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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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weiteres Stück ab. „Möchtest du kosten?“ Er hielt ihr die Gabel unter die Nase. Es duftete verführerisch nach viel Zucker und einem Hauch Likör.
    „Na gut. Wahrscheinlich bekomme ich davon aber einen Zuckerschock.“
    Vorsichtig schob er die Gabel näher und sie probierte. Wie vermutet war der Kuchen sehr süß und himmlisch köstlich.
    „Möchtest du mehr?“
    „Nein, lieber nicht.“
    „Gut, dann habe ich mehr.“
    Beinahe erleichtert rückte er den Teller von ihr weg und aß genüsslich weiter. Aha, registrierte Paula, Kuchen teilen tut er nicht gerne. Das wirft kein gutes Licht auf ihn.
    Die Sonne umrundete langsam den Innenhof des Cafés, die Schatten wurden länger und krochen auf die Gäste zu. Die Zeit verstrich ohne große Aufregung. Menschen kamen und gingen, während Paula und Steffen auf Magarete und Friedrich warteten. Es machte ihnen nichts aus, dort zu sitzen. Sie hatten Zeit, genossen die Sonne und erzählten sich Geschichten aus ihrer Kindheit. Erst als die Sonne hinter dem hohen Haus verschwand und es merklich kühler wurde, verlor Paula ihre Gelassenheit.
    „Vielleicht sollten wir nachsehen. Es wird langsam kalt und Magarete hat ihren Mantel im Auto gelassen.“
    „Ich glaube nicht, dass die Beiden merken, wie es kühler wird. Aber du hast Recht, wir sollten aufbrechen. Ich kann ja nicht weiterhin Kuchen essen und Kaffee trinken. Irgendwann wird auch mir schlecht.“
    Paula sprang auf. „Gut, dann gehe ich rein und bezahle.“ Steffen konnte ihr gar nicht so schnell hinterhersehen, wie sie in das Café verschwand. Er schmunzelte. Immerhin hatte Paula sehr lange ruhig gesessen und sich nicht zu viele Sorgen um Magarete und Friedrich gemacht.
    Als Paula wenig später aus dem Café trat, erhob sich Steffen und gemeinsam überquerten sie die Straße. Sie kamen nicht weit, denn in einiger Entfernung entdeckten sie ein gedrungenes, älteres Paar, das seelenruhig Hand in Hand zu ihnen hinabschlenderte. Sie sahen weder die vorbeifahrenden Autos, noch die Katze, die miauend vor ihnen den Fußweg überquerte. Sie hatten nur Augen füreinander.
    Steffen und Paula erwarteten die Beiden, auf deren Gesichtern die Freude abzulesen war, die sie empfanden. Etwas überrascht blieben Magarete und Friedrich dicht vor ihnen stehen, beinahe wären sie zusammengestoßen.
    „Oh“, sagte Magarete, deren Wangen von leichter Röte überzogen waren. „Ich fürchte fast, wir haben die Zeit vergessen.“
    „Das macht doch nichts“, sagte Paula leichthin. „Steffen hat sich den Bauch mit Kuchen vollgeschlagen und es war ein Vergnügen ihm dabei zuzusehen. Dass ihm dabei nicht schlecht wurde, grenzt an ein Wunder.“
    Magarete kicherte leise. Sie drehte sich zu Friedrich, der sie keine Sekunde aus den Augen ließ. Steffen drückte Paula die Hand, es fühlte sich wie Morsezeichen an, die sie aber nicht verstand.
    „Wie soll es denn jetzt weitergehen? Wir fahren bald zurück, es wird kühl.“ Den Rest ließ Steffen unausgesprochen in der Luft hängen, denn er vermutete, die Beiden würden sich nicht gleich wieder trennen wollen.
    Paula hingegen nahm an, Magarete würde mit zurück nach Braunschweig kommen.
    „Ich habe mit Friedrich gesprochen und wir sind uns einig, dass ich heute hier bleibe.“ Magarete bemerkte die großen Augen von Paula, die sie überrascht anstarrten. „Ich habe so viele Jahre auf den Tag gewartet, da kann ich doch nicht einfach nach Hause fahren, oder?“
    Schnell fing Paula sich, wie hatte sie nur davon ausgehen können, sie würden sich jetzt trennen wollen? Was war nur los mit ihr? Natürlich würde keiner, von jetzt ab, nur einen Tag ohne den anderen sein wollen.
    „Natürlich Magarete, das ist doch klar.“ Sie trat einen Schritt auf Magarete zu und umarmte sie. „Ich freue mich so für dich. Und für dich, Friedrich.“ Ihre Stimme wurde verdächtig brüchig und Steffen wollte sie davor bewahren, einem sentimentalen Moment zu erliegen und hier auf der Straße zu weinen.
    Er nahm ihre Hand. „Dann kommen wir die paar Schritte mit, holen Magaretes Mantel aus dem Wagen und fahren nach Hause“, schlug er vor.
    „Wir können gerne noch zu mir gehen“, erwiderte Friedrich einladend.
    Paula war begeistert und wollte zustimmen, als Steffen ihr zuvorkam. „Gerne, aber nicht heute. Wir lassen euch alleine. Nicht wahr, Paula?“
    Er sah Paula beschwörend wie die Schlange Kaa aus dem Dschungelbuch an. Er setzte viel hypnotische Kraft in seinen Blick, damit Paula verstand, dass die

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