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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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nachzudenken, und dann schob Gavin sie auf die großen Terrassentüren
zu, die in den Salon des Hauses führten.
    Kaum hatten
sie die Schwelle überquert, hob er sie brüsk auf seine Arme. »Es war nett,
Sie kennengelernt zu haben«, äffte er sie nach. »Was für eine
dämliche Bemerkung sollte das denn sein?«
    Katherine
legte den Kopf an seine breite Schulter und gähnte. »Ach so«, erwiderte sie in
einem Ton, der müde Resignation verriet. »Dann war das wohl der berüchtigte
Jeffrey Beecham, mit dem ich angeblich ein Verhältnis hatte.«
    Gavin
erklomm so leichtfüßig die Stufen, als bereitete Katherines beträchtliches
Gewicht ihm nicht die kleinste Mühe. »Angeblich?« schnaubte er entrüstet. »Ich
habe euch beide zusammen im Bett erwischt, mein Liebling. Oder hast du das etwa
schon vergessen?«

4. Kapitel
    Gavins Schritte wurden unwillkürlich
langsamer, als er an der Tür seines eigenen Schlafzimmers vorbeikam – er hatte
Kathy in glücklicheren Tagen unzählige Male in diesen Raum getragen, doch dann
ging er ohne Zögern weiter.
    Als sie den
Eingang zu Katherines Zimmer erreichten, das ursprünglich ein Ankleideraum
gewesen war, öffnete er die Tür und trug sie über die Schwelle.
    Maria, die
bei dem schlafenden Christopher gesessen hatte, erhob sich wortlos von ihrem
Stuhl und ging hinaus.
    Katherine
gähnte und räkelte sich wie eine Katze, als Gavin sie sanft auf die Matratze
legte. Ein schmerzhaftes Ziehen ging durch Gavins Lenden, als er sie so vor
sich liegen sah. Er hätte sie natürlich nicht lieben können, das war ihm klar;
nur ein rücksichtsloser Grobian hätte so kurz nach der Geburt ein solches
Entgegenkommen verlangt. Aber das Wissen hinderte ihn nicht daran, sie zu
begehren, mochte Gott ihm beistehen, genausowenig wie die Erinnerung daran, wie
sie nackt in Jeffrey Beechams Armen gelegen hatte an jenem furchtbaren Tag vor
einigen Monaten.
    Gavin
schloß die Augen, als er sich erinnerte. Und bereute.
    Er hatte
sich sinnlos betrunken, zum ersten und letzten Mal in seinem Leben, nachdem er
seine Frau und ihren Liebhaber im Gästehaus entdeckt hatte. Und obwohl er Kathy
in jener Nacht in ihrem Schlafzimmer nicht wirklich Gewalt angetan hatte, hatte
er sie grob genommenen. Der Umstand, daß seine Frau seine Wut für Leidenschaft
gehalten und rückhaltlos erwidert hatte, war keine Absolution für ihn.
    Jetzt, wie
sie da auf dem Bett lag, in das er sie verbannt hatte, wirkte Katherine viel zu
engelhaft und unschuldig, um die Liebe ihres Gatten zu verraten. Sie schenkte
ihm ein müdes kleines Lächeln, schloß die Augen und schlief ein.
    Gavin war
außerstande, seine strenge Miene beizubehalten, nun, wo sie ihn nicht mehr
sehen konnte. Er lächelte, als er ihr sanft die Satinschuhe abstreifte und sie
zärtlich mit einer leichten Wolldecke zudeckte, die er auf einem Stuhl gefunden
hatte.
    Sie bewegte
sich unter der Decke, und Gavins Herz zog sich schmerzhaft hart zusammen.
Irgendein uralter Instinkt sagte ihm, daß sie nicht dieselbe Frau war, die er
gekannt hatte, sondern daß sie sich auf drastische Weise verändert hatte,
irgendwie. Da er jedoch Mediziner war, ein Mann der Wissenschaft, konnte er
einer derart mystischen Erklärung keinen Glauben schenken.
    Er
vertraute Fakten, nicht Gefühlen. Es war eine Lektion, die er auf die harte
Tour gelernt hatte.
    Tapfer
widerstand er der Versuchung, ihr eine kastanienrote Strähne aus der Stirn zu
streichen, und wandte sich ab, um das Zimmer zu verlassen. Doch dann, außerstande,
seine eigenen Impulse zu beherrschen, hielt er neben der Wiege inne und
betrachtete den kleinen Jungen, dem er heute den Namen Christopher gegeben
hatte.
    Gavin
vermochte jetzt nicht mehr abzustreiten, nicht einmal vor sich selbst, daß
dieses Kind sein eigenes war – die Ähnlichkeit war viel zu ausgeprägt, als daß
sie hätte übersehen werden können.
    Nach einem
Blick in Katherines Richtung, um zu sehen, ob sie auch wirklich schlief, hockte
er sich neben der Wiege nieder und berührte zärtlich Christophers kleines Ohr.
    »Mein
Sohn«, sagte er, und seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern. Dann
erhob er sich, ging aus dem Zimmer und schloß leise die Tür hinter sich.
    Wie immer,
wenn Verwirrung ihn beherrschte, nahm Gavin auch diesmal Zuflucht zur Routine.
Er würde sich umziehen, beschloß er, seine Arzttasche holen, die Kutsche
vorfahren lassen und sich zur Visite ins Krankenhaus begeben.
    Seine
Arbeit im Hospital würde ihn für den Rest der Nacht

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