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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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Fahrräder.
    „Eins davon gehört ab jetzt dir. Als Dankeschön, weil du mir so viel geholfen hast.“
    Paula registrierte unruhig, wie Steffen schweigend neben ihr stand und keinen Mucks von sich gab. Auf seinem Gesicht war weder Freude noch ein andersartiger Gefühlsausdruck abzulesen. Vielleicht war das doch eine blöde Idee gewesen?
    Endlich kam Bewegung in Steffen. Er ging auf das Herrenrad zu, nahm es am Lenker, stellte es schräg und sah es sich genau an. Dann drehte er sich zu Paula um und sein Gesicht strahlte.
    „Das ist ja super!“, rief er begeistert aus. „Woher wusstest du, dass mein altes den Geist aufgegeben hat?“ Er schwang das Bein über die Stange und testete den Sattel. „Toll. Das ist eine super Überraschung.“ Er drehte eine langsame Runde über den Hof und kam neben Paula zum Stehen.
    „Danke. Ich bin ganz hin und weg.“ Er drückte ihr einen stürmischen Kuss auf die Wange und setzte seine Runden im Hof fort. Paula beobachtete ihn hingerissen, wie er einen Kreis nach dem anderen an ihr vorbeifuhr und sein Gesicht wie das eines kleinen Jungen strahlte.
    Also war ihre Idee, die Arzthelferinnen seiner Praxis nach einem Geschenk zu fragen, hervorragend gewesen. Sie klopfte sich gedanklich auf die Schulter.
    Unablässig fuhr Steffen seine Runden und ihr wurde schwindelig beim Zusehen.
    „Wie wäre es denn, wenn wir eine Radtour machen? Das dauernde Kreisfahren ist vielleicht ein wenig eintönig.“ Paula wartete seine Antwort nicht ab, sondern nahm sich ihr Fahrrad und stieg auf. „Ich habe eine kleine Eingewöhnungstour vorbereitet. Ich weiß ja nicht wie fit du bist, nicht dass es zu anstrengend für dich wird“, neckte sie ihn. „Immerhin bist du tagein, tagaus in der Praxis und bewegst dich wenig. Oder dein Auto fährt dich.“
    „Wollen wir doch mal sehen, wer hier ein Stubenhocker ist und wer nicht.“
    „Gut, folge mir.“
    Paula verließ den Hof und steuerte auf den Park zu, den sie kurz nach dem Einzug zu Fuß erkundet hatte. Auf den asphaltierten Wegen tummelten sich Familien, Hundebesitzer, die ihren Hund ausführten und Kinder auf Inlineskatern und Fahrrädern. Das halbe Viertel schien am Sonntag im Park unterwegs zu sein und Steffen kam nicht umhin, hier und da zu grüßen. Die meisten grüßten ihn mit Dr. Borchert, vereinzelt wurde er beim Vornamen angeredet.
    Paula war das nicht unangenehm. Noch nicht, denn mit dem Fahrrad konnten sie geschickt und schnell an den Menschen vorbeikommen, ohne in ein Gespräch verwickelt zu werden. Zu Fuß ginge das gar nicht, erkannte sie. Da würden sie keine zehn Meter weit kommen. Jetzt mache ich mir schon Gedanken was sein könnte, schüttelte sie innerlich den Kopf. Ich darf nicht so viel nachdenken.
    Sie verließen den dicht bevölkerten Park und fuhren weitläufig am äußeren Rand eines Naturschutzgebietes entlang. Die geschotterten Wege waren weitaus weniger durch Spaziergänger bevölkert und sie kamen gut voran.
    Steffen fuhr zu ihr auf. Sie sah zu ihm hinüber und stellte fest, dass sich auf seinem Gesicht eine erfrischende Röte zeigte.
    „Geht es noch?“, fragte Paula, „oder müssen wir eine Pause machen. Du siehst etwas erschöpft aus.“ Sie lächelte ihn schelmisch an.
    „Kein Problem, bei mir ist alles klar.“ Nachdem er das ausgesprochen hatte, holte er japsend Luft.
    „Wir können auch langsamer fahren, ich bin immer schon gerne Rad gefahren und fahre eventuell zu zügig.“
    „Das ist doch nicht schnell“, protestierte er.
    „Na, dann ist ja gut. Da hinten kommt gleich eine fiese Steigung. Wer zuerst oben ist?“, rief sie ihm zu, während sie kräftig in die Pedale trat, sich dabei aus dem Sattel erhob und davon sauste wie der Wind.
    „Ups“, entrann es Steffens Kehle rau. Dann trat er fest in die Pedale und holte sie am Beginn der Steigung ein.
    Er warf einen Blick nach vorne und erschrak, denn die angekündigte Steigung türmte sich wie eine Wand vor ihm auf. Das würde er nie schaffen, ihm ging bereits die Puste aus. Er blickte zu Paula, die lachend ohne Anstrengung den Berg förmlich hinaufflog. Verbissen trat er in die Pedale, denn er wollte nicht wie ein Sesselhocker dastehen. Damit würde sie ihn ewig aufziehen können. Er mobilisierte seine letzten Reserven, nur um festzustellen, dass er überhaupt keine Kondition mehr hatte und Paula davon zog. Er hatte keine Chance zu ihr aufzuschließen und folgte ihr schwerfällig mit einigem Abstand.
    Paula wartete neben ihrem abgestellten Fahrrad auf

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