Linda Lael Miller
Salzkartoffeln und Spinat aus der Dose zu dem gebackenen
Huhn – plauderten die Mädchen über die Schule, Weihnachten und die Puppen, die
es in Mrs. Daniels' Laden zu kaufen gab. Rebecca hielt den Blick auf ihren
Teller gerichtet und trug so gut wie gar nichts zu der Unterhaltung bei, weil
ihr die verwirrendsten Gedanken durch den Kopf gingen.
Die Nacht
brach über das Land herein, und Rebecca wußte, daß sie bald wieder neben Lucas
liegen würde, schlaflos und in dem qualvollen Bewußtsein, daß sein Körper ein
natürliches Gegenstück zu ihrem eigenen bildete. Vielleicht, dachte
sie, ist sein Erscheinen Gottes Strafe für all die Male, in denen ich mir
vorgestellt habe, Mr. Kiley läge tatsächlich neben mir und ich wäre wirklich
und wahrhaftig seine Frau ...
Sobald sie
gegessen hatten, nahm Lucas die Zeitung, die Mary Rebecca gegeben hatte und zog
sich damit ins Wohnzimmer zurück. Rebecca ließ die Mädchen das Geschirr
abwaschen, während sie Wasser für das wöchentliche Bad der Zwillinge erhitzte.
Als die
große Wanne vor dem Ofen stand und mit dampfend heißem Wasser gefüllt war,
weigerte Susan sich beharrlich, ihre Kleider abzulegen. »Ich ziehe mich nicht
aus mit einem Mann im Haus«, protestierte sie.
»Ich auch
nicht«, stimmte Annabelle ihr zu.
Rebecca
seufzte. Sie hatte gehofft, vermeiden zu können, mit Lucas zu sprechen, aber
wie es schien, blieb ihr keine
andere Wahl. So ging sie also ins Wohnzimmer, wo er sich auf dem Sofa
ausgestreckt hatte und seine Füße über die Lehne baumeln ließ. Ein Feuer
prasselte im Kamin, und Lucas schien vollkommen vertieft in die Zeitungslektüre.
»Mr.
Kiley.«
Er schaute
auf und grinste. »Mrs. Kiley?«
Rebecca
ließ sich nicht dazu herab, ihn zu berichtigen. »Die Zwillinge werden jetzt ihr
Bad nehmen, und wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie die Küche nicht betreten
würden, bis sie fertig sind.«
Gleichgültig
richtete er den Blick wieder auf die Zeitung. »Rufen Sie mich, wenn die Kinder
wieder angezogen sind«, sagte er geistesabwesend, »dann trage ich das
Badewasser für Sie hinaus.«
Zuerst
hatte Lucas das Abendessen zubereitet, und nun bot er sich an, die schwere
Wanne hinauszuschleppen! Eigenartigerweise ärgerte Rebecca sich jedoch über
seine spontane Freundlichkeit; es wäre ihr lieber gewesen, wenn eine Barriere
aus Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen gestanden hätte.
»Danke«,
sagte sie steif und kehrte in die Küche zurück.
Nachdem die
beiden Mädchen sich gründlich abgeschrubbt und ihr Haar gewaschen hatten,
schickte Rebecca sie ins Bett und kehrte wieder ins Wohnzimmer zurück. Diesmal
stand Lucas am Kamin und starrte schweigend und gedankenvoll ins Feuer.
»Sie können
jetzt unbesorgt wieder in die Küche gehen«, sagte sie, und sie ärgerte sich
selbst darüber, daß ihre Stimme dabei zitterte.
Lucas
lächelte und kam auf sie zu, doch Rebecca wandte sich hastig ab, um ihm aus dem
Weg zu gehen. Es war jedoch eher ihre eigene Reaktion, die sie fürchtete, nicht
die von Lucas.
Seinem Wort
getreu, leerte er die Wanne aus, und Rebecca reinigte sie und hängte sie an
ihren Haken an der Vorratskammerwand. Als sie aus dem kleinen Raum herauskam,
wartete Lucas schon in der Küche auf sie, und seine Augen funkelten vor
Mutwillen.
»Es gibt
einige Dinge, die ich in der Scheune erledigen könnte, falls Sie jetzt auch
gern baden würden«, bemerkte er schmunzelnd.
Rebecca
stellte sich vor, nackt in der Küche dieses Mannes ein Bad
zu nehmen, wie sie es schon unzählige Male zuvor getan hatte, und wandte den
Kopf ab, um ein weiteres heftiges Erröten zu verbergen. »Das könnte ich
nicht«, erwiderte sie und ging, um ihren Korb mit dem Nähzeug aus einem
Dielenschrank zu holen.
In der
Hoffnung, daß Lucas trotzdem in die Scheune ging, setzte sie sich an den Tisch
und nahm die beiden Puppen heraus, die sie für Annabelle und Susan bastelte,
zwei Holzspulen, denen sie Gesichter gemalt und gelbes Garn als Haar aufgeklebt
hatte. Mit Resten von dem roten Samt des Weihnachtskleides, das sie für eine
Kundin nähte, begann sie, winzige Kleidchen herzustellen.
Lucas
setzte sich zu ihr an den Tisch und schaute ihr in kameradschaftlichem
Schweigen bei der Arbeit zu.
Rebecca
begann unter seinem aufmerksamen Blick nervös zu werden, aber sie ließ sich
nicht von ihrer Aufgabe ablenken. Sie würde noch andere Kleidchen für die Puppen
nähen, aus Stoffresten von anderen Aufträgen, und am Weihnachtsmorgen würden
Annabelle und Susan etwas
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