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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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erkannt, ich bin ein Krümelmonster. Mit Kuchen kriegt man mich immer. Und die Chance nutzte ich gerne, erneut zum Kuchenbuffet zu gehen und mir einen Nachschlag zu genehmigen.“
    Er verschwand in das im Schatten liegende Café und Paula blickte ihm erstaunt hinterher. Er würde tatsächlich ein weiteres Stück verhaften, unglaublich. Schmunzelnd zuckte sie mit den Schultern. Der Mann schaffte es immer wieder, sie zu überraschen.
    Ihre Gedanken wanderten zu Magarete und Friedrich. Was sie wohl gerade taten? Erzählten sie sich ihre Vergangenheit? Immerhin hatten sie die wenigste Zeit ihres Lebens miteinander verbracht. Sie wussten nur einen Bruchteil von dem, wie es dem anderen in all den Jahren ergangen war.
    Welchen seltsamen Weg das Leben geht, grübelte Paula. Und welche Zufälle es im Leben gab. Irgendwer musste die Strippen ziehen und die Wege der Menschen leiten. Vielleicht sind wir es auch nur selbst, die die Strippen in der Hand haben und sie zu selten benutzen, um uns auf den richtigen Pfad zu bringen. Das schließt mich wahrscheinlich ein, erkannte sie betrübt. Wie lange habe ich mich von Markus an der Nase herumführen lassen. Unglaublich. Paula schüttelte verstimmt den Kopf. Ich hatte es so früh geahnt und dann die Augen verschlossen. So viel verschwendete Zeit.
    Ihre Gedanken drifteten zu Magarete und Friedrich zurück. Allerdings gab es Geschehnisse, wie den zweiten Weltkrieg, die konnte ein einzelner Mensch nicht beeinflussen, oder? Paula zog die Stirn kraus. Oder zum Beispiel dieser Hein Kummerlich, der Verwalter vom Rittergut, der Magarete nachgestellt hatte. Dieser Mensch hatte sich ungefragt in Magaretes Leben gedrängt und sie hatte nur reagieren, nicht selbstbestimmt agieren können. Das lässt doch die Schlussfolgerung zu, dass es äußere Umstände gibt, die es uns Menschen nicht immer leicht machen so zu handeln, wie wir es gerne täten.
    Magarete zum Beispiel musste Geld verdienen und die Familie unterstützen. Hmmm, vielleicht habe ich hier schon wieder einen Gedankenfehler. Sie hätte sich früher an ihre Eltern wenden können. Infolgedessen wären sie eher eingeschritten und hätten ihr verboten, auf dem Rittergut zu arbeiten. Vielleicht wäre die Geschichte mit Hein Kummerlich anders ausgegangen und Friedrich wäre nicht geflohen. Aber waren denn die Lebensgeschichte von Friedrich, Hein Kummerlich und Magarete so eng miteinander verwoben?
    Ist es denn nicht so, dass jeder Mensch für sein eigenes Handeln und Tun verantwortlich ist? Paulas Gedanken wirbelten durcheinander. Konnte man sich gegen böse Menschen wie Hein Kummerlich wehren, außer man entzog sich ihrer Nähe? Die Antwort spukte in ihrem Kopf herum. Natürlich. Es hat sich jemand gegen ihn gewehrt. Nicht mit Flucht, sondern mit einem brutalen Mord. Innerlich schüttelte sie sich bei dem Gedanken, dass solche Menschen nur mit diesen drastischen Mitteln zu stoppen waren. Und mal ganz ehrlich, führte sie in Gedanken das Gespräch fort, dieses Ereignis setzte eine Kette von Reaktionen in Gang, die bestimmt der Grund für das Verschwinden von Friedrich gewesen ist. Und das wiederum traf Magarete. Es ist doch zum Verrücktwerden. Ich muss Friedrich unbedingt fragen, ob sein Verschwinden mit dem Mord an Hein Kummerlich zu tun hatte.
    „Sag mal, willst du mit deinem Gesicht die Sonne vertreiben?“ Steffen stand vor ihrem Tisch, in der einen Hand einen Teller mit einem riesigen Stück Torte, in der anderen Hand einen Pott Kaffee. Er beäugte sie kritisch und wartete auf eine Antwort.
    „Ich? Wieso? Was ist denn mit meinem Gesicht?“
    „Es war in tiefe, nachdenkliche Falten gehüllt.“ Er stellte vorsichtig Teller und Kaffee ab und rückte seinen Stuhl ein Stück näher, ehe er sich setzte.
    Paula blieb der Mund offen stehen, als sie entdeckte, dass neben dem großen Kuchenstück eine extra Portion Sahne, süß und verlockend, platziert war. Torte mit extra Sahne an der Seite!
    „Wow, das Stück verdrückst du auch noch?“, lenkte Paula das Gespräch in eine andere Richtung. „Wo lässt du das alles, an dir ist kein Gramm Fett.“
    „Woher willst du das wissen? Du hast mich doch noch nie nackt gesehen“, konterte er belustigt, während er mit der Gabel ein großes Stück vom Kuchen abstach, aufspießte und in den Mund steckte. Voller Wonne ließ er sich den Kuchen auf der Zunge zergehen. Dabei entging ihm nicht, dass Paula ein wenig rot wurde, nachdem er die Sache mit dem Nacktsein hatte fallen lassen.
    Er stach ein

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