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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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Arm um ihre Taille, wann immer er die Chance dazu bekam. Auch bei den
Stadtbewohnern war es ihm bereits gelungen, sich beliebt zu machen. Als die
Mitglieder der frommen kleinen Gemeinde sich anschickten, den Heimweg
anzutreten, hatte Lucas nicht weniger als drei Einladungen zum Mittagessen
erhalten. Natürlich sollte er Rebecca und die Mädchen mitbringen.
    Höflich
lehnte er die Einladungen ab, mit der Begründung, er sei im Augenblick noch zu
beschäftigt damit, seine Bekanntschaft mit > Mrs. Kileys Küche < zu
erneuern und versprach, geselliger zu sein, sobald ihre Flitterwochen vorüber
waren.
    »Unsere
Flitterwochen?« protestierte Rebecca später, als sie sich neben Lucas auf den
Kutschbock seines Wagens setzte. Annabelle und Susan saßen bereits hinten, auf
der Ladefläche, und waren in ihr eigenes Gespräch vertieft. »Wie konntest du
mich derart in Verlegenheit bringen?«
    Er grinste,
als er sich bückte, um die Bremse zu lösen, und die beiden Pferde dann mit
einem leichten Klatschen der Zügel in Bewegung setzte. »Ich habe mich nur
bemüht, deine Geschichte zu bestätigen, Becky«, entgegnete er lächelnd. »Wenn
ein Mann so lange von seiner Frau getrennt gewesen ist wie ich angeblich, ist
es nur ganz natürlich, daß er den Wunsch verspürt, die verlorene Zeit wieder
aufzuholen. Wahrscheinlich werden die Leute jetzt sogar mit einem Baby
innerhalb des nächsten Jahres rechnen.«
    Rebeccas
Wangen brannten vor Verlegenheit, aber sie klammerte sich an ihre Würde. »Dann
werden > die Leute < aber sehr enttäuscht sein.«
    Lucas
lachte, und Rebecca war ganz sicher, daß er jetzt an ihre
skandalöse Reaktion auf die Küsse dachte, die er ihr gestohlen hatte, nicht nur
in der Nacht zuvor, sondern auch an diesem Morgen. »Vielleicht«, sagte er, aber
es klang zweifelnd.
    Was er
damit ausdrücken wollte, empörte Rebecca ungemein. Sicher, sie hatte gelogen
und sich unrechtmäßig etwas angeeignet. Und es war auch nicht abzustreiten,
daß sie sich heute morgen wie eine schamlose Dirne aufgeführt hatte, als sie
Lucas mit ihrer Nacktheit bewußt herausgefordert hatte ... 0 Gott, was hatte
sie sich bloß dabei gedacht? Aber sie war nicht unmoralisch. Sie war ein
anständiger Mensch und hatte in ihrem ganzen Leben noch nie etwas gestohlen,
obwohl sie oft genug hungrig gewesen war. Sie bemühte sich, ein unbescholtenes,
tugendhaftes Leben zu führen, arbeitete hart für das wenige, was sie hatte, und
war gut und zuvorkommend zu ihren Mitmenschen. Mr. Kiley besaß kein Recht, auch
nur anzudeuten, daß sie sich jemals ihm oder irgendeinem anderen Mann
hingeben würde.
    »Du bist
ungeheuer selbstgefällig«, sagte sie ärgerlich. Neuer Schnee hatte zu fallen
begonnen, dicke Flocken, die sich auf die breiten, starken Rücken der Pferde
legten und Lucas' Hut weiß färbten. Ein Mantel des Schweigens deckte das weite
Land zu. »Und du überschätzt bei weitem deinen Charme.«
    Lucas
lächelte, scheinbar ungerührt, und schob mit dem Daumen einer Hand den Hut
zurück. »Du mußt in Armut aufgewachsen sein«, bemerkte er, »das ist offensichtlich.
Aber an deiner Art zu sprechen erkenne ich, daß du eine gute Ausbildung
genossen hast. Wie hast du das geschafft – eine Ausbildung zu bekommen, meine
ich?«
    Rebecca
hielt den Blick stur auf die unberührte weiße Landschaft gerichtet. Lucas
schien die Fähigkeit zu besitzen, ihr
bis auf den Grund ihrer Seele zu schauen, und sie wollte nicht, daß er den
Schmerz dort sah, der bei der Erinnerung erwachte. Ihren Körper vor ihm zu
entblößen war erheblich einfacher für sie gewesen.
    »Meine
Mutter starb, als ich sieben war«, antwortete sie leise. »Pa schaffte es nicht
allein, und deshalb setzte er mich am Gartentor seiner Schwester aus. Tante
Martha war invalide und ich mußte sie Tag und Nacht pflegen, um mir meinen
Unterhalt zu verdienen, aber sie brachte mir das Lesen bei. Ich verschlang
jedes Buch, das ich mir erbetteln oder borgen konnte, und etwas davon muß
hängengeblieben sein, vermute ich.« Als sie es sich wieder zutraute, wandte
sie Lucas wieder das Gesicht zu. »Was ist mit dir? Bist du zur Schule
gegangen?«
    Lucas
rückte seinen Hut zurecht, schaute auf die Straße und richtete dann den Blick
auf Rebecca. »Eine Zeitlang. Meine Mutter war Lehrerin, bevor sie meinen Vater
heiratete, und sie brachte mir bei, soviel sie konnte. Wie du habe auch ich
mir den Rest aus Büchern zusammengelesen.«
    Ein
eigenartig kameradschaftliches Schweigen breitete sich danach

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