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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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Körper zitterte – gelang es ihr irgendwie, Haltung zu bewahren.
    »Ich
möchte, daß Sie die Fotoplatten vernichten und mir sämtliche Abzüge dieser
Bilder geben, die sich noch in Ihrem Besitz befinden«, verlangte sie.
    Jones
lachte und zog einen Moment schweigend an seinem dünnen Zigarillo, bevor er
spöttisch erwiderte: »Ach wirklich? Sie mögen zwar das Thema der Fotografien
sein, meine Liebe, aber sie gehören mir. Was haben Sie mir im Austausch dazu
anzubieten?«
    Rebecca
kämpfte gegen die Welle der Angst und Wut an, die sie jegliche Vernunft
vergessen lassen würde und bei ihrem Ausbruch sämtliche Hoffnungen und Wünsche
für ihre Zukunft zu vernichten drohte. »Nichts«, antwortete sie. »Ich bin
gezwungen, mich darauf zu verlassen, daß Sie sich wie ein Ehrenmann verhalten.«
    Diese
Feststellung schien Jones sogar noch mehr zu amüsieren. »Beim großen Zeus!«
rief er und spreizte spöttisch seine Hände. »Sehen Sie sich doch einmal um,
Becky! Ist das die Art von Ort, die ein Ehrenmann frequentieren würde?«
    Sie
umklammerte ihr Retikül mit beiden Händen. »Was wollen Sie?« wisperte sie
beklommen.
    Jones
lächelte, öffnete eine Schublade in dem abgenutzten Schreibtisch und nahm zwei
Fotoplatten und eine Handvoll Fotografien heraus. »Im Grunde genommen nicht
besonders viel«, erwiderte er. »Sie haben sich schon einmal kompromittiert. Was
hätten Sie schon zu verlieren, wenn Sie es ein zweites Mal täten?«
    Rebeccas
Blut verwandelte sich in Eis. »Was wollen Sie damit sagen?«
    Achselzuckend
erwiderte er: »Es ist ziemlich offensichtlich, daß Sie nur wenig oder gar kein
Geld besitzen. Aber Geld ist nicht alles, was eine schöne Frau wie Sie zu
bieten hat.«
    Sie sprang
auf, zitternd vor Zorn und dem Gefühl, zutiefst gedemütigt worden zu sein. »Ich
kann sehen, daß ich meine Zeit verschwendet habe, als ich herkam«, sagte sie
kalt. »Guten Abend, Mr. Jones.«
    Als sie
sich abwandte, um zur Tür zu gehen, erhob er sich rasch von seinem Platz am
Schreibtisch. »Eine Nacht in meinem Bett. Das ist alles, was es erfordern würde,
um mich zu überreden, diese Platten zu vernichten.« Jones glitt an ihre Seite,
lautlos wie eine Schlange, und überreichte ihr eins der blaugetönten Bilder.
    Rebecca
spürte, wie heftiger Schwindel sie ergriff, und sie war ziemlich sicher, daß
sie sich jeden Augenblick übergeben mußte, aber irgendwie gelang es ihr, so zu
tun, als besäße sie noch ihre Würde. »Lieber würde ich die Nacht mit
dem Teufel selbst verbringen«, sagte sie und trat, das abscheuliche Foto fest
umklammernd, auf den Korridor hinaus.
    Jetzt, dachte sie bedrückt, als sie den
Hauptteil des Saloons durchquerte, ohne von ihrer Umgebung auch nur die
geringste Notiz zu nehmen, und auf den Bürgersteig hinaustrat, bleibt mir
nichts anderes mehr übrig, als nach Cornucopia zurückzukehren, Lucas die
Fotografie zu zeigen, die Zwillinge abzuholen und zu gehen. Sie hatte immer
noch die Annonce, die sie aus Marys Zeitschrift ausgeschnitten hatte, die
Annonce der Männer aus Seattle und Alaska, die so verzweifelt Ehefrauen
suchten.
    Rebecca
lief durch die Stadt, ohne das immer heftiger werdende Schneetreiben zu
beachten. Vielleicht bestand die Möglichkeit, die Zwillinge in einem Internat
unterzubringen, bis sie alt genug waren, für sich selbst zu sorgen. Ihr Wohl
war alles, was Rebecca jetzt noch interessierte; ihr eigenes Leben würde sie
schon irgendwie überstehen.
    Sie hatte
schon einige Entfernung zurückgelegt, bevor sie die engelhaften Stimmen hörte,
die durch die kalte Winternacht echoten. Die süßen, vertrauten Worte der
Weihnachtslieder durchdrangen ihre Trauer und Verzweiflung, und als die hellen
Lichter einer Kirche vor ihr auftauchten, ging sie unwillkürlich schneller.
    Rebecca
schlüpfte in eine der hinteren Reihen, die in den Schatten verborgen lagen, und
beobachtete und lauschte unglücklich dem Chor, der Weihnachtshymnen einübte.
Die Worte des Lieds beruhigten sie wie Balsam, und irgendwann streckte sie sich
auf der harten Holzbank aus und versank in einen tiefen Schlaf.
    Als sie
erwachte, durchfroren bis auf die Knochen, war es heller Morgen und die kleine,
rustikale Kirche leer und verlassen. Rebecca richtete sich auf, rückte ihren
Hut zurecht, strich ihre zerknitterten Röcke glatt und hastete hinaus, in der
Hoffnung, daß niemand sie dabei beobachtete und für eine Obdachlose hielt.
    Als sie auf
den Bürgersteig hinaustrat und ein Schwall eiskalter Luft sie traf, steckte

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