Linda Lael Miller
zwischen ihnen
aus. Der Wagen holperte über die unebene Straße, die Zwillinge plauderten und
zankten ab und zu, und das Schneetreiben begann immer stärker und heftiger zu
werden.
Als sie die
Farm erreichten, fuhr Lucas den Wagen unverzüglich in die Scheune. Die
Zwillinge blieben bei ihm, bis die Pferde ausgespannt und gefüttert waren, und
Rebecca ging in die Küche, um mit den Vorbereitungen für das Sonntagsessen zu
beginnen.
Sie fand
einen Schinken unter den Lebensmitteln, die Lucas bei seiner Ankunft mitgebracht
hatte, und bald erfüllte er die Küche mit seinem verlockenden Aroma, als er im
Backofen in einer Kasserolle schmorte.
Nachdem
Rebecca ihr Sonntagskleid gegen unempfindlicheren Kattun getauscht hatte, band
sie sich statt einer Schürze ein Handtuch um die Taille, zündete mehrere
Lampen gegen die zunehmende winterliche Dunkelheit an und deckte den Tisch.
Während sie darauf wartete, daß die Kartoffeln kochten, schürte sie das Feuer
im Kamin und setzte sich in einen Sessel, um die Zeitung zu lesen, die Mary ihr
am Tag zuvor geschenkt hatte.
Eine
Annonce auf der letzten Seite fiel ihr dabei besonders auf.
Den fettgedruckten Buchstaben zufolge suchten die Männer in Seattle und Alaska
so verzweifelt Ehefrauen, daß sie bereit waren, die Reisekosten für jede passende
Kandidatin zu übernehmen. Obwohl es Rebecca bei der Vorstellung schauderte,
einen fremden Mann zu heiraten, holte sie ihre Nähschere und schnitt den
kleinen Artikel aus, faltete ihn und steckte ihn in die Tasche ihres Kleids.
Dann warf sie stirnrunzelnd den Rest der Zeitung in das Feuer.
Als die
Zwillinge aus der Scheune hereinkamen, waren ihre Wangen gerötet, und ihre
Augen leuchteten vor Aufregung.»
Lucas richtet sich eine Werkstatt in der Scheune ein!« berichtete Susan mit
ganz uncharakteristischer Begeisterung. »Du solltest all das Werkzeug sehen,
das er dort aufbewahrt, Rebecca!«
»Er will
Tische, Kommoden und Betten zimmern, um sie den Leuten zu verkaufen«, setzte
Annabelle voller Bewunderung hinzu. »Er ist ein Schreiner.«
»Und ganz
gleich, was auch passiert«, warf Susan ein, »wir dürfen keinen Fuß in diese
Werkstatt setzen, bis Weihnachten vorüber ist.«
Rebecca
lächelte, obwohl ein leiser Groll sie erfaßt hatte. Lucas war schließlich ein
Fremder, und trotzdem führten Annabelle und Susan sich bereits so auf, als sei
er geradewegs vom Olymp hinabgestiegen. »Wascht euch Hände und Gesicht«, wies
sie ihre Schwestern an, »und das nächste Mal, wenn ihr von der Scheune
hereinkommt, tretet ihr gefälligst zuerst eure Schuhe ab!« Susan und Annabelle
schauten sich an und zuckten die Schultern, bevor sie davonstürmten, um zu tun,
was ihnen aufgetragen worden war.
Als Lucas
hereinkam, brachte er Mr. Pontious mit, den Hausierer, der manchmal in dem
zusätzlichen Raum in der Scheune übernachtete.
»Seht mal,
was der Wind hereingeblasen hat!« rief Mr. Pontious grinsend und spreizte
dramatisch seine Hände. Er war ein großer, schlanker Mann, völlig kahl unter
der Melone, die er ständig trug, und immer guter Laune. Doch heute, trotz
seiner nach außen hin zur Schau gestellten Fröhlichkeit, lag ein seltsam
besorgter Blick in seinen blauen Augen.
Rebecca
begrüßte ihn sehr herzlich und fragte sich, ob er irgendwie ihren Betrug
erraten haben mochte und vielleicht vermutete, daß Lucas Kiley gar nicht
wirklich ihr langvermißter Gatte war. Sie sagte jedoch nichts, stellte nur noch
einen weiteren Teller auf den Tisch und schenkte ihrem Pensionsgast Kaffee ein.
Während der gesamten Mahlzeit unterhielten sich die Männer über Lucas' Farm und
Ackerbau.
Beide
stimmten einmütig darin überein, daß es das Beste sei, in Cornucopia Weizen
anzubauen, wie alle anderen Farmer auch, und nun, wo die Eisenbahn einmal in
der Woche fuhr, würde auch der Verkauf kein Problem mehr darstellen. Was die
Stadt benötigte, erklärten Lucas und der Hausierer einhellig, war eine Mühle,
um das Korn zu mahlen.
Rebecca
räumte den Tisch ab, als alle gegessen hatten, und holte einen Kuchen, den sie
mit getrockneten Äpfeln gebacken hatte.
»Ich muß
aufrichtig gestehen, daß ich sehr froh bin, daß Mrs. Kiley und die Kinder jetzt
nicht mehr allein hier draußen sind«, sagte Mr. Pontious mit vollem Mund. »So
wie es heutzutage in der Welt aussieht, mit all diesen Verbrechen und so, ist
es einfach viel zu unsicher.«
Lucas warf
Rebecca einen mutwilligen Blick zu. »Keine Sorge«, versprach er lächelnd. »Ich
werde gut auf meine
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