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Linda Lael Miller

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Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In einer zaertlichen Winternacht
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Wollstoff, öffnete die vorderen Knöpfe und
schlüpfte hinein. Davon abgesehen, dass das Kleid an der Brust etwas zu eng
war, passte es bemerkenswert gut.
    Die Kinder
hatten sich bereits in der Küche versammelt. Sie saßen am Tisch und starrten sie
verwundert an, als ob ihr in der Nacht Hörner gewachsen wären. Lincoln machte
Frühstück – Eier und Pfannkuchen –, und Tom kam gerade durch die Hintertür
herein und trat sich den Schnee von den Schuhen ab.
    Bei seinem
Anblick vergaß Juliana ihre Verlegenheit. »Rose-of-Sharon?«, fragte sie. »Wie
geht es ihr? Und dem Kind?«
    Toms
strahlte sie an. »Ihr geht es gut und dem kleinen Mann auch. Aber ich schätze,
sie hätte nichts gegen etwas weibliche Gesellschaft einzuwenden.«
    Juliana
nickte, dann schaute sie die Kinder an. »Heute findet kein Unterricht statt«,
erklärte sie. Alle außer Gracie wirkten erfreut. »Und ich erwarte von euch,
dass ihr euch benehmt.«
    Sie alle
nickten feierlich. Ihre Augen waren riesig; ob wegen des blauen Kleids oder der
Tatsache, dass sie die Nacht in Lincolns Schlafzimmer verbracht hatte, was
bereits jeder in diesem Haus zu wissen schien, konnte sie nicht sagen.
    Suchend
blickte sie sich nach ihrem Mantel um, dann ging ihr auf, dass der
wahrscheinlich genauso beschmutzt war wie ihr Kleid.
    »Nimm
meinen«, bot Lincoln ihr an.
    Nach einem
kurzen Zögern zog Juliana den langen und überraschend schweren schwarzen
Mantel vom Haken und streifte ihn über. Sie versank beinahe darin. Mit einer
Hand hob sie den Saum an, damit er nicht auf dem Boden schleifte.
    Ob Lincoln
in die Stadt reiten würde, um den Friedensrichter zu holen, jetzt, wo das
Wetter sich gebessert hatte? Ein köstlicher Schauer durchfuhr sie, während sie
auf die Hütte der Gainers zusteuerte. Hinter dem einzigen Fenster brannte Licht.
Rauch kräuselte sich aus dem Rauchabzug.
    Natürlich
konnte sie sich weigern, Lincoln zu heiraten. Obwohl sie in seinem Zimmer
geschlafen hatte, in seinem Bett, um genau zu sein, war nichts Ungehöriges
geschehen. Er hatte sie nicht einmal geküsst.
    Tief
errötend versuchte sie, die Erinnerung an das Bad aus ihren Gedanken zu
verbannen. Er hatte sie ausgezogen, hatte sie nackt gesehen, hatte sie gewaschen. Zu diesem Zeitpunkt war sie zu erschöpft gewesen, um sich zu wehren. Die
Ereignisse waren ihr nicht ... real vorgekommen.
    Jetzt aber
konnte sie nachträglich spüren, wie glitschig die Seife gewesen war, wie heiß
das Wasser, wie zart Lincolns Hände, gerade so, als würde es in diesem
Augenblick geschehen. Sie beschleunigte ihre Schritte, doch vor ihren Gefühlen
konnte sie nicht davonlaufen.
    Welche
Erleichterung, als Ben Gainer die Tür öffnete, um sie von einem Ohr zum anderen
grinsend zu begrüßen.
    »Rose-of-Sharon
hat schon nach Ihnen gefragt«, begrüßte er sie.
    Juliana
eilte in die Hütte, damit er die Tür so schnell wie möglich wieder schließen
konnte. Ein Feuer brannte im Kamin. In der Hütte war es behaglich warm, es
duftete nach Kaffee und frisch gebackenen Brötchen. Selbst der armselige dürre
Christbaum schien in neuem Glanz zu erstrahlen. Rose-of-Sharon saß von Kissen
gestützt aufrecht im Bett und stillte gerade ihr Kind hinter einem drapierten
Tuch.
    Das Gesicht
des Mädchens schien von innen zu leuchten, was Juliana einen neidvollen Stich
versetzte.
    Ben nahm
ihr Lincolns Mantel ab und bot ihr Kaffee und Brötchen an. Tom hätte sie
gebacken, erklärte er. »Ich komme zurück, sobald wir die Rinder gefüttert haben«,
fügte er hinzu, warf seinen Mantel über und verließ die Hütte.
    Juliana,
halb verhungert, schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und nahm sich ein noch
dampfendes Brötchen vom Herd. Dann setzte sie sich wie vergangene Nacht auf den
Stuhl neben dem Bett.
    Als
Rose-of-Sharon das Kind zu Ende gestillt hatte, knöpfte sie das Nachthemd zu,
nahm das Tuch herunter und zeigte Juliana ihren Sohn. Er war in eine hübsche,
gehäkelte Decke gehüllt.
    Er kam
Juliana unfassbar klein vor, beängstigend zerbrechlich. Seine Haut war beinahe
durchsichtig.
    »Möchten
Sie ihn halten?«, fragte Rose-of-Sharon, als Juliana ihr Brötchen aufgegessen
und die Krumen von dem blauen Kleid gewischt hatte.
    Größer noch
als ihre Angst, dem Kind wehzutun, war ihr Wunsch, es in den Armen zu halten.
Ihr Herz begann schneller zu schlagen, als sie es nahm.
    »Meine Mom
hat mir diese Decke geschickt«, meinte Rose-of-Sharon. »Aus Cheyenne. Ben sagt,
er würde uns im Frühjahr nach Wyoming bringen, damit wir vor

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