Lindenallee
gegangen.“
Er hielt es nicht länger aus und zog sie in seine Arme. Magarete wurde von ihren Gefühlen überwältigt und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie konnte weder einen klaren Gedanken fassen, noch etwas sagen. Beruhigend strich Friedrich ihr über den Rücken und hielt sie fest. Er hielt sein Glück fest in den Armen.
Paula und Steffen standen abseits und fühlten sich wie Eindringlinge. Paula war unendlich erleichtert, dass die Beiden sich in die Arme gefallen waren und offenbar kein Arztkoffer nötig war. Das erste Mal an diesem Tag atmete sie entspannt durch. Ihre Anspannung perlte von ihr ab und sie freute sich unbändig für Magarete.
„Was machen wir jetzt?“, flüsterte sie Steffen zu.
„Ich würde sagen, wir verdrücken uns und lassen sie alleine“, erwiderte er.
Zaghaft bewegten sie sich auf Magarete und Friedrich zu. Friedrich wiegte Magarete leicht hin und her und flüsterte ihr zärtliche Worte ins Ohr. Die Tränen von Magarete versiegten bereits und sie lachte leise.
„Hmmm“, räusperte Steffen sich.
Magarete und Friedrich lösten sich schweren Herzens aus der Umarmung. Steffen reichte Friedrich die Hand. „Schön, Sie kennenzulernen. Ich bin Steffen Borchert.“ Friedrich schüttelte ihm die Hand. „Und das ist Paula Rittner.“ Er wies mit dem Kopf auf Paula. „Ich weiß nicht, ob sie ihre Stimme bereits wiedergefunden hat.“
„Klar“, krächzte sie. Nach einem kleinen Huster klang ihre Stimme kräftiger. „Hallo Friedrich, schön Sie persönlich kennenzulernen.“
Spontan drückte Friedrich ihr einen Kuss auf die Wange. „Danke, dass du mich gefunden hast.“
Verlegen senkte Paula den Blick, denn Danksagungen berührten sie unangenehm und lösten ein Schamgefühl bei ihr aus.
Magarete blickte verwirrt in die Runde, denn sie verstand die Zusammenhänge überhaupt nicht. Es war ihr momentan egal, sie spürte nur die Hand von Friedrich in ihrer und das war alles, was zählte.
„Wir lassen euch jetzt alleine. Wollen wir uns nachher im Café unten im Rittergut treffen?“, schlug Paula vor.
„Wir kommen nach“, antwortete Friedrich. Magarete nickte nur und hing mit ihrem Blick an Friedrich. Bevor Paula und Steffen gingen, drückte sie noch Paula die Hand.
„Danke“, hauchte sie, weil sie ahnte, dass Paula einen großen Anteil am Wiedersehen mit Friedrich hatte.
Paula lief beschämt rot an und stotterte. „Dafür nicht. Ich … wir gehen dann mal.“
Steffen zog sie rasch beiseite, ehe sie noch komische Sachen sagen würde. Paula drehte sich nach ein paar Metern um. Sie sah, wie Magarete und Friedrich auf ihren Baum zusteuerten, sich an den Händen hielten und langsam in die Knie sanken. Dann legten sie sich auf den Rücken ins Gras. Ihre Gesichter strahlten vor Glück. Sie würden sich viel zu erzählen haben.
Steffen verspeiste voller Appetit das große Stück Käsekuchen und blinzelte Paula in der Sonne an.
„Ich bin gespannt, ob die Beiden überhaupt den Weg finden“, sprach er mit vollem Mund. Ein paar Krümel stahlen sich heraus und fielen auf die weiße Tischdecke. Er schien es nicht zu bemerken und fuhr fort. „So verliebt, wie die Beiden herumgeturtelt haben, vergessen sie bestimmt alles um sich herum. Ist ihnen ja auch nicht zu verdenken, nach über siebzig Jahren.“ Er spülte den Kuchen mit einem Schluck Kaffee hinunter.
Paula beobachtete ihn amüsiert. Ihm entging nicht ihr Blick, der jede seiner Bewegungen verfolgte. „Was ist denn?“
„Ach, nichts.“
„Ach nichts kenne ich. Wenn Frauen so etwas sagen, dann ist immer etwas.“ Er spießte das restliche Stück seines Kuchens auf und ließ es in seinem Mund verschwinden. Das Stück war so groß, dass sich seine Backen wie die eines Hamsters aufplusterten. Paula unterdrückte ein Lachen.
„Wasch?“, fragte er unverständlich.
„Steffen, wenn du möchtest, bekommst du noch ein drittes Stück Kuchen. Du brauchst den nicht zu verschlingen, als ob ihn dir jemand wegnehmen würde.“
Sein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen. Die Lippen ließ er zusammengepresst, damit nicht noch mehr Krümel herauspurzelten.
„Das sind ja ganz neue Seiten an dir. Du bist ein Krümelmonster“, stellte Paula fest.
Steffen konnte nicht antworten. Er kaute den Kuchen von einer Seite auf die andere, nahm einen Schluck Kaffee und kaute wieder von links nach rechts. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis er fertig war.
„Das war lecker.“ Er grinste Paula zufrieden an. „Das hast du richtig
Weitere Kostenlose Bücher