Linda Lael Miller
sich in die Enge
getrieben – aber noch immer nicht bedroht. Seltsamerweise kam sie sich
eher umsorgt, sogar beschützt vor.
Er
fuhr sich durchs Haar. »Wie könnte es mich nicht interessieren, Meg?«, stieß er
hervor. »Du warst mit unserem Baby schwanger!«
Langsam
presste Meg die Hände an die glühenden Wangen. »Ein paar Wochen nach deiner
Abreise hatte ich eine Fehlgeburt«, sagte sie sanft. »Wir sollten es wohl nicht
bekommen.«
Seine
Augen glitzerten feucht, und an seiner Wange zuckte der Muskel, den sie schon
kannte. »Trotzdem …«
»Geh
nach oben und nimm eine heiße Dusche«, unterbrach sie ihn. »Ich mache dir etwas
zu essen, dann reden wir.«
Brads
Mund wurde noch schmaler, bevor er sich ein wenig entspannte. Er nickte.
»Travis
hat ein paar Sachen hiergelassen, als er und Sierra in die Stadt gezogen sind«,
fuhr sie fort, als er schwieg. »Ich hole dir das Zeug.«
Sie
stieg die Treppe hinauf und öffnete ihm die Tür zum Bad. Sie wartete, bis er
sie hinter sich schloss, und ging ins Schlafzimmer, wo sie Jeans und ein altes
T-Shirt aus einer Schublade nahm.
Brad
stand bereits unter der Dusche, als sie zurückkehrte. Hinter der beschlagenen
Glasscheibe zeichnete sich sein nackter Körper ab. Sie wehrte sich gegen das
Verlangen, das der Anblick in ihr weckte, legte ihm die Sachen zusammen mit
einem Handtuch hin und schlüpfte leise hinaus.
Sie
bereitete gerade Rührei zu, als Brad fünfzehn Minuten später nach unten kam. Er
hatte Travis’ Sachen angezogen, sein Haar war zerzaust. Wortlos goss Meg ihm
einen Kaffee ein.
Nach
kurzem Zögern nahm er den Becher und nippte daran.
Erleichtert
registrierte Meg, dass sich seine Gesichtsfarbe normalisiert hatte. Vor dem
Duschen war er so blass gewesen, wie sie ihn noch nie gesehen hatte.
»Setz
dich«, sagte sie leise.
Er
zog einen Stuhl heran, nahm Platz und ließ sie nicht aus den Augen, als sie an
den Herd ging. Obwohl sie ihm den Rücken zukehrte, spürte sie den Blick.
»Was
ist passiert?«, fragte er nach einem Moment.
Sie
schaute kurz über die Schulter, bevor sie das Rührei auf einen Teller tat,
antwortete allerdings nicht.
»Die
Fehlgeburt«, sagte er grimmig. »Wie ist es dazu gekommen?«
Glaubte
er etwa, er sei daran schuld gewesen, weil er nach Nashville gefahren war? Oder
weil sie sich zuvor gestritten hatten?
Sie
hatte sich jahrelang gefragt, ob sie etwas falsch gemacht hatte, und unter
quälenden Schuldgefühlen gelitten. Sie wollte nicht, dass er den gleichen
Schmerz durchmachte.
»Es
gab keinen konkreten Auslöser«, erwiderte sie sanft. »Ich war schwanger und
dann war ich es plötzlich nicht mehr. So etwas passiert, Brad. Und man weiß
nicht immer, warum es passiert.«
Er
trank einen Schluck. »Du hättest es mir erzählen sollen.«
»Ich
habe es keinem Menschen erzählt. Nicht mal meiner Mutter.«
»Woher
weiß es Jesse dann?«
Jetzt,
da sie darüber nachgedacht hatte, lag die Antwort auf der Hand. Es war Jesse
gewesen, der sie in jener längst vergangenen Nacht ins Krankenhaus gebracht
hatte. Sie hatte ihm gesagt, es seien nur Krämpfe, aber er hatte eins und eins
zusammengezählt und zudem mitbekommen, was die Schwestern und Ärzte
untereinander redeten.
»Er
war bei mir«, sagte sie.
»Er,
aber ich nicht!«
Sie
stellte das Rührei auf den Tisch, zusammen mit dem Besteck und zwei Scheiben
Toast. »Es hätte nichts geändert. Wenn du da gewesen wärst, meine ich. Ich
hätte das Baby dennoch verloren, Brad.«
Er
schloss kurz die Augen, wie jemand, der einen Tiefschlag verkraften musste,
ohne sich dagegen zu wehren.
»Du
hättest es mir sagen müssen!«, beharrte er.
Sie
schob ihm das Rührei hin. Widerwillig griff er nach der Gabel und begann zu
essen.
Meg
setzte sich auf die Bank und drehte sich zu ihm. »Was hätte es gebracht?«
»Ich
hätte … helfen können.«
»Wie
denn?«
Er
seufzte. »Du musstest es allein durchstehen. Das ist nicht richtig.«
»Auf
dieser Welt sind viele Dinge nicht richtig«, entgegnete sie leise. »Man muss …
damit fertig werden.«
»Und
zwar so, wie die McKettricks es immer tun«, sagte Brad ohne jede Bewunderung. »Manche
Leute nennen das trotzig.«
Meg
stützte das Kinn auf die Hand und sah ihm beim Essen zu. »Ich würde es wieder
so machen«, gab sie zu. »Es war hart, aber ich habe es überstanden.«
»Allein.«
»Allein«,
wiederholte sie.
»Es
muss mehr als nur hart gewesen sein. Du warst erst neunzehn!«
»Du
auch.«
»Warum
hast du deiner Mutter nichts
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