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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In einer zaertlichen Winternacht
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Dankgebet zu
sprechen.
    Juliana saß
rechts neben Lincoln. Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen – einerseits vor
Hunger, andererseits vor Aufregung. Bald war sie seine Frau, Mrs Lincoln Creed.
Erwartete er, dass sie danach sofort sein Bett teilte, oder würde er ihr Zeit
geben, um sich erst einmal an die neue Situation zu gewöhnen?
    Brauchte sie Zeit, um sich
daran zu gewöhnen?
    Der
Reverend räusperte sich, breitete die Arme aus und schloss die Augen, um das
längste und überschwänglichste Gebet zu sprechen, das Juliana je gehört hatte.
Sie senkte die Lider; den Kopf artig nach unten geneigt, dachte sie an die
Berge von Hühnchenfleisch in der dicken Soße, die kalt wurden. Doch der Pfarrer
sprach immer weiter, dankte Gott für alles Mögliche, von den keimenden Samen
unter dem Schnee bis zu den Wildtieren in den sie umgebenden Bergen. Als bei
irgendjemandem der Magen laut und andauernd knurrte, lachte Dettly und sagte
fröhlich mit donnernder Stimme: »Amen!«
    »Gott sei
Dank«, stimmte Lincoln ihm zu.
    Juliana
stieß ihn mit dem Ellbogen an.
    Während des
Essens schien es zwei Julianas zu geben – eine saß neben Lincoln am Tisch,
lachte und redete und genoss das herrliche Essen, die andere stand abseits, am
Rande des Laternenlichts, rang nervös die Hände und sorgte sich.
    »Nun«, der
Reverend wandte sich nach seiner dritten und offensichtlich letzten Portion an
Juliana, »wie ich höre, soll hier eine Hochzeit stattfinden. Ich kenne unseren
Lincoln, seit er gerade mal über den Wassertrog schauen konnte, aber ich denke
nicht, dass ich je die Bekanntschaft der Braut gemacht habe.«
    Ziemlich
angespannt erwiderte Juliana seinen klaren blauen Blick, der zwar freundlich,
dennoch durchdringend war. Sie nannte dem Pfarrer ihren Namen, was Tom sicher
schon lange zuvor getan hatte, und erklärte, dass sie bis zur Schließung der
indianischen Schule als Lehrerin gearbeitet hatte.
    »Sie sehen
gesund und robust aus«, stellte der Pfarrer fest, als ob sie ein Rind wäre, das
er ersteigern wollte.
    Doch
Juliana fühlte sich nicht beleidigt. »Ich habe auch gute Zähne«, bemerkte sie
amüsiert.
    Reverend Dettly
lachte, aber dann wurde sein Blick ernst. »Sind Sie wirklich bereit dazu, Miss
Mitchell? Die Ehe ist eine ernste Sache. Sie ist für die Ewigkeit. Es gibt
keinen Grund, etwas zu überstürzen.«
    Bedeutete,
keine andere Wahl zu haben, dasselbe, wie bereit zu sein? Juliana wusste es
nicht. Sie hatte das Gefühl, dass ihr um die Brust immer enger wurde und ihr
Herz gleich zerspringen würde. Sie bekam kaum genügend Luft, um zu antworten.
    »Ich bin
gewillt, Mr Creed zu heiraten«, antwortete sie.
    Selbst wenn
sie nicht verhaftet wurde, würde Mr Philbert bestimmt dafür sorgen, dass sie
nie mehr eine Anstellung als Lehrerin bekam. Zurück nach Denver konnte sie nur
zu Clays Bedingungen, was bedeutete, dass sie mehr oder weniger wie eine
Gefangene leben würde. Sie stellte sich vor, wie sie Jahr für Jahr merkwürdiger
würde, bis sie schließlich ihr Leben halb verrückt auf dem Dachboden verbringen
müsste.
    Bei der
Vorstellung erschauerte sie.
    Die Kinder
waren ungewöhnlich still. Juliana hörte die große Uhr an der Wand nicht ticken,
obwohl sie vorhin erst auf einen Stuhl gestiegen war, um sie mit einem
Messingschlüssel aufzuziehen.
    »Sehr schön«,
erwiderte der Reverend offensichtlich zufrieden. »Dann wollen wir mal.« In so
entlegenen Gegenden wie Stillwater Springs in Montana, wo Einsamkeit und harte
Arbeit an der Tagesordnung waren, hatte er sicher schon aus weitaus
unromantischeren Gründen Ehen geschlossen.
    »Sobald wir
das Geschirr abgewaschen haben ...«, entgegnete Juliana und sah auf den Tisch.
    »Vergiss
das Geschirr«, sagte Lincoln, nahm ihre Hand und zog sie auf die Füße. Mit
diesen Worten zerrte er sie mehr oder weniger ins Wohnzimmer. Die Kinder und
Tom folgten im Gänsemarsch, während Reverend Dettly die Nachhut bildete.
    Lincoln
stand mit dem Rücken zum Weihnachtsbaum, Juliana neben sich. Plötzlich kam sie
sich vor, als ob sie unter Wasser wäre oder in einer dieser hübschen Glaskugeln
schweben würde, in denen es schneite, wenn man sie schüttelte. Dettly förderte
ein kleines, abgenutztes Gebetsbuch aus seiner Anzugjacke zutage und räusperte
sich geräuschvoll.
    Die
Zeremonie war erstaunlich kurz. In ihren Ohren pochte es dumpf, Juliana
antwortete immer dann, wenn Lincoln ihre Hand drückte. Der Reverend musste die
Fragen mehrfach wiederholen.
    Es gab
weder Ringe noch

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