfahren und alles zurücklassen, was mir gehörte«,
protestierte sie.
    Will warf
ihr einen resignierten Blick zu, und irgendwie schmerzte das noch mehr, als
wenn er ihr Vorwürfe gemacht hätte. »Kommen Sie, Bess«, sagte er und bedeutete
ihr, voranzugehen. »Ich habe Arbeit auf der Farm und kann mir nicht erlauben,
den ganzen Tag herumzustehen und zu schwatzen.«
    Bedrückt
folgte Bess ihm in die kühle Morgenluft hinaus. Es war kalt, und sie hörte das
Rauschen des Onion Creek, der ganz in der Nähe vorüberfloß. Ihre Röcke raffend,
ließ sie sich von Will auf den Kutschbock seines Wagens heben, was ihm nicht
die geringste Mühe zu bereiten schien.
    »Sie
verstehen doch hoffentlich«, sagte sie, während sie sittsam ihre Röcke
glattstrich, »daß das nicht bedeutet, daß ich Ihren Heiratsantrag annehme.«
    Will hatte
sich bereits abgewandt, um das Gepäck im Schuppen zu begutachten. Er stieß
einen leisen Pfiff aus und murmelte etwas, das wie ein Fluchen klang.
    »Ich
dachte, Sie hätten gesagt, Sie fluchten nicht«, bemerkte Bess herausfordernd,
weil sie sich jetzt nach dem Käse wieder etwas kräftiger fühlte und auch ein
bißchen tapferer.
    »Ich sagte,
ich täte es nicht oft«, antwortete Will, während er die schwerste ihrer
Truhen aufhob und sie achtlos auf die Ladefläche seines Wagens fallen ließ.
    Das ganze
Gefährt wackelte, und die beiden Pferde, die es zogen, wieherten und tänzelten
nervös.
    Ganz im
Gegensatz zu der düsteren Prophezeiung des Ladenbesitzers gelang es Will,
innerhalb von fünfzehn Minuten Bess' gesamtes Gepäck auf den Wagen zu laden.
Die Sonne ging gerade hinter den Bergen auf, als er zu Bess auf den Kutschbock
stieg und die Zügel in die Hand nahm.
    »Ich bin
ziemlich sicher, daß das nicht schicklich ist«, sagte Bess, die spürte, daß
Will sich jetzt auf die Seite ihrer Kritiker schlagen würde, um irgendeinen
abfälligen Kommentar darüber abzugeben, daß sie halb Philadelphia eingepackt
und quer durchs ganze Land geschleppt hatte. »Daß ich Sie zu Ihrem Haus
begleite, meine ich.«
    Will löste
die Bremse mit einer geübten Bewegung eines Fußes und schnalzte mit der Zunge,
um die Pferde anzutreiben. »Nein, Ma'am, das ist es sicher nicht, aber mir
scheint, daß uns im Augenblick nichts anderes übrigbleiben wird. Der alte
Harlan Kipps müßte eigentlich schon bald vorbeikommen. Er ist ein
Wanderprediger, und wir werden ihn bitten, uns zu trauen.«
    Bess atmete
tief ein, und die frische Luft stärkte sie fast so sehr wie das Stück Käse
vorhin. Sie würde später über Wills Heiratsantrag nachdenken, denn im Augenblick
hatte sie ganz andere Sorgen. »Woher soll ich wissen, ob Sie nicht schamlos die
Situation ausnutzen, wenn wir erst allein sind?«
    Von allen
Antworten, die Will darauf hätte geben können, war Gelächter das, worauf Bess
am wenigsten gefaßt war.
    »Da haben
Sie sich aber einen guten Zeitpunkt ausgesucht, um
sich den Kopf über so was zu zerbrechen«, meinte er, als er sich wieder ein
wenig beruhigt hatte und mit den Zügeln klatschte, um die Pferde schneller
voranzutreiben. »Sie haben gerade die Nacht unter dem Dach eines der
schlimmsten Sünder verbracht, die Gott den Tag vermiesen. Sie sind bei mir
erheblich sicherer als beim alten Purvis Sickles, das kann ich Ihnen
versichern.«
    Bess war
ziemlich bestürzt über diese Neuigkeiten, aber sie tat ihr Bestes, uni sich
nichts anmerken zu lassen, und starrte stur geradeaus, als ließen seine Worte
sie völlig kalt. »Und Sie fluchen erheblich mehr, als Sie behauptet haben,
als wir das erste Mal von Heirat sprachen«, entgegnete sie spitz.
    Wieder
lachte Will, aber er versuchte gar nicht erst, sich zu verteidigen. Statt
dessen legte er die Hände mit den Zügeln in den Schoß, begann ein Lied

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