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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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Klagenfurth brach in schallendes Gelächter aus und Paula schloss sich ihm sympathisierend an. Der Mann gefiel ihr.
    „Die Zeiten ändern sich eben“, brachte es Willi Klagenfurth auf den Punkt. „Die Frauen heutzutage sind berufstätig und gehen in der Freizeit ihren Hobbys nach. Das sehe ich bei meiner Tochter, die in Düsseldorf lebt. Zeit zum Heiraten hat sie gefunden und ihre zwei Kinder sind straff in die Lebensplanung mit eingebunden. Mein Schwiegersohn hat sogar Elternteilzeit genommen. Toll, was es heute gibt, so etwas gab es zu meiner Zeit nicht. Meine Tochter hat nur wegen der Kinder Kochen gelernt, sonst würden sie sich vermutlich nur von Pizza, Döner oder Nudeln ernähren.“ Willi Klagenfurth schob sich sein drittes Stück Kuchen auf den Teller. Kuchen schmeckte ihm außerordentlich gut und seine Leibesfülle sprach Bände. Er stach mit der Gabel ein großes Stück ab. Bevor es in seinem Mund verschwand, sprach er weiter. „Und Sie? Haben Sie Kinder?“
    „Ich habe eine Tochter. Kira. Sie ist acht Jahre alt.“ Steffen stand Willi Klagenfurth in der Anzahl der Kuchenstücke nicht nach, verschlang sein zweites und schob sich das dritte nur wenig später nach.
    „Ich habe keine Kinder“, kam es Paula leichthin über die Lippen, obwohl es sich in ihren Ohren falsch anhörte. Sie wollte endlich mal sagen können, ja ich habe eine Tochter oder einen Sohn.
    „Ach, ich dachte Sie beide wären verheiratet“, platzte Willi Klagenfurth neugierig heraus.
    „Nein, nicht verheiratet“, verneinte Paula schnell und energisch.
    Typisch, dachte Steffen, fehlte nur noch das sie sagte: Gott sei Dank. „Ich bin geschieden“, antwortete er, „mit Paula bin ich noch nicht so lange zusammen.“
    „He, was heißt das denn? Wir sind schon Wochen, ach was, Monate zusammen.“ Paula reagierte etwas pikiert.
    Willi beobachtete die Beiden und amüsierte sich insgeheim. Was sich neckte, das liebte sich. Den Spruch kannte er seit seiner Kindheit. Und sehr früh hatte er bereits seine Frau Marlene kennengelernt. Am Anfang hatten sie sich ähnlich verhalten. Viel geneckt und auch gestritten, ehe sie zu einer Einheit zusammenwuchsen. Willi Klagenfurth erkannte wehmütig, wie schnell die Zeit verflogen und die aufregenden Anfangsjahre in Routine übergegangen waren.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Paula, der seine Stimmungsänderung nicht entgangen war.
    „Ja, doch. Ich habe nur gerade daran gedacht, wie es bei mir und Marlene früher war. Wir waren so verliebt wie Sie und haben uns pausenlos geneckt und gestritten. Eine wunderbare Zeit, die leider zu schnell vorüber war.“
    Steffen grinste über das ganze Gesicht. Paulas Gesicht indes nahm eine rötliche Färbung an. Schnell trank sie einen Schluck Kaffee und versuchte ihre Röte hinter der Kaffeetasse zu verstecken.
    „Aber deshalb sind Sie ja nicht hergekommen, richtig? Wir wollen über die Geschehnisse vor über siebzig Jahren sprechen. Ich kann Ihnen aber nur berichten, was ich von meinem Vater weiß. Ich werde Ihnen vermutlich nicht alle Fragen beantworten können.“
    „Das macht nichts. Ich wäre schon glücklich, wenn ich etwas mehr wüsste, was damals passiert ist. Es ranken sich viele Gerüchte um die Nacht, in der Hein Kummerlich ermordet wurde.“
    Willi stellte den leeren Teller auf dem Tisch ab. „Es gab nicht viele Menschen, die darüber Bescheid wussten, aber die, die es taten, bewahrten das Geheimnis gut.“ Seine Stirn legte sich in nachdenkliche Falten. „Ich habe diese Nacht überlegt, ob es überhaupt Sinn macht, darüber zu sprechen. Warum sollte man es nicht auf sich beruhen lassen? Es ändert nichts mehr.“ Willi Klagenfurth blickte Paula und Steffen forschend an.
    „Sie haben Recht mit Ihren Bedenken. Paula und ich haben uns deswegen lange unterhalten. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass alles, was Sie uns erzählen werden, in diesem Wohnzimmer bleiben wird. Niemand wird es erfahren. Es wäre nur für uns, es ist wie das letzte fehlende Puzzlestück, das ein Ganzes ergibt.“ Steffen wirkte sehr überzeugend, während Paula ein schlechtes Gewissen bekam. Sie hatte ihrer Mutter versprochen zu berichten, was sie hier erfahren würden. Puh, eine Zwickmühle. Ihr Gesicht verriet nicht ihre Gedankengänge, aber sie schwor sich, ihrer Mutter das Versprechen abzunehmen, nichts und Niemandem etwas zu verraten. Herrje, ihr Vater musste in das Versprechen miteingebunden werden. Wie kompliziert.
    Willi Klagenfurth wägte seine Entscheidung

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