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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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Komischer Vergleich, dachte sich kurz, ehe sie die Dorfstraße überquerte, beinahe wie in Trance. Sie vergaß ihre Familie, die am Auto stand und durcheinander schwatzte.
    Als ob Paula eine unsichtbare Grenze überschritt, tauchte sie in eine andere Welt ein. Die Natur umfing sie und die Bäume überragten sie weit hinauf. Die langen Äste raschelten mit den grünen Blättern im Wind und bildeten einen schützenden Tunnel. Sie legte den Kopf in den Nacken und hatte das Gefühl in einer lichtdurchfluteten Kathedrale zu stehen. Die Atmosphäre innerhalb wurde durch sommerliche, unbeschwerte Luft und wohlklingende Geräusche erfüllt.
    Eine Horde Spatzen mischte sich in den beruhigenden Klang der Lindenallee ein, indem sie laut durcheinander piepend nahe Paulas Füßen landete, so als sei sie eins mit diesem Ort. Die Vögel pickten eine Weile auf dem Boden herum, ehe sie lautstark zwitschernd aufflogen und das Weite suchten.
    Steffen tauchte hinter Paula auf und nahm ihre Hand. Sie drehte sich langsam mit großen Augen zu ihm um und für einen Moment wusste sie nicht, wer ihr gegenüber stand.
    Er sprach sie nicht an, sondern gab ihr einen zarten Kuss und nahm sie in den Arm. Paula schmiegte sich an ihn und fühlte, wie sie eine Welle voll Glück mitriss. Sie empfand es als genau richtig, hier mit ihm zu stehen. Die Geräusche um sie herum, drangen wie durch Watte an ihre Ohren. Der Moment dehnte sich für beide auf eine kleine Ewigkeit aus.
    Hinter ihnen räusperte sich jemand schüchtern. „Ich möchte euch nicht stören, aber das könntet ihr wirklich auf später verschieben.“ Walter nestelte verlegen an seinem goldenen Ehering herum. „Wir werden schließlich schon erwartet“, entschuldigte er unbehaglich die Störung.
    Paula löste sich zum Bedauern von Steffen aus der Umarmung, behielt aber seine Hand in ihrer und gemeinsam mit Kira an der anderen, setzten sie ihren Weg fort.
    Am hinteren Ende der Lindenallee leuchteten ihnen einladend weiß gedeckte Tische entgegen. Große Sonnenschirme spendeten Schatten und unter ihnen hielten sich die ersten Gäste auf.
    Kira spurtete los. „Akay! Hallo!“, rief sie laut, die sie entdeckt hatte.
    Akay fing das heranwirbelnde Mädchen in den Armen auf und drehte sie um die eigene Achse. Kira juchzte laut auf und der Wind trug das kindliche Lachen bis ins Dorf.
    Paula und Steffen schlossen auf und begrüßten Akay. Hinter Akay, an einem Tisch, entdeckte Paula das Hausmeisterehepaar. Berta und Günther Lindner saßen am gedeckten Tisch, vor ihnen stand ein Glas Sekt, das Günther bereits geleert hatte. Er winkte Paula vergnügt zu, während er um den Tisch herum auf sie zuging.
    „Hallo Paula, du siehst wundervoll aus. Ganz klasse“, schmeichelte er ihr vor den Augen und Ohren seiner Frau.
    Paula grinste dümmlich und erhaschte einen Blick auf Frau Lindner, die wie üblich verdrießlich dreinblickte. Fast war zu befürchten, sie könnte die Sonne mit ihrem Blick vertreiben.
    Günther lenkte Paula geschickt von dem unerfreulichen Anblick ab. „Du siehst wie das blühende Leben aus. Wenn da mal nicht der Doc dahinter steckt!“ Er zwinkerte ihr anzüglich zu. Paula wurde rot.
    „Hat sich dein Ex eigentlich noch mal gemeldet?“ Günther wechselte so rasant das Thema, das Paula ihm einen Moment nicht folgen konnte.
    „Mein Ex?“, fragte sie verständnislos, ehe sie vom Blitz getroffen antwortete, „Ach, der! Nee, zum Glück nicht.“ Verwirrt über ihre lange Leitung lachte sie über sich selbst. „Markus habe ich schon völlig vergessen, gibt es ja gar nicht.“
    „Mein Reden, der Typ war es nicht wert. Und jetzt hast du den Richtigen erwischt. Wenn du mal krank wirst, hast du gleich einen Arzt im Haus.“ Günther lachte dunkel über seinen eigenen Witz, bis er sich Steffen zuwendete, der die Hälfte des Gespräches mitbekommen hatte.
    „Na Steffen, wie geht es dir?“
    Günther war nichts peinlich, dachte Paula. Sie verfolgte das Gespräch einen Moment, ehe ihre Aufmerksamkeit auf ein Paar gelenkt wurde, welches sie noch nicht kannte. Die Ähnlichkeit des Mannes verriet ihr sofort, zu wem er gehörte.
    „Hallo, mein Name ist Paula Rittner“, stellte sie sich vor. „Ich vermute, Sie sind der Sohn von Friedrich.“
    Der gut gekleidete Mann stand auf und reichte Paula die gepflegte Hand. Paula schätzte ihn auf Mitte sechzig. Er wirkte sehr sportlich und sein Händedruck war überraschend kräftig.
    „Da liegen Sie richtig. Ich bin Karl Mendelssohn. Und das ist

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