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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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Wunsch besaß, ihm zu widersprechen, nickte nur und
tat, wie Lucas sie geheißen hatte.
    Annabelle
und Susan hatten im Wohnzimmer Schach gespielt und waren außer sich vor
Entzücken, als sie Rebecca erblickten. Während sie die Zwillinge umarmte,
wünschte sie, sie hätte sich doch den Luxus gestattet, die beiden hübschen
Puppen zu kaufen, die die Mädchen in Marys Laden so bewundert hatten. Denn
aller Wahrscheinlichkeit nach würde dies das einzige wahre Weihnachtsfest
sein, das sie je miteinander verbringen würden.
    »Sieh mal!«
rief Annabelle, und ihr kleiner Körper vibrierte geradezu vor Freude. »Wir
haben einen Weihnachtsbaum – genau wie Prinz Albert und Königin Viktoria!«
    Die
Zimmerpalme war geschmückt mit Popcornschnüren, mit bunten Sternen und mit
Engeln aus Papier. Da in einem Umkreis von zwanzig Meilen nur sehr wenige Bäume
wuchsen, hatte Lucas die Zimmerpalme zum Christbaum ausersehen, und Rebecca war
im stillen froh, daß kein Baum gefällt worden war, um für kurze Zeit dem Zimmer
weihnachtlichen Glanz zu verleihen.
    »Sie haben bestimmt eine Edeltanne«,
sagte Susan ein wenig herablassend, aber dem Glanz ihrer Augen nach zu
urteilen, war sie mindestens so stolz und begeistert über den Weihnachtsbaum
wie ihre Zwillingsschwester.
    Rebecca
wischte sich mit dem Handrücken verstohlen eine Träne ab.
    »Komm«,
sagte Annabelle und schob ihre Schwester in Richtung Küche. »Setz dich schon
einmal ans Feuer, Rebecca. Susan und ich werden dir etwas zu essen bringen.«
    Rebecca
lachte, aber es klang verdächtig wie ein Schluchzen, und als sie sich setzte,
geschah es nur, weil Annabelle sie zu einem Sessel schob und nicht etwa, weil
sie sich aus eigenem Antrieb hingesetzt hätte. »Du liebe Güte, Kinder, ich bin
doch keine Invalidin!«
    Die Mädchen
ignorierten ihren Protest und liefen in die Küche, um schon kurz darauf mit
einem Teller heißer Hühnersuppe und einem Becher Glühwein zurückzukehren.
    »Lucas hat
gekocht, und er hat auch den Glühwein zubereitet«, sagte Annabelle, die
offenbar unendlich verblüfft über Lucas' kulinarische Fähigkeiten war.
    Rebecca
begann zu essen, aber erst, als sie den ersten Löffel Suppe kostete, wurde ihr
bewußt, wie hungrig sie gewesen war. »Ich dachte, ihr beide würdet bis zu
meiner Rückkehr aus Spokane bei Mrs. Daniels bleiben«, sagte sie zu den
Zwillingen, die ihr beim Essen zuschauten.
    In diesem
Augenblick erschien Lucas in der Tür zum Wohnzimmer, und seine Gegenwart
verbreitete plötzlich mindestens soviel Wärme und Behaglichkeit wie das prasselnde
Kaminfeuer. »Kinder gehören zu Weihnachten nach Hause«, stellte er ruhig fest.
Und dann richtete er seinen Blick auf die beiden Zwillinge. »Ihr solltet jetzt
lieber eure Schachpartie beenden«, mahnte er. »Es wird bald Zeit für euch, eure
Strümpfe aufzuhängen und zu Bett zu gehen.«
    Annabelle
und Susan kehrten zu ihrem Brett zurück, plappernd vor Erregung, und Rebecca
brach es fast das Herz, als sie ihren Schwestern nachsah. Sie betrachtete es
als eine Gnade des Schicksals, daß die Mädchen nicht in die Zukunft schauen
konnten und daß sie die Erinnerung an diese schöne Zeit mitnehmen würden, doch
selbst wenn ihr Leben davon abgehangen hätte, hätte Rebecca es nicht über sich
gebracht, ein Dankgebet zu sprechen.

9. Kapitel
    Sobald Annabelle und Susan ihre geflickten
Wollsocken am Wohnzimmerkamin aufgehängt hatten und ins Bett gegangen waren,
machte Lucas sein Versprechen wahr und kümmerte sich um Rebecca. Er legte ihr einen
Halswickel an, erhitzte Zitronensaft, den er mit Wasser verdünnte und mit
Honig süßte, und hockte sich dann vor sie hin, um ihr die Schuhe auszuziehen.
    Rebeccas
Herz schmerzte vor Verzweiflung. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich nach
einem Menschen gesehnt, der ihr Zärtlichkeit entgegenbrachte, der nach ihr
suchen würde, wenn sie sich verirrt hatte, und sie verwöhnen würde, wenn sie
krank oder verwundet war. Nun hatte sie diesen Menschen gefunden, doch nur, um
ihn fast unmittelbar darauf schon wieder zu verlieren.
    Lucas
stellte ihre feuchten Schuhe fort, zog ihre Strümpfe aus und massierte ihre
Füße, zuerst den einen, dann den anderen, um ihren Blutkreislauf wieder in
Bewegung zu bringen. Er hätte sie jetzt bedrängen können, ihm ihr eigenartiges
Verhalten zu erklären, und vor allem ihre Reise, aber er verzichtete darauf.
    Statt
dessen erzählte er Rebecca von seinen Plänen, im Frühjahr Weizen auszusäen,
eine Kuh zu kaufen, damit sie Milch

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