Lindenallee
guten Ratschläge meiner Tochter und meiner Arzthelferinnen an. Die haben mir dringend abgeraten, so einen Schlag-die-Frau-tot-Strauß zu kaufen.“
„Interessant. Woher wussten sie, dass ich auf Kakteen stehe?“
„Also erst einmal“, Steffen richtete sich auf, „bin ich, nachdem ich dich kennengelernt habe, wie ein verliebter Trottel umhergelaufen. Es kam häufiger vor, dass ich in der Arztpraxis vor dem Tresen stand und nicht mehr wusste, was ich wollte. Als Reaktion erhielt ich ein belustigtes Kichern meiner Mitarbeiterinnen. Als dann die Einladung zu deiner Party kam, war ich sehr verunsichert, was ich dir schenken sollte. Ich wollte auf keinen Fall etwas falsch machen. Die Idee mit dem Kaktus hatte ich spontan. Ich war mir zu Anfang nicht sicher, ob es eine gute Idee war.“
„Ich überlege auch noch.“ Sie kratzte sich am Kopf und grübelte gespielt, während sie ihm einen fragenden Blick zuwarf. „Das erklärt aber immer noch nicht, warum es ein Kaktus geworden ist.“
„Nun, ich habe mir gedacht, damals als ich dich kennenlernte, warst du so verletzlich, so verunsichert, dass ich wünschte, ich könnte dir ein Kaktuskostüm schenken. Weißt du, die Stacheln sollten dich vor allem Bösen von außen schützen und wenn du bereit bist, strahlst du durch die grüne Kaktushaut hindurch und erblühst in wundervollen rosa Blüten.“ Er räusperte sich, nachdem er seine Worte sacken ließ. „Ist blöd, oder?“
„Nein, das ist wunderschön.“ Paula fiel ihm um den Hals und drängte sich dicht an ihn. „Das ist das Wundervollste, was ein Mann mir je geschenkt hat.“
Steffen hielt sie fest, beugte sich zu ihr und küsste sie.
„Iiiiiih, jetzt knutschen sie schon wieder.“ Kira verzog angewidert das Gesicht, wie es nur Kinder tun konnten. Sie hatte ihren Vater gesucht und fand die ihr dargebotene Situation wenig erbaulich. Demonstrativ verdeckte sie die Augen mit den kleinen Händen.
Paula kicherte leise in der Armbeuge von Steffen, der über die Störung ebenso wenig begeistert war, aber seine Tochter konnte er nicht einfach ignorieren.
„Was ist denn Kira?“, erkundigte er sich mit leichter Ungeduld in der Stimme.
„Friedrich und Magarete machen sich auf den Weg.“
„Jetzt schon?“
„Aber Papa, es ist schon fast dunkel und die Beiden sind doch sooo alt“, übertrieb Kira, „und sie sind müde.“
„Und du bist soooo jung und müsstest auch langsam ins Bett.“
„Ich? Ich bin hellwach. Morgen kann ich doch ausschlafen.“
Steffen half Paula beim Aufstehen. „Dann wollen wir uns von ihnen verabschieden.“
Magarete und Friedrich standen mit ihren Gästen zusammen. Berta und Günther Lindner hatten sich angeboten, sie zurück nach Braunschweig zu fahren. Karl und Monika blieben das Wochenende in Friedrichs Wohnung in Lucklum, ehe sie nach Berlin zurückkehren wollten. Akay und Harald räumten im Hintergrund die Tische ab, es sah allgemein nach Aufbruch auf, den Magarete allerdings versuchte zu unterbinden.
„Nur weil wir jetzt aufbrechen, braucht ihr noch nicht zu gehen. Es ist genügend zu essen und zu trinken da. Feiert bitte weiter.“
„Das machen wir gerne“, rief Paula laut.
Allgemeines Gelächter.
Paula trat zu Magarete und nahm sie in den Arm. „Vielen Dank für den schönen Tag.“
Magarete konnte gar nichts erwidern, denn Paula drückte sie sehr fest.
Steffen löste sanft die Umklammerung von Paula. „Lass mir auch noch etwas über“, bemerkte er schmunzelnd.
„Na gut, dann drücke ich jetzt Friedrich.“
„Darauf bestehe ich auch.“ Friedrich breitete die Arme aus. Vorsichtig umarmte Paula ihn. Sie fühlte sein Herz an ihrer Brust schlagen. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel: Bitte lass das Herz von Friedrich noch ganz lange kräftig schlagen!
„Ich werde langsam eifersüchtig.“ Steffen tippte ihr von hinten auf die Schulter.
„Oh, schade“, erwiderte Friedrich, „selten bekomme ich so junges Blut in die Arme.“
Paula ließ von Friedrich ab und hakte sich bei Steffen ein. „Dann kommt gut nach Hause und schlaft schön. Morgen wollt ihr euch mit Karl treffen?“
„Ja, Günther ist so freundlich und fährt uns.“
„Ich habe meinen Namen gehört?“ Günther war sofort zur Stelle.
„Prima, dass du sie morgen fährst.“
„Ach, das ist doch nichts, das mache ich gerne. Aber jetzt sollten wir erstmal loskommen. Meine Berta ist müde und möchte nach Hause.“
Paula ersparte sich den Blick zu Berta. Sie hätte eine Millionen darauf
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