Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
Vom Netzwerk:
ihn liebst. Das tust du doch, oder?“ Paula ließ diese Frage nicht gerne zu und fand, dass sie dem Engelchen nicht zustand. Sie selbst fragte sich das höchst ungern. Sie war sich ihrer Gefühle nicht im Klaren und verstand nicht, warum das so war.
    Das Teufelchen auf der anderen Schulter hüpfte zum Engelchen hinüber und pikste es mit dem Dreizack. „Hör auf, Paula damit zu quälen. Alles ist gut, so wie es ist. Du bist eine Nervensäge.“ Paula gab dem Teufelchen Recht, was nervte das Engelchen auch so!
    „Pah“, reagierte das Engelchen beleidigt, „ich meine es nur gut mit ihr, aber bei dir bin ich mir nicht sicher.“ Das Engelchen schubste das Teufelchen mit der Schulter und funkelte es böse an. Paula sah von einem zum anderen. Unwirsch schüttelte sie sich und verscheuchte die beiden Quälgeister in die Fantasiewelt, der sie entsprungen waren. Damit wählte sie den einfachsten Weg: verdrängen und nicht weiter darüber nachdenken. Die Zukunft würde es schon bringen.
    Sie ahnte nicht im Entferntesten, wie schnell sie vor die wichtigste Entscheidung ihres Lebens gestellt werden würde.

29
    Wenn Paula von der Arbeit nach Hause kam, wurde es bei schönem Wetter zum gewohnten Anblick, dass die Tür zum Garten offen stand. Trat sie durch diese Tür, erblickte sie Magarete und Friedrich, die in ihrer Ecke saßen, miteinander redeten oder lasen, oder auch schliefen. Eingerahmt wurden sie dabei durch die hohe Hecke und die blühenden Pflanzen, die einen schützenden Kokon um sie bildeten. Es roch betörend nach einem frühen Sommer und einer Leichtigkeit des Lebens, die Paula sofort ergriff, wenn sie in diese Oase hineinglitt.
    Wann immer es ihre Zeit zuließ, setzte sie sich zu ihnen und schwatzte eine Runde. Es wurde ihr ein liebgewonnenes Ritual. Sie fühlte sich geborgen und zufrieden in dieser ruhigen Insel zwischen den Häusern.
    Es hätte immer so weiter gehen können, aber den Vorboten des Sommers ging die Puste aus und Ende Mai stob Regen in dünnen Bindfäden aus dem grauen Himmel hinab und tauchte die Welt in einen tristen Schleier.
    Paula bedauerte das schlechte Wetter umso mehr, da das Wochenende begann und sie sich auf ein Gespräch mit den Beiden im Garten gefreut hatte. Spontan mochte sie nicht bei ihnen klingeln, denn manchmal meinte sie zu spüren, wie sie die traute Zweisamkeit störte. Vielleicht war es auch nur Einbildung, die sie beschlich, denn sie waren jedes Mal freundlich und zuvorkommend. Sie konnte sich aber nicht des Eindrucks erwehren, durch ihre Anwesenheit eine nicht sichtbare, aber spürbare Verbindung zu unterbrechen. Wie das sprichwörtliche fünfte Rad am Wagen.
    Paula seufzte. Steffen musste noch arbeiten und sie würden sich erst abends sehen. Was sollte sie jetzt tun? Sie warf achtlos die Post auf die Flurkommode, als ihr ein blauer Umschlag auffiel, der zwischen der Reklame auffordernd um ihre Aufmerksamkeit buhlte. Neugierig nahm sie ihn in die Hand. Er war an sie und Steffen ohne einen erkennbaren Absender adressiert. Paula wendete den Umschlag und begutachtete ihn von allen Seiten. Alleine die verschnörkelte, altmodische Schrift ließ sie vermuten, dass der Brief nur von Magarete oder Friedrich stammen konnte. Gespannt öffnete sie ihn, entfaltete das weiße Blatt Papier und überflog mit schnellem Blick den Inhalt.
    „Juchu“, rief sie freudestrahlend aus und suchte eilig ihr Telefon.
    „Hallo Mama.“
    „Paula, hast du auch eine Einladung von Magarete und Friedrich bekommen?“
    Paula war baff. „Ja, habe ich. Ihr habt auch eine?“
    „Ja, haben wir. Ich hoffe es stört dich nicht, wenn wir auch kommen“, zog Luise ihre Tochter auf.
    „So meinte ich das doch nicht.“
    „Das weiß ich.“
    Paulas Augen hefteten sich auf die Einladung. „Eine Feier in der Lindenallee in zwei Wochen. Es steht nicht dabei, worum es geht.“ Paula überflog nochmals den Text.
    „Stimmt, das ist uns auch aufgefallen. Und von Geschenken soll abgesehen werden. Es soll einfach nur eine schöne Feier werden“, ergänzte Luise.
    „Magarete und Friedrich haben gut dicht gehalten, das muss ich ihnen lassen. Ich bin gespannt, wer noch alles kommt. Vielleicht lernen wir Friedrichs Sohn kennen“, dachte Paula laut nach.
    „Der aus Berlin? Der Arzt?“
    „Hmmm.“
    „Ist Steffen auch eingeladen?“
    „Natürlich. Ich bin nur noch im Doppelpack zu haben“, lachte Paula.
    „Wie wäre es denn, wenn wir euch abholen? Dann braucht nur Papa auf Sekt und Wein zu

Weitere Kostenlose Bücher